Seit fast 20 Jahren kümmert sich Umi A'Zuhrah beim Tigerschutzprogramms des WWF Malaysia um nachhaltige Partnerschaften mit indigenen Gemeinschaften. Ihre wichtigste Fähigkeit? Gut zuhören können.

Zu ihrem Verbreitungsgebiet gehörte auch Kasachstan. Hier starb das letzte Exemplar schon 1948. Doch der Tiger könnte zurückkehren. Die kasachische Regierung hat große Pläne: Sie will die Großkatze im Westen des Landes wieder ansiedeln. Das ambitionierte Vorhaben klingt wie Science-Fiction, doch das ehrgeizige Projekt nimmt nun konkretere Formen an.

Umi A'Zuhrah im Gespräch mit Bewohner:innen des Dorfes Sungai Raba, Malaysia © Emmanuel Rondeau / WWF-US
Umi A'Zuhrah im Gespräch mit Bewohner:innen des Dorfes Sungai Raba, Malaysia © Emmanuel Rondeau / WWF-US

Nicht einmal mehr 150 Malaysia-Tiger leben heute noch in freier Wildbahn. Die Raubkatze, die auf der malaiischen Halbinsel im äußersten Süden Thailands und in Westmalaysia beheimatet ist, gehört zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Im Nationalpark Belum-Temengor im Norden Malaysias an der Grenze zu Thailand, einem der letzten Hochburgen der Tiere, ist die Zahl der Tiger zwischen 2009 und 2018 um erschreckende 50 Prozent eingebrochen.

Dort ist das Tigerschutzprogramm des WWF Malaysia seit Jahrzehnten aktiv und versucht die verbliebenen Tiere zu erhalten. Teil des Teams ist Umi A'Zuhrah. Seit fast 20 Jahren ist sie aus dem Projekt nicht wegzudenken. Als Senior Community Engagement und Education Officer liegt ihr insbesondere der Aufbau und die Pflege von Partnerschaften mit indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften am Herzen.

Verbindungen schaffen, Wissen teilen

Umi A'Zuhrah im Gespräch mit Ambos, einer Ältesten aus Sungai Raba, Malaysia © Emmanuel Rondeau / WWF-US
Umi A'Zuhrah im Gespräch mit Ambos, einer Ältesten aus Sungai Raba, Malaysia © Emmanuel Rondeau / WWF-US

Umi A'Zuhrah liebt es, mit Menschen zu arbeiten. Erste Berufserfahrungen sammelte sie im Eventbereich – unter anderem arbeitete sie bei „Malaysian Idol“ – merkte aber schnell, dass das nicht das Richtige für sie war. Das erste Naturschutzprojekt, an dem sie beteiligt war, fand in ihrer Heimatstadt statt. Ihre Kolleg:innen hatten Schwierigkeiten, mit den Menschen vor Ort zu kommunizieren und ihre Naturschutzbotschaften zu vermitteln, weil sie den lokalen Dialekt nicht sprachen.

Umi A'Zuhrah sprang ein und erkannte, dass sie auf diese Weise etwas Wertvolles beitragen konnte: Indem sie Verbindungen zwischen Menschen schafft. Sie ist davon überzeugt, dass nur dann etwas erreicht werden kann, wenn Naturschutzprojekte und Einheimische ihr Wissen teilen und an einem Strang ziehen. „Naturschutz ist keine Einzelleistung,“ sagt sie. „In dieser Arbeit habe ich meine Leidenschaft gefunden.“

Zusammenarbeit mit den Orang Asli

Umi im Gespräch mit Frauen, die Setzlinge verkaufen © Emmanuel Rondeau / WWF-US
Umi im Gespräch mit Frauen, die Setzlinge verkaufen © Emmanuel Rondeau / WWF-US

Umi A'Zuhrah hat kein umwelt- oder naturwissenschaftliches Studium absolviert. Die Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie mitbringt, sind für den Erfolg des Tigerschutzprogrammes aber ebenso wichtig. Zu ihren Aufgaben gehört die Planung, Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Einbindung der lokalen Gemeinschaften. Zu Bewohner:innen von 19 Dörfern im Nationalpark Belum-Temengor hat sie über die Jahre tragfähigen Kontakt aufgebaut.

Seit 2009 arbeitet WWF mit den indigenen Völkern der Region, den Orang Asli, zusammen. Diese Partnerschaft aufzubauen war ein langsamer und schwieriger Prozess. „Es hat nicht viele Stunden oder Tage gedauert, das Vertrauen aufzubauen. Es waren Monate, sogar Jahre“, erinnert sich Umi A'Zuhrah.

Bevor sie in Kontakt mit den Orang Asli trat, hatte sie viel recherchiert, um sich Wissen anzueignen, am wichtigsten aber war es, in den Dörfern von den Menschen zu lernen: „Ich habe Jahre damit verbracht, den Menschen zuzuhören, sei es bei einem Plausch unter einem Baum oder bei Workshops, die wir abhalten, um gemeinsam Strategien zur Erhaltung der Tiger zu entwickeln. Zuhören ist so wichtig.“

Perspektive der Frauen einbeziehen

Merapi (Mitte), Mitglied des Anti-Wilderei-Teams, hält eine Schlingfalle, die aus dem Wald entfernt wurde. Umi kennt Merapi seit seiner Kindheit und arbeitet nun eng mit ihm zusammen, um Tiger zu schützen. © Emmanuel Rondeau / WWF-US
Merapi (Mitte), Mitglied des Anti-Wilderei-Teams, hält eine Schlingfalle, die aus dem Wald entfernt wurde. Umi kennt Merapi seit seiner Kindheit und arbeitet nun eng mit ihm zusammen, um Tiger zu schützen. © Emmanuel Rondeau / WWF-US

Aus den vielen Gesprächen und Workshops entwickelten sich Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Gemeinschaften und die Organisation von Anti-Wilderer-Patrouillen, um das Problem des Fallenstellens in der Region anzugehen.

Die Tatsache, dass sie eine Frau sei, habe ihr geholfen, das Vertrauen der Frauen in den Gemeinschaften zu gewinnen, glaubt Umi A'Zuhrah. Obwohl diese anfangs sehr schüchtern seien, hält Umi A'Zuhrah es für immens wichtig, die Perspektive der Frauen in die Diskussionen einzubeziehen, um die soziale Dynamik in der Gemeinschaft besser verstehen zu können.

Umi  A'Zuhrah reist weiterhin häufig in die WWF-Außenstelle in Gerik am Rande des Belum-Temengor-Waldes, um Zeit mit den Gemeinschaften zu verbringen. Diese Aufenthalte vor Ort sind essenziell, um die Beziehungen zu pflegen und zu stärken, und zwar über die Generationen hinweg. Umi A'Zuhrahs Arbeit trägt längst Früchte, und das macht sie stolz. „Ich habe hier so lange mit Großeltern und Eltern gearbeitet. Jetzt sehe ich, wie Kinder, die ich seit Jahren kenne, zu Erwachsenen heranwachsen und sich aktiv am Naturschutz beteiligen“, erzählt sie. „Sie behandeln mich wie ein Familienmitglied; und das ist etwas, das ich nicht in Worte fassen kann“.

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