Süßwasser ist ungleich verteilt, oft knapp und stark beansprucht – mit immer mehr negativen Folgen für zahlreiche Süßwassersysteme der Erde. Der größte Wassernutzer weltweit ist mit 70% die Landwirtschaft.

Die Erzeugung unserer Lebensmittel hängt direkt vom Wasser ab. Bei der Herstellung gibt es viele Möglichkeiten der Verbesserung. Hier setzen EDEKA, deren Tochtergesellschaft Netto Marken-Discount und der WWF an: Produkte werden auf „Wasserrisiken“ innerhalb der Produktionsgebiete untersucht und bei kritischen Fällen Gegenmaßnahmen ergriffen.

Obwohl unser Planet zu mehr als zwei Dritteln damit bedeckt ist, ist Wasser für die wachsende Weltbevölkerung ein knappes Gut. Weniger als 1 Prozent dieser gewaltigen Mengen ist Süßwasser und für den Menschen zugänglich.

Süßwasser wird sehr vielseitig verwendet und benötigt. Es ist nicht nur ein wichtiges Lebensmittel, sondern wird zum Beispiel in der Industrie als Rohstoff, Reinigungs- oder Kühlmittel eingesetzt oder dient  für die Energiegewinnung mit Wasserkraftwerken. Der größte Wassernutzer weltweit ist jedoch die Landwirtschaft. Auf sie entfällt laut World Water Assessment Programme 70 Prozent des weltweit entnommenen Süßwassers. Die Herstellung landwirtschaftlicher Erzeugnisse kann vor Ort zu Wasserknappheit und –verschmutzung und damit zu großen Problemen führen. Zum Beispiel, wenn in trockenen Regionen viel bewässert wird, dies zu erhöhter Wasserknappheit für andere Wassernutzer führt und das lokale Konflikte auslöst oder verstärkt. Häufig können solche Probleme durch Verbesserungen im einzelnen Betrieb nicht gelöst werden. Damit ein Fluss am Leben bleibt, muss das gesamte Einzugsgebiet und seine Anrainer betrachtet werden.

Süßwasser ist weltweit ungleich verteilt. Die wertvolle Ressource ist regional und lokal von Knappheit und Verschmutzung bedroht. In immer mehr Produktionsgebieten, wie Südspanien, Kalifornien, Südafrika oder Peru herrschen schon heute problematische Wassersituationen für Mensch und Umwelt. Denn Süßwasser wird stark beansprucht. Die Vereinten Nationen warnen: Sollte sich am gegenwärtigen Umgang nichts ändern, sei bis zum Jahr 2030 ein globales Süßwasserdefizit von 40 Prozent zu erwarten.

Die Ziele von EDEKA

Eine Vielzahl von Supermarktprodukten haben ihren Ursprung in der Landwirtschaft. Seit 2018 arbeiten EDEKA und Netto mit einem internen Wassermanagementsystem, das zunächst für Obst- und Gemüseartikel ausgerollt wird. Mit der web-basierten Lösung, dem EDEKA Wasserrisiko-Tool,  bestimmen für EDEKA und Netto tätige Produzenten weltweit in wenigen Schritten Wasserrisiken im Anbau und erbringen Nachweise über ihren verantwortungsvollen Umgang. Ziel ist es, Produzenten in Risikogebieten zu identifizieren und gemeinsam mit ihnen an einer Verbesserung zu arbeiten. Das Tool liefert hierfür die nötige Plattform. EDEKA begleitet die Einführung des Wassermanagementsystems mit Schulungen ihrer Obst- und Gemüse-Einkäufer. Seit Mitte 2018 wird der Fortschritt in der Umsetzung mit Daten aus dem EDEKA Wasserrisiko-Tool erfasst. In einem nächsten Schritt weiten EDEKA und Netto das interne Wassermanagementsystem für zusätzliche Produktgruppen aus.  

Zudem zeigen EDEKA und WWF in Pilotprojekten mit Orangen- und Bananenfarmen, wie sich Süßwasser effizient einsetzen lässt und für eine nachhaltigere Wassernutzung in den umliegenden Flussgebieten gesorgt werden kann. Die Pilotfinca des Orangenprojekts im spanischen Andalusien wurde im Sommer 2018 als erster Landwirtschaftsbetrieb in Europa durch den Wassernachhaltigkeitsstandard AWS zertifiziert und erreichte dabei den seltenen Gold-Status. Der Standard der Alliance for Water Stewardship (AWS) unterstützt Produzenten dabei, gemeinsam mit anderen Akteuren ein nachhaltigeres Wassermanagement im lokalen Flussgebiet umzusetzen. So sollen Wasserressourcen für Umwelt, Mensch und Wirtschaft langfristig gesichert werden.  Weitere Projekte sind für die nächste Partnerschaftsphase angedacht.

Um ausgewählte Lieferanten dabei zu unterstützen, bestehende Wasserrisiken zu verringern, will EDEKA mit Unterstützung durch den WWF ein spezielles Angebot aufbauen. Die Partner setzen sich darüber hinaus für eine Markttransformation zur nachhaltigeren Wassernutzung ein. Hierzu veröffentlichen sie ihre Arbeitsergebnisse in Studien,  stellen sie auf Fachkonferenzen vor und fördern die Aufnahme verbesserter Wasserkriterien in Landwirtschaftsstandards.  Denn bisherige Standards berücksichtigen in der Regel nur Effizienz- oder Qualitätskriterien. Nicht betrachtet werden die Auswirkungen auf das gesamte Flussgebiet und die Interessen anderer Wassernutzer.

Mehr dazu, wo EDEKA bei der Erreichung der Ziele steht, verrät der aktuelle Fortschrittsbericht.

Interview mit Johannes Schmiester, Experte für Süßwasser beim WWF

Johannes Schmiester © Kathrin Tschirner
Johannes Schmiester © Kathrin Tschirner

Sie analysieren Produkte aus dem EDEKA Eigenmarken-Sortiment auf mögliche Wasserrisiken. Was heißt das?

Landwirtschaftliche Produkte werden weltweit angebaut. Je nachdem wo, können die Wasserressourcen knapp, überbeansprucht, verschmutzt oder staatlich ungenügend reguliert sein. Häufig bestehen mehrere Risiken zugleich. Wir prüfen, ob und welche Risiken pro Produkt und Region vorhanden sind. Dazu nutzen wir den WWF Wasserrisiko Filter (http://waterriskfilter.panda.org), ein Instrument, das wir gemeinsam mit der DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft) entwickelt haben. Zukünftig wird EDEKA diese Analysen fest in ihren Einkaufsprozessen verankern. Hierzu dient das EDEKA Wasserrisiko-Tool, welches wir zurzeit gemeinsam im Bereich Obst und Gemüse einführen. 

 

Was zeigen solche Analysen?

Wasserrisiken betreffen in einem Flussgebiet wie auch entlang der Lieferkette  meist mehrere Akteure gleichzeitig. Als Risiko bezeichnen wir Faktoren wie Wasserknappheit,  Verschmutzung, Wasserkonflikte und so weiter. Um diese Risiken zu reduzieren, müssen wir auf die Situation vor Ort angepasste Lösungswege finden. Nur auf Farmebene einzugreifen, löst die Probleme nicht. Der Verbrauch kann sogar ansteigen, wenn das eingesparte Wasser durch eine Ausweitung der Anbaufläche oder durch Wechsel auf wasserintensivere Produkte verwendet wird. Die Landwirte stehen vor der Situation, dass in der Region vorhandenes Wasser unfair verteilt wird, die Verteilung nicht oder zu wenig geregelt ist, Regelungen ignoriert werden oder illegale Brunnen angelegt werden. Damit steigt für sie die Unsicherheit, ob sie ihre Produkte anbauen können und  damit auch für den Handel, der ihre Waren bezieht.   

 

Was heißt das in der Praxis für ein Produkt, bei dem Wasserrisiken bestehen?

Wir schauen bei Produkten mit hohem Wasserverbrauch aus trockenen Regionen genauer hin und arbeiten gemeinsam mit EDEKA und den Produzenten an Lösungen. Dazu haben wir Pilotprojekte ins Leben gerufen,  wie zum Zitrusfrüchteanbau in Spanien oder beim Bananenanbau in Kolumbien und Ecuador. Diese Projekte helfen uns dabei, systematische Ansätze zu entwickeln. Die Erkenntnisse geben wir an andere weiter, um so möglichst vielen Landwirten zu helfen.

 

Es geht also auch stark um das Management im gesamten Wassereinzugsgebiet?

Genau. In Kolumbien haben wir beispielsweise, im Rahmen des Modellprojektes Banane von WWF und EDEKA, mit Landwirten aus dem Bananen-, Palmöl-, und Kaffeeanbau, den lokalen Wasserbehörden und weiteren Anrainern eine Flussgebietsplattform geschaffen. Trockenheit und Hochwasser bedrohen Einwohner, Betriebe und Ökosysteme. Hauptursache dafür ist der Klimawandel: Man rechnet mit 25% weniger Niederschlägen bis 2050. Aufgrund des Bürgerkrieges gab es in den letzten 20 Jahren keine Flussgebietsplanung von öffentlicher Seite. Es bestehen Nutzungskonflikte zwischen beispielsweise den Landwirten, Gemeinden und Fischereien. Erstmals ist es den einzelnen Parteien nun möglich sich bei den Planungsprozessen im Flussgebiet einzubringen und damit mitzugestalten. Am Ende müssen alle an einem Strang ziehen, denn die unterschiedlichen Formen der Wassernutzung im Flussgebiet haben alle ihre Berechtigung. Auch für die Natur muss genügend übrig bleiben, denn es befinden sich zwei Nationalparks in der Region, einer davon ist Kolumbiens größtes geschütztes Feuchtgebiet. Diese Orte sind Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten.

 

Was ist das Ziel sich im Rahmen der Partnerschaft um Süßwasser zu kümmern?

Wir wollen Süßwasser schützen und anderen dabei helfen. Dabei können Standards helfen, wie es sie ja bei Holz und Fisch beispielsweise auch gibt.


Wir arbeiten mit der Alliance for Water Stewardship (AWS) zusammen und sind aktive Mitglieder dieses internationalen Netzwerks. Der AWS Standard geht deutlich über bereits bestehende Landwirtschaftsstandards hinaus, die nur die Wassernutzung auf Farmebene betrachten. AWS hingegen beinhaltet  ein Verständnis des Flussgebiets und seiner Akteure sowie einer Wassernutzungsstrategie, die Bedürfnisse anderer Akteure berücksichtigt. Die Zusammenarbeit mit anderen Wassernutzern, Behörden und Interessengruppen im Flussgebiet  ist in Gebieten mit hohen Wasserrisiken wichtig. 


Ein konkreter Erfolg ist, dass sich ein Landwirt mit Unterstützung von WWF und EDEKA bereits in einem Pilotprojekt im Orangenanbau einer AWS Zertifizierung unterzogen hat.  Wir wollen damit erreichen, dass Wassermangel und der Umgang mit Wasser als ein Kriterium für Produktqualität anerkannt wird. Bislang berücksichtigt beispielsweise das sehr bekannte Biosiegel (EG Öko-Verordnung) die Wassersituation im Anbaugebiet und den Umgang damit nicht.


Nicht zuletzt hat der Handel auch ein Interesse daran, weil Wasserprobleme zu Lieferausfällen, Qualitätseinbußen, Preissteigerungen und Nutzungskonflikte im Anbaugebiet führen können.

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Sylvia Ratzlaff

Pressereferentin / WWF Deutschland

Miriam Heimberg

Unternehmenskommunikation / EDEKA