In Sarawak im malaysischen Teil der Insel Borneo setzt der WWF ein Projekt um, das eine nachhaltige Nutzung der Waldressourcen anstrebt, um die weitere Abholzung in der Region zu verhindern, Korridore zur Erhaltung der Artenvielfalt und zum Schutz der Ökosysteme zu schaffen und Lebensbedingungen für die indigenen Gemeinden vor Ort zu verbessern.
Die Region auf Borneo
Im Herzen Borneos, auch Heart of Borneo (HoB) genannt, erstreckt sich eine 22 Millionen Hektar große Waldlandschaft als Korridor für Wildtierarten über die Insel. Darin sind der Orang Utan, der Nebelparder, der Zwergelefant und das Sumatra-Nashorn zu Hause. Der Korridor hat die Funktion einer ökologischen Verbindung zwischen den nationalen Schutzgebieten von Brunei Darussalam, Malaysia und Indonesien. Der HoB-Korridor ist eines der weltweit wichtigsten Schutzgebiete des WWF. Arten- und Klimaschutz sowie Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der indigenen Völker sind wichtige Themen. Wesentliche Ziele und Aktivitäten sind die Umsetzung nachhaltiger Landnutzungsstrategien, Konzepte für eine „grüne“ Entwicklung für lokale und indigene Gemeinden sowie die Förderung nachhaltiger Einkommensquellen wie Ökotourismus, nachhaltige Kautschukgewinnung, Nichtholzwaldprodukten, Umweltbildung und Sensibilisierung der örtlichen Bevölkerung.
Der Wald gerät unter Druck
Der Korridor im Herzen von Borneo gerät immer mehr unter Druck. Unternehmen und Kleinbäuerinnen und Kleinbauern roden wertvolle Wälder, um Holzressourcen und Pflanzen-Rohstoffe wie Ölpalmen zu gewinnen. Auch durch früheren Wanderfeldbau ist die Landschaft sehr fragmentiert. Dadurch gehen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verloren. So ist es besonders wichtig, dass übrig gebliebenen Waldstücke erhalten bleiben und wieder verbunden werden. Die indigenen Gemeinschaften der Region sind eng mit ihrer natürlichen Umgebung verbunden und sind auf die Wälder angewiesen, um ihre Lebensgrundlage zu sichern. Sie nutzen die Ökosystemdienstleistungen des Waldes für Wasserzugang und Nahrungsmittel.
Durch die Zerstörung der Wälder wird ihre Lebensgrundlage bedroht. Die Gemeinschaften fehlt es zudem zum großen Teil an Basis-Infrastruktur wie der Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Energieversorgung. Ebenso fehlt ihnen aufgrund schwieriger Transportbedingungen an ausreichendem Zugang zum Markt zum Vertrieb ihrer Produkte. Nicht wenige besitzen außerdem keine gültigen Landrechte, was zu Konflikten mit den Großgrundbesitzer:innen der Holzkonzessionen führt. Außerdem wurden durch nichtnachhaltige Abholzung wichtige Flusssysteme in der Region durch Hangerosion beeinträchtigt. Dies führt dazu das die Gewässer immer mehr durch Sand, Steine und Schlamm verunreinigt werden, was die Wasserversorgung erheblich verschlechtert.
Nachhaltiges Waldmanagement und Einkommenssicherung für indigene Gemeinden
Um die weitere Abholzung und Zerstörung der Wälder zu verhindern und Lebensbedingungen für die indigene lokale Bevölkerung vor Ort zu verbessern, wurde das Projekt zu nachhaltigem Waldmanagement und Einkommenssicherung für indigene Gemeinden entwickelt. Die Projektregion gehört zum Heart of Borneo und liegt im malaysischen Bundesstaat Sarawak an der Grenze zu Sabah und Indonesien. Die teilnehmenden Gemeinden liegen im Kuba’an Puak-Korridor zwischen zwei großen Schutzgebieten (Gunung Mulu Nationalpark und dem Pulong Tau Nationalpark) und im Maligan-Kelabit-Hochland im Norden Sarawaks.
In Kuba’an Puak lebt das Volk der Penan, die letzten halbnomadischen Indigenen in Sarawak. Sie sind erst seit kurzem sesshaft und sie haben bisher wenig Erfahrung zu Landwirtschaft zur eigenen Versorgung. So sollen im Projekt landwirtschaftliche Flächen und Gemüsegärten angelegt werden, um die Ernährungssicherheit zu verbessern. Ebenso soll ein Trainingskonzept etabliert werden, bei dem Gemeindemitglieder zu lokalen Landwirtschaftstrainern ausgebildet werden. Geschädigte Flächen werden mit heimischen Rattan- und Obstbäumen renaturiert. Aus dem Rattan werden kunsthandwerkliche Produkte wie Teppiche oder Lampen hergestellt, das auf dem lokalen Markt verkauft werden.
Im Maligan-Kelabit-Hochland leben die Volksgruppen der Lun Bwang, Kelabit, Sa’ban und Lun Dayeh. Sie betreiben schon deutlich länger Landwirtschaft als die Penan. Eine wichtige Anbaukultur dort ist Reis. Im Projekt geht es darum den Reisanbau ökologischer zu gestalten. Die Reisfelder werden nicht wie beim herkömmlichen Reisanbau komplett geflutet, sondern nur bewässert und die Unkrautbekämpfung wird mechanisch ohne den Einsatz von Pestiziden durchgeführt. So können die Methanemissionen reduziert und die Erträge verbessert werden.
Neben dem Anbau spielt auch die Vermarktung des Reises eine große Rolle im Projekt. Um die Wertschöpfung vor Ort zu verbessern, wird die nötige Infrastruktur wie Reismühlen und Verpackungsmaschinen geschaffen.
Der qualitativ hochwertige Reis kann so zu höheren Preisen auf dem lokalen Markt verkauft werden, er eignet sich jedoch auch für den internationalen Export. Eine weitere wichtige Komponente in diesem Gebiet ist die Renaturierung der lokalen Flussabschnitte, um eine weitere Erosion der Flusshänge zu verhindern. Für die Landwirtschaft und zur eigenen Trinkwasserversorgung sind die Gemeinden auf funktionierende Flusssysteme angewiesen.
In beiden Gebieten werden die Gemeinden dabei unterstützt, das Co-Management der angrenzenden Waldkonzessionen zu übernehmen. Die Gemeinschaften arbeiten mit den Waldbesitzer:innen zusammen und nutzen den Wald auf nachhaltige Weise. Zum Beispiel ernten sie Waldhonig, Früchte oder auch Fisch. Ein weiter wichtiger Aspekt des Projektes ist die Stärkung der Selbstverwaltung, da oft eine professionelle Gemeindevertretung fehlt. Hierfür wird ein Trainingskonzept etabliert. Dabei sollen insbesondere Frauen als Gemeindevertreterinnen gestärkt werden.
Ein generelles Ziel ist es den Marktzugang für die lokalen Gemeinden zu verbessern, damit sie für ihre regionalen Produkte wie Reis, Kunstwerk und Honig besser und teurer verkaufen können.
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
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