Laut Umweltbundesamt erreichten die durch Verpackungen verursachten Abfallmengen zuletzt einen neuen Höchststand. In Deutschland fielen im Jahr 2018 pro Kopf über 227 Kilogramm Verpackungsabfälle an. Dieser Zustand ist aus Umwelt- und Ressourcenschutzgründen nicht länger hinnehmbar.
Verpackungen sind in unserem Alltag allgegenwärtig und haben viele nützliche und notwendige Funktionen. Sie machen Produkte lager- und transportfähig, bieten Informationsfläche oder verlängern die Haltbarkeit von Lebensmitteln. In den letzten Jahrzehnten wurden Verpackungen in Bezug auf Funktionalität, Ressourcenverbrauch, Materialeigenschaften, Hilfsstoffe, Energieverbrauch und Herstellungsverfahren optimiert. Dennoch gebrauchen wir zu viele von ihnen, steigt die Menge der zu entsorgenden Verpackungsabfälle weiter an.
Weniger ist Mehr
Der WWF berät den EDEKA-Verbund im Rahmen der Partnerschaft für Nachhaltigkeit, wie sich verschiedene Eigenmarkenverpackungen ökologisch vorteilhafter gestalten lassen. Oberste Priorität besitzt hierbei immer die Verpackungsvermeidung. Nicht vermeidbare Verpackungen sollen sinnvoll eingesetzt, reduziert und ressourcenarm gestaltet sein. Mehrwegverpackungen und-systeme und die Verwendung von Recyclingmaterial sollen, wo möglich und sinnvoll, gefördert werden. Zudem wird an der recyclinggerechten Gestaltung der Eigenmarkenverpackungen gearbeitet, um den Wert eingesetzter Ressourcen möglichst lange zu erhalten.
Die Ziele von EDEKA
Für alle bepfandeten PET-Einweg-Getränkeflaschen der Eigenmarken von EDEKA und Netto Marken-Discount wurde der Einsatz von zunächst durchschnittlich 25 Prozent Recyclingmaterial über die gesamt eingesetzte Materialmenge vereinbart. Angestrebt wird eine Umstellung bis Ende 2020. Im Warenbereich Drogerie sollen bis September 2020 alle PET-Gebinde der Eigenmarken für Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel im Schnitt mindestens 30 Prozent Sekundärrohstoff über die gesamt verwendete Materialmenge beinhalten. Der Grad der Zielerreichung wird - wie bei allen Zwischenzielen auch - bis Ende Juni 2021 überprüft und anschließend im Fortschrittsbericht veröffentlicht. In beiden Bereichen wird gemeinsam an realistischen und ambitionierten Prozentsätzen für die sukzessive Erhöhung des Rezyklatanteils gearbeitet.
Bei zuvor bestimmten Artikel-(gruppen) ist die möglichst weitgehende Reduktion von Aluminium beziehungsweise Umstellung von PVC auf PVC-freie Alternativen bis spätestens September 2021 beabsichtigt. Zudem prüfen die Partner weitere mögliche Ziele zur Optimierung der Eigenmarkenverpackungen.
Bis spätestens Mitte 2022 will die EDEKA-Zentrale alle über sie gehandelten Einweg-Tragetaschen (Kunststoff und Papier) sowie Obst und Gemüse Knotenbeutel um mindestens 30 Prozent verringern. Falls Biokunststoffe, basierend auf nachwachsenden Rohstoffen, für Eigenmarken zum Einsatz kommen, muss ein durch den WWF gefordertes Rohstoffzertifikat vorliegen. Für die Verpackungsvermeidung beziehungsweise -optimierung im Bereich Obst und Gemüse wird ein Zeitplan mit konkreten Umstellungsplänen auf Einzelartikelebene erstellt. Die individuell entwickelten Maßnahmen sollen bis spätestens Mitte 2022 abgeschlossen sein.
Mehr dazu, wo EDEKA und Netto Marken-Discount bei der Erreichung der Ziele stehen, verraten die aktuellen Fortschrittsberichte.
Interview mit Tom Ohlendorf, Verpackungsingenieur und Experte für Verpackung beim WWF
Frage: Der WWF berät EDEKA auch im Bereich Verpackungen. Wie wird hierbei in der Regel vorgegangen?
Antwort: Vor jeder Empfehlung steht eine umfassende und fundierte Analyse. Dafür ziehen wir möglichst viele Informationen beispielsweise zur Rohstoffherkunft und -art, der Verpackungszusammensetzung oder der tatsächlichen Recyclingfähigkeit hinzu. Daraus resultierend werden Handlungsempfehlungen zur Verbesserung ausgesprochen, beispielsweise zur Vereinfachung der Materialkomplexität.
Frage: Was braucht es deiner Meinung nach, um allgemein zu verhindern, dass der Abfallberg in Deutschland weiter steigt?
Antwort: Wir brauchen weniger und bessere Verpackungen! Wir benötigen ganzheitliche Lösungen, um den primären Ressourcenverbrauch und das Abfallaufkommen insgesamt zu reduzieren. Hierfür muss ein Umdenken stattfinden, muss die Vermeidung bei allen Beteiligten künftig nicht nur symbolisch, sondern tatsächlich an oberster Stelle stehen. Bei EDEKA und Netto bedeutet das beispielsweise, bei ausgewählten Bio-Obst und -Gemüsesorten gänzlich auf die Verpackung zu verzichten, indem Schrift und Logo mittels Laser auf die Lebensmittel aufgebracht werden. Aber auch Äpfel oder Orangen sind von Natur aus verpackt und benötigen im Grundsatz keine Verpackung. Daher rufen wir im Rahmen der Partnerschaft aktiv zum Verzicht von Knotenbeuteln und Papiertüten auf. Sofern eine Tragehilfe benötigt wird, weisen wir darauf hin, dass diese möglichst häufig wiederverwendet werden.
Frage: Worauf muss bei einer Verpackung geachtet werden, die sich gut recyceln lässt?
Eine recyclinggerechte Verpackung fängt bereits bei dem Design an. Wichtige Themen sind Materialkombinationen, Bedruckung, Sortenreinheit, Verschlusssysteme oder Demontierbarkeit. Vor allem Kunststoff- und Verbundverpackungen stellen derzeit eine enorme Herausforderung dar, da sich diese oftmals nicht in eindeutig zuordnen lassen oder die Trennung der verschiedenen Komponenten oftmals nicht möglich ist. Hier brauchen wir Alternativen, beispielsweise indem etwa Monomaterialien eingesetzt werden. Doch auch die sachgerechte Vorsortierung der einzelnen Verpackungskomponenten in die entsprechenden Behältnisse durch uns Verbraucher ist ein wichtiger Bestandteil, um ein erhöhtes Verpackungsrecycling zu gewährleisten. EDEKA und Netto geben hier Hilfestellung, indem ein Hinweis zur richtigen Trennung und Entsorgung auf immer mehr Eigenmarkenverpackungen zu finden ist.
- Unsere Ozeane versinken in Plastikmüll
Pressereferentin / WWF Deutschland
Unternehmenskommunikation / EDEKA