Es ist das weltweit wichtigste Pflanzenöl: Palmöl ist vergleichsweise günstig in der Herstellung, im Anbau sehr ertragsreich, frei von schädlichen Transfettsäuren und vielseitig verwendbar. Deshalb ist die Palmöl-Produktion in den letzten zehn Jahren um mehr als 60% gestiegen. Ob Margarine, Schokolade, Kekse, Chips, Fertiggericht, Hautcreme, Lippenstift, Duschgel oder Waschmittel – etwa jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl.

Doch seine Beliebtheit macht es zum Problem: Für Palmölplantagen werden großflächig tropische Wälder gerodet. Diese bedecken inzwischen über 19 Millionen Hektar Fläche. Das ist mehr als die Hälfte der Bundesrepublik Deutschland. In Indonesien, neben Malaysia eines der Hauptanbauländer, hat sich die Fläche für Ölpalmen seit 1990 verzehnfacht. Das Land ist auch durch die Zerstörung seiner Regenwälder mittlerweile zum drittgrößten Treibhausgas-Emittenten der Erde geworden. Doch der weitläufige Anbau von Ölpalmen in Monokulturen bedroht auch die biologische Vielfalt und raubt Arten wir Orang-Utans und Tigern den Lebensraum. Darum haben WWF und EDEKA das Themenfeld Palmöl in ihre Partnerschaft für Nachhaltigkeit aufgenommen.

Logo Edeka © Edeka
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Palmöl ist grundsätzlich kein „schlechtes“ Öl. Mit ihm kann auf vergleichsweise geringer Fläche ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenölen gedeckt werden. Für die Herstellung einer Tonne Öl wird für Soja, als Beispiel, achtmal so viel Fläche wie die Ölpalme benötigt. Aber der Anbau von Palmöl muss anders werden – nämlich ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich. Davon sind die meisten Produzenten noch weit entfernt. Einen Mindeststandard für den Anbau von Palmöl bietet der Runde Tisch für Palmöl (RSPO), an dem der WWF mitarbeitet. Das bedeutet, dass auf den Plantagen freiwillig mehr für Naturschutz und Menschenrechte getan wird als gesetzlich vorgeschrieben. Zusätzlich fordert der WWF die Einhaltung von Zusatzkriterien wie ein Verbot des Anbaus auf Torfböden oder des Einsatzes von hochgefährlichen Pestiziden. Wir können aber nicht nur auf die Produktion schauen, sondern müssen grundsätzlich auch unseren Konsum überdenken, um weniger Ressourcen zu verbrauchen.

Die Ziele von EDEKA

In allen palmölhaltigen Eigenmarken-Artikeln verwenden EDEKA und Tochter Netto Marken-Discount zertifiziertes Palmöl nach RSPO Segregated. Das bedeutet, dass das Palmöl entlang der gesamten Lieferkette getrennt verarbeitet wird, im Produkt befindet sich ausschließlich RSPO-zertifizierte Ware. Der 2004 gegründete Roundtable on Sustainable Palm Oil hat das Ziel, nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschäden zu begrenzen. Auch bei Palmkernöl greifen EDEKA und Netto wo möglich auf dieses Handelsmodell zurück. In allen Artikeln mit Derivaten und Fraktionen aus Palm(kern)öl setzt EDEKA mindestens RSPO Mass Balance-zertifizierten Rohstoff ein. Dabei wird RSPO-zertifiziertes Palm(kern)öl kontrolliert gemischt, die Handelsströme von zertifiziertem und nicht zertifiziertem Material werden nicht getrennt, daher befindet sich auch nicht-zertifiziertes Material im Endprodukt. Die Produktion von zertifiziertem nachhaltigem Palmöl soll so insgesamt erhöht werden.

EDEKA bleibt Mitglied im Round Table for Sustainable Palm Oil (RSPO). Im Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) fordert EDEKA gemeinsam mit weiteren Akteuren aktiv Verbesserungen in Standards ein. Des Weiteren unterstützt EDEKA bis Ende 2022 ein Kleinbauernprojekt. Dieses erfüllt die FONAP-Zusatzkriterien, wie ein Anbauverbot auf Torfböden oder den Verzicht auf hochgefährliche Pestizide. Darüber hinaus streben EDEKA und Netto an, dass bis spätestens 2020 mindestens 30% des in Eigenmarken eingesetzten Palm(kern)öls inklusive Derivate und Fraktionen physisch und verifiziert die POIG-Kriterien erfüllt. Diese umfassen soziale und ökologische Anforderungen, die über die des RSPO-Standards hinaus gehen.  Die Palm Oil Innovation Group (POIG) ist eine im Jahr 2013 gegründete Multi-Stakeholder Initiative mit dem Ziel, innovative und nachhaltige Praktiken im Palmölanbau gemeinsam mit Akteuren der gesamten Lieferkette umzusetzen. POIG baut auf den Prinzipien und Kriterien des RSPO auf und fordert die Umsetzung zusätzlicher Anforderungen.

Mehr dazu, wo EDEKA bei der Erreichung der Ziele steht, verrät der aktuelle Fortschrittsbericht.

Interview mit Patrick Freund, Palmölexperte beim WWF

Patrick Freund, Palmölexperte beim WWF © WWF
Patrick Freund, Palmölexperte beim WWF © WWF

Warum empfiehlt der WWF Partner EDEKA nicht, ganz auf Palmöl zu verzichten? Es gibt doch genug andere pflanzliche Fette?

Weil wir damit das Problem leider nicht lösen, sondern nur verschieben - oder sogar verschlimmern. Das gilt insbesondere dann, wenn Palmöl durch Soja- oder Kokosöl ersetzt wird. Es würde mehr Fläche benötigt, es entstünden mehr Treibhausgasemissionen und es wären sogar mehr Arten bedroht als bisher. 

Wir haben in einer Studie auch berechnet, was passieren würde, wenn wir den deutschen Palmölbedarf – wo immer möglich - nur durch heimisches Rapsöl deckten. Dafür müsste die Anbaufläche in Deutschland um 730.000 Hektar ausgeweitet werden. Das entspräche der doppelten Größe Mallorcas. Auch bei diesem Ansatz würden mehr Treibhausgase freigesetzt. Global betrachtet könnten jedoch positive Effekte für die Biodiversität erwartet werden. Hierzulande sind allerdings – jenseits der Flächenproblematik – negative Auswirkungen für Fauna und Flora zu befürchten. Es führt daher kein Weg daran vorbei, den Anbau von Palmöl und allen anderen Ölpflanzen umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten. Daran arbeiten wir mit dem EDEKA-Verbund.  

Gleichzeitig müssen wir unseren Bedarf senken: Es könnten rund 50 Prozent des deutschen Palmölverbrauchs eingespart werden, wenn auf Palmöl als Biokraftstoff verzichtet und Lebensmittel wie Schokolade, Süß- und Knabberwaren, Fleisch und Fertiggerichten bewusster verzehrt würden.  

EDEKA stellt derzeit Palmöl, Palmkernöl und deren Derivate in Eigenmarkenprodukten sukzessive auf zertifiziertes Palmöl um. Ist das dann das Ende der Fahnenstange?

Nein. Erstmal gibt es verschiedene Liefermodelle von zertifiziertem Palmöl und da steigt EDEKA immer mehr auf physische Lieferung um, statt beispielsweise Zertifikate zu kaufen. Bei EDEKA-Eigenmarkenartikeln, die Palmöl enthalten, stammt das inzwischen zu 97% aus zertifiziertem  Palmöl, bei Palmkernöl liegt EDEKA bei 90%. Der überwiegende Rest stammt aus RSPO Mass Balance Herkunft und es wird nur noch ein sehr geringfügiger Teil über den Kauf von Zertifikaten abgedeckt. Darüber hinaus setzt sich EDEKA über das Forum Nachhaltiges Palmöl mit weiteren Akteuren dafür ein, dass existierende Standards wie der RSPO verschärft werden.

Was heißt das konkret?

Wichtige Punkte sind hier insbesondere die Durchsetzung eines Umwandlungsverbotes von Torfböden, ein Verwendungsstopp für hochgefährliche Pestizide oder strenge Reduktionsziele für Treibhausgase. Im Jahr 2018 wurde der RSPO-Standard im Rahmen einer öffentlichen Konsultation überarbeitet, hier war auch das FONAP beteiligt. Die genannten Punkte und weitere sind nun in den Prinzipien und Kriterien des RSPO verankert und müssen ab November 2019 von Palmölproduzenten umgesetzt werden. Diese Weiterentwicklung des Standards ist ein wichtiger Schritt hin zu einem nachhaltigeren Palmölsektor. Jedoch kann und muss noch mehr getan werden. Die Palm Oil Innovation Group, als Beispiel, bietet eine Verifizierung für den Anbau von Palmöl an, die an RSPO-zertifizierte Plantagen zusätzliche Nachhaltigkeitsanforderungen stellt. EDEKA führt derzeit Rücksprache mit Eigenmarken-Lieferanten zu einer Umstellung auf POIG-verifiziertes Palmöl in ausgewählten Artikel.

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Sylvia Ratzlaff

Pressereferentin / WWF Deutschland

Miriam Heimberg

Unternehmenskommunikation / EDEKA