Die Lebensräume gefährdeter Arten sind oft riesig, teilweise unübersichtlich und machen keinen Halt vor Ländergrenzen. Ranger:innen können nicht überall gleichzeitig sein. Eine vom WWF und weiteren Naturschutzorganisationen entwickelte Technologie schafft Abhilfe, auch über große Entfernungen hinweg: SMART ist eine digitale Plattform für die Dokumentation und Analyse von Daten, die im Gelände erhoben werden. Sie wird inzwischen in fast 100 Ländern erfolgreich eingesetzt.  

In Thailand geben Patrouillenteams landesweit Sichtungen und Spuren von Wildtieren in die SMART Handy-App ein, außerdem für Tiere bedeutende Gebiete wie zum Beispiel natürliche Salzlecken und Hinweise auf illegale Aktivitäten.

In Malaysia nutzen indigene Völker SMART bei freiwilligen Anti-Wilderei-Patrouillen in Regionen, die als Hotspots für die Fallenwilderei bekannt sind.

In Bhutan hilft SMART, Tiger und andere Wildtiere außerhalb von Schutzgebieten besser zu überwachen. Aber was ist SMART genau, wie funktioniert es, und was macht das System so bedeutend?

Was ist SMART?

Ein Patrouillen-Team bei der Arbeit mit dem SMART-System in Südostasien © Lauren Simmonds / WWF
Ein Patrouillen-Team bei der Arbeit mit dem SMART-System in Südostasien © Lauren Simmonds / WWF

Naturschutzteams an vorderster Front wie staatliche Ranger:innen, Freiwillige und Wissenschaftler:innen können dank SMART ihre Beobachtungen per Handy oder am Computer in eine zentrale Datenbank laden, teilen und gegenseitig nutzen. Die Abkürzung bedeutet „Spatial Monitoring and Reporting Tool“, also in etwa „Werkzeug zur räumlichen Überwachung und Meldung“.

SMART wird als Software und Datenplattform heute hauptsächlich zur Überwachung von Wildtieren und ihren Lebensräumen genutzt.

Informationen aus der Wildnis

Mit wenigen Klicks lassen sich auf der SMART-Plattform standardisierte, übersichtliche Berichte und Karten erstellen und mit GPS-Koordinaten, Fotos und weiteren Einzelheiten versehen. Die Daten aus den verschiedensten Ecken von Schutzgebieten, Regionen und Ländern werden gesammelt, ausgewertet, bildlich dargestellt und kartiert.

Entscheidungsträger:innen – zum Beispiel aus Nationalparkverwaltungen – haben direkt Zugriff auf die gespeicherten, vereinheitlichten Daten der Basis. Notwendige Schutzmaßnahmen sind schnell ersichtlich und die Einsätze der Teams vor Ort können besser geplant und koordiniert werden. SMART macht den Naturschutz selbst bei knappen Ressourcen wesentlich effizienter.

SMARTer Schutz von Tiger und Löwe bis zu Eisbär und Delfin

Gemeinsam mit sieben anderen, großen, internationalen Naturschutzorganisationen hat der WWF die SMART-Technologie entwickelt und unterstützt ihren Einsatz. Seit Einführung 2011 wird das wichtige Instrument stetig verbessert und in immer neuen Gebieten weltweit genutzt – nicht nur an Land.

In Costa Rica stärkt SMART Gemeindepatrouillen rund um den Chirripó-Nationalpark, der UNESCO Weltnaturerbe ist. In Nunavut im Norden Kanadas nutzen Inuit die Technologie, um per privatem Mobiltelefon ihre Wildtierbeobachtungen zu melden. In den Savannen Zentral-Sambias können Löwen, Leoparden, Geparde und Wildhunde einschließlich ihrer Beutetiere effektiver geschützt werden. In Mosambik tragen Pilot:innen die Beobachtungen ihrer Luftpatrouillen über dem Maputo-Nationalpark und dem grenzübergreifenden Schutzgebiet Limpopo auf der Softwareplattform ein. Und auf dem Mekong hilft SMART Ranger:innen in Kambodscha, die hochbedrohten Irrawaddy-Flussdelfine vor dem Aussterben zu bewahren.

In Asien hat die digitale Innovation SMART außerdem den Tigerschutz in den letzten Jahren erheblich vorangebracht.

Erfolg in Thailands Tigerlandschaften

Mit einer Fotofalle aufgenommener Tiger in Huai Khao Khaeng in Thailand © DNP / WWF-Thailand
Mit einer Fotofalle aufgenommener Tiger in Huai Khao Khaeng in Thailand © DNP / WWF-Thailand

Wird ein Tigerweibchen mit Jungen von Kamerafallen in den entlegenen Wäldern Thailands entdeckt, muss dieses Gebiet besonders vor Wilderei geschützt werden. Mit Hilfe der bei SMART gesammelten Daten erstellen die Patrouillenteams Überwachungspläne.

Die thailändische Regierung hat SMART bereits 2006 landesweit eingeführt. Heute wird die Technologie in mehr als 200 Regionen des Landes genutzt - einschließlich aller Schutzgebiete – und hat die Effizienz und Koordinierung der Naturschutzteams in Thailands Tigerlandschaften erheblich verbessert.

Auch großflächige Netzwerke der Wilderei können besser erkannt, aufgedeckt und angegangen werden.

SMART-Nutzung in Bhutan

Von einem SMART-Team beschlagnahmte Kettensägen in Bhutan © Divisional Forest Office / Sarpang
Von einem SMART-Team beschlagnahmte Kettensägen in Bhutan © Divisional Forest Office / Sarpang

In Bhutan nutzen Patrouillenteams SMART landesweit, um Waldgebiete in und zwischen den Schutzgebieten zu überwachen. SMART hilft dabei wichtige Fragen zu beantworten: Wo verlaufen Wanderrouten von Wildtieren? Wo finden sich welche natürlichen Ressourcen? Wo und wie sind Lebensräume geschädigt? Wo kommen sich Mensch und Tier gefährlich nahe und es könnten Konflikte entstehen? Und vor allem: Wo liegen die Brennpunkte illegaler Aktivitäten?

Ein wichtiger Erfolg von SMART zeigt sich im Süden des Landes. Bis vor einigen Jahren drohte die Region Sarpang an der Grenze zu Indien zu einem Hotspot der Schlingen-Wilderei zu werden. SMART verhalf den Patrouillenteams zu strategischen Schutzmaßnahmen. Örtliche Gemeinschaften können ebenfalls aktiv und wirksam einbezogen werden. Seit 2020 wurde in dem Gebiet keine Tiger-Wilderei mehr verzeichnet!

„Gamechanger“ im Naturschutz

SMART wird heute in mehr als 1.200 Land-, Süßwasser- und Meeresgebieten eingesetzt und ist das weltweit am häufigsten genutzte Instrument eines anpassungsfähigen Managements von Schutzgebieten mit all ihren Dynamiken. Aktuell wird die Datenerfassung und -analyse in Echtzeit weiter verbessert. Auch künstliche Intelligenz kann einbezogen werden.

Für Naturschutzteams in aller Welt hat sich SMART als bahnbrechend erwiesen und die Wirksamkeit ihrer Arbeit entscheidend verstärkt.

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