Die Reise der Avocado beginnt lange vor ihrem Transport aus Mexiko, Chile oder Peru in alle Regionen der Welt. Bis sie herangereift ist, hat sie bereits viele ökologische und soziale Spuren hinterlassen. Landnutzung, Wasserverbrauch, Diesel, Strom, Pestizide und Dünger begleiten ihren Weg schon in der Phase der Erzeugung von der Baumschule bis zur Ernte. Für die landwirtschaftliche Nutzung werden in den Anbauländern Flächen entwaldet. Die Böden erodieren und versalzen. Artenvielfalt geht verloren.

Innerhalb der letzten zehn Jahre (2008-2018) stieg der Import von Avocados nach Deutschland um fast 400 Prozent. Mexiko, der weltweit größte Produzent, kommt auf 2 Millionen Tonnen im Jahr. Dafür rodet das Land jährlich schätzungsweise bis zu 4.000 Hektar Wald.

Was für Avocados gilt, gilt auch für viele weitere Früchte. Vor allem Wasserverbrauch und Treibhausgase treiben die Umweltkosten von Obst und Gemüse in die Höhe. In einigen Anbauländern können Ausbeutung und Zwangsarbeit auf den Farmen zum Alltag gehören. Die mit Abstand größten Beschaffungsrisiken – Umwelt- und Sozialprobleme – entstehen damit schon in der sogenannten Vorstufe der Lieferkette. Hier liegt für Erzeuger wie importierende Unternehmen das größte Veränderungspotenzial. Auf die Liste der gängigen Einkaufskriterien von Lebensmitteleinzelhändlern (wie Qualität, Menge, Preis) gehören deshalb auch immer Umwelt und Soziales auf Feld und Farmen.

Win-win: Beschaffungsmanagement mit Fokus Nachhaltigkeit

In der Partnerschaft ermitteln WWF und EDEKA daher Beschaffungsrisiken besonders viel verkaufter und/oder sozial wie ökologisch kritischer Agrarrohstoffe. Ananas, Nektarinen, Kaffee, Tee, Soja, Zitronen. Ein konkretes Beispiel: Die ökologischen und sozialen Impacts von 32 Früchten aus über 60 Ländern gehen in Rohstoffsteckbriefe ein, Umwelt- und Arbeitsstandards der Farmen in Lieferantensteckbriefe. Die Rohstoffsteckbriefe geben Einkäufern einen ersten Überblick darüber, wie risikobehaftet einzelne Rohstoffe in den Bezugsländern sind und wo Ansatzpunkte zur Risikominderung liegen. Lieferantensteckbriefe sollen aufzeigen, welche Praktiken diese umsetzen, um die negativen Auswirkungen des Anbaus zu minimieren. Fest steht: Für die Produktion von einem Kilo Avocado werden 1.000 Liter Wasser benötigt, das in vielen Anbauregionen knapp ist – Tatsachen, die auf unseren Tellern landen. Rohstoff- und Lieferantensteckbrief können helfen, wenn sie Eingang in die Einkaufsentscheidungen des Handels finden.

Die Ziele von EDEKA

EDEKA als einer der führenden Lebensmittelhändler in Deutschland ist sich seiner Verantwortung bewusst und setzt sich bereits seit Jahren mit der Herkunft und den Anbaubedingungen von Obst und Gemüse auseinander. Ziel ist es, gesamte Lieferketten nachhaltiger zu machen. Durch das Beschaffungsmanagement kritischer Agrarrohstoffe will EDEKA einen tieferen Einblick in aktuelle, rohstoffspezifische Beschaffungsrisiken erhalten. Als Risiko gelten dabei in erster Linie negative Folgen der Rohstoffproduktion für Umwelt und Menschen in den Anbauländern, beispielsweise durch den Einsatz von Pestiziden oder die Nicht-Einhaltung von Sozialstandards. Bis 2022 sollen konkrete Minderungsmaßnahmen entwickelt werden, um Risiken zu entschärfen – mit Hilfe eines Beschaffungsmanagement-Web-Tools.

Schon jetzt enthält die „WWF Supply Risk Database“ über 400 ökologisch-soziale Risikoanalysen, die der WWF seit 2012 erhoben hat – ausgewertet nach Rohstoffen und Herkunftsländern. Bis 2022 soll EDEKA internetgestützt ein schneller Vergleich der realen Risiken und auch der nachhaltigen Alternativen möglich sein.

Zusätzlich haben WWF und EDEKA den ökologischen Fußabdruck von Obst- und Gemüsesorten bei EDEKA analysieren lassen. Durch das Kombinieren der von Anbau und Transport verursachten Umweltauswirkungen pro Sorte mit den EDEKA-Einkaufsmengen und -Bezugsländern lässt sich ein EDEKA-spezifischer Fußabdruck ermitteln. So sollen EDEKA die Handlungsfelder mit dem größten Wirkungspotenzial für eine nachhaltige Beschaffung aufgezeigt werden. Die Methode eignet sich aber auch, um die Wirksamkeit der Feldprojekte in der Partnerschaft zu überprüfen: So wurde der ökologische Fußabdruck der Projekt-Orange mit dem von konventionellen und Bio-Orangen verglichen.

Mehr dazu, wo EDEKA bei der Erreichung der Ziele steht, verrät der aktuelle Fortschrittsbericht.

Interview mit Arne Sohns, Experte für Lieferketten für Agrarprodukte beim WWF

Arne Sohns © Daniel Seiffert / WWF
Arne Sohns © Daniel Seiffert / WWF

Das Thema Beschaffungsmanagement ist das jüngste Thema der Partnerschaft zwischen EDEKA und WWF und wurde im Juni 2017 mit aufgenommen. Worum geht es da? Und warum die Konzentration auf Agrarrohstoffe? 

Wir sind in der Partnerschaft mit dem Ziel angetreten, den ökologischen Fußabdruck von EDEKA zu verringern. Und der größte Teil der Umweltbelastungen im Lebensmitteleinzelhandel entsteht beim Anbau der Rohstoffe, die später als Lebensmittel bei EDEKA im Regal stehen. Wenn wir also die Beschaffungsrisiken der wichtigsten Agrarrohstoffe analysieren und ihre Beschaffung durch EDEKA mit diesem Wissen umweltverträglicher gestalten, haben wir einen starken Hebel, um unser Ziel zu erreichen.

Zunächst wollen wir dies für Obst und Gemüse umsetzen. Perspektivisch sollen dann aber auch andere zentrale Rohstoffe wie Kaffee, Kakao und Soja folgen.

 

EDEKA und Netto ermitteln nun also bei besonders risikobehafteten und zugleich viel verkauften Obst- und Gemüsesorten die Beschaffungsrisiken. Welcher Anteil vom Obst und Gemüsesortiment wird jetzt genauer kontrolliert? Gibt es eine Größenordnung, von wie vielen Produkten wir hierbei sprechen? 

Es geht darum, dort anzusetzen, wo EDEKA viel bewirken kann. Große Einkaufsmengen bedeuten, dass selbst kleine Veränderungen einen großen Unterschied machen können. Insgesamt betrachten wir über 30 Sorten, aber bereits die zehn wichtigsten haben einen Anteil von mehr als 60 Prozent am gesamten Obst- und Gemüsesortiment.

 

Welche Rolle spielen hier soziale Themen? Sind Menschenrechte in der Lieferkette auch Thema? 

Ökologische Aspekte einer nachhaltigeren Beschaffung lassen sich aus unserer Sicht nicht getrennt von sozialen Themen und Menschenrechtsfragen betrachten. Pestizideinsatz ist beispielsweise immer auch verknüpft mit dem Thema Arbeitsschutz bzw. der Gesundheitsgefährdung von Arbeiter:innen. Deshalb analysieren wir soziale Risiken gleichermaßen, sowohl auf Ebene der Rohstoffe als auch bei Lieferanten.

 

Wohin geht die Reise - was ist der nächste Meilenstein? 

Aktuell arbeiten wir an der Einführung eines neuen Prüfsystems, mit dem Beschaffungsrisiken bei Lieferanten ermittelt werden. Auf Basis des Prüfergebnisses können dann gemeinsam mit den Lieferanten dort Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt werden, wo Bedarf besteht. Bei festgestellten Mängeln im Bereich Wassernutzung könnte dies beispielsweise die Teilnahme des Lieferanten an einem Wassermanagement-Training sein. Das System soll zuerst mit Lieferanten von Avocados und Mangos aus Lateinamerika getestet werden.

EDEKA UND DER WWF

Holzstücke in Rumänien mit EDEKA Logo © James Morgan / WWF
EDEKA und Holz und Papier
Wälder liefern für viele Alltagsprodukte den Rohstoff Holz. Hier setzen WWF und EDEKA an.
Mehr erfahren
Windräder mit EDEKA-Logo © GettyImages / c Tobias
EDEKA und Klimaschutz
Für WWF und EDEKA ist Klimaschutz ein zentrales Thema auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Mehr erfahren
Palmöl Früchte auf einer Plantage in Sumatra mit EDEKA Logo © James Morgan / WWF International
EDEKA und Palmöl
Palmöl steckt in vielen Produkten. Mit den Anbauflächen wachsen auch die Probleme.
Mehr erfahren
Bananen mit EDEKA Logo © David Lawson / WWF-UK
EDEKA und Bananen
WWF und EDEKA fördern einen sozialverträglichen Anbau konventioneller Bananen.
Mehr erfahren
Sojabohne mit EDEKA Logo © saraTM / iStock / Getty Images Plus
EDEKA und Soja
WWF und EDEKA unterstützen heimische Futtermittel und die Verbesserung der Sojaproduktion.
Mehr erfahren
Bewässerung in Marokko mit EDEKA Logo © Michel Gunther / WWF
EDEKA und Süßwasser
WWF und EDEKA analysieren Eigenmarkenprodukte auf Wasserrisiken in den Produktionsgebieten
Mehr erfahren
Glasbehälter mit EDEKA-Logo © GettyImages
EDEKA und Verpackungen
So nützlich Verpackungen sind: Ihre Herstellung und Entsorgung belastet die Umwelt.
Mehr erfahren
Edeka Eingang mit Kundin und Logo © EDEKA
EDEKA - regionales Engagement
Regionale EDEKA Märkte schaffen die Einweg-Plastiktüte ab. Stattdessen setzen wir auf PET.
Mehr erfahren
Vogel mit EDEKA Logo © Ola Jennersten / WWF Schweden
EDEKA und Landwirtschaft
WWF und EDEKA fördern die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Nutzflächen.
Mehr erfahren
Zitronen mit EDEKA Logo © Jason Houston / WWF-US
EDEKA und Zitrusfrüchte
Der WWF und EDEKA unterstützen Projekte zu nachhaltigem Zitrusfruchtanbau.
Mehr erfahren