Das älteste und größte Luchsvorkommen in Deutschland befindet sich in Bayern und ist Teil der grenzüberschreitenden böhmisch-bayerisch-österreichischen Luchspopulation (BBA). Die letzte Individuenzählung der BBA-Luchspopulation ergab bis zu 130 selbstständige Luchse (Stand: 2019/2020). Die BBA-Population spielt eine wichtige Rolle bei der Verbindung der verschiedenen Luchspopulationen in Europa von den Alpen bis zu den Karpaten. Illegale Tötungen und die Fragmentierung des Luchshabitats stellen jedoch eine große Herausforderung für das langfristige Überleben der Population dar. Um diesen und anderen Bedrohungen zu begegnen, wurde von 2017 bis 2020 im Rahmen des Interreg-Projekts 3Lynx eine gemeinsame Luchsschutzstrategie entwickelt, die darauf abzielte, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Schutz und der Überwachung der BBA-Luchspopulation zu verbessern.
Derzeit leben in Deutschland zwischen 125 und 135 erwachsene Luchse. Sie verteilen sich auf die drei Populationen im Harz, Pfälzerwald und Bayerischen Wald.
Die böhmisch-bayerisch-österreichische Luchspopulation (BBA)
Der Luchs: Durch Wilderei vom Aussterben bedroht
Bis zu 25 Prozent der Luchse in Bayern könnten wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge gewildert werden. Wenn die Wilderei in diesem Ausmaß weitergeht, ist die Luchspopulation im Grenzgebiet von Deutschland und Tschechien in 100 Jahren ausgestorben. Die großen Katzen werden vergiftet, erschossen oder erschlagen und sind auch deswegen in Deutschland weiter vom Aussterben bedroht.
13 erwachsene, standorttreue Luchse sind im bayerisch-böhmischen Raum zwischen 2018 und 2019 spurlos verschwunden, zwei Großkatzen wurden nachweislich getötet. Zusammen sind das ein Viertel der erwachsenen Tiere in der bayerisch-böhmischen Luchspopulation.
„Die verschwundenen Luchse sind wahrscheinlich zum Großteil der Wilderei zum Opfer gefallen. Statt durch die Wälder zu pirschen, liegen sie nun wahrscheinlich als Trophäen herum. Besonders bitter: Obwohl schon so viele Luchse, auch nachweislich, illegal erlegt wurden, ist noch kein einziger Täter oder Täterin verurteilt wurde. Das zeigt, wie dringend notwendig unser Projekt zum Schutz der Luchse hier in Bayern ist.“
Was ist im Rahmen des Projekts „Tatort Luchs“ geplant?
Die Projektpartner wollen dazu beitragen, die illegale Tötung von Luchsen in Bayern und Tschechien zu verhindern und damit die länderübergreifende Luchspopulation zu stärken, die derzeit besonders durch Wilderei bedroht ist. Das Projekt will daher Teile der im Rahmen des 3Lynx-Projektes entwickelten länderübergreifenden Luchserhaltungsstrategie umsetzen. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Schwere und das Ausmaß der illegalen Luchstötungen in Deutschland und Tschechien sowie für die allgemein mangelnde Einhaltung der Artenschutzvorschriften in der EU zu schärfen. Die Partner wollen die Sammlung und Bereitstellung von Informationen über Straftaten verbessern und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Aufdeckung und Prävention von Wildtierverbrechen fördern.
Um dies zu erreichen, wollen die Projektpartner:
- Straftaten verhindern, insbesondere durch die Sensibilisierung für die Auswirkungen der Wilderei auf die Entwicklung der Luchspopulation durch Öffentlichkeitsarbeit und durch die Sammlung und Bereitstellung von Umweltinformationen
- die Untersuchung von Straftaten durch die Schulung von Ranger:innen und lokalen Behörden verbessern
- die Verurteilungsquote von Wilderei-Delikten durch die Schulung von Fachleuten im Bereich der Strafverfolgung erhöhen
Die Projektpartner bei „Tatort Luchs“
Das Projektteam besteht aus dem WWF Deutschland, Luchs Bayern e.V., der Universität Bremen und der tschechischen Organisation Hnutí DUHA. Während der WWF und Luchs Bayern e.V. vor allem in Bayern arbeiten, übernimmt die tschechische Organisation Hnutí DUHA eine ähnliche Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagne in Tschechien. Die Uni Bremen stellt den Partnern unter anderem juristische Expertise zur Verfügung und forscht zu Hintergründen und Problemstellungen der Strafverfolgung hinsichtlich der illegalen Tötung von Luchsen.
Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit EURENI-Mitteln (European Environment Initiative).
Weitere Informationen:
- Luchse in Bayern
- Luchse: die Pinselohren in Gefahr
- Wilderei-Notruf