Waldbrände gibt es, seit es Wälder auf der Erde gibt. In vielen Regionen gehören sie zum natürlichen Kreislauf der Erneuerung. Beispielsweise wenn Bäume ihre Samen erst nach der Hitze eines Feuers aus den Zapfen freisetzen. Gefährlich wird es, wenn Waldbrände zu heftig, zu lange, zu großflächig an den falschen Orten oder zu ungewöhnlichen Jahreszeiten toben.
Feuer sind nicht immer eine Katastrophe. Ökosysteme, die an Brände angepasst sind, brauchen sogar gelegentliche Feuer, um sich zu verjüngen und zu regenerieren. Doch nur etwa vier Prozent aller Waldbrände haben natürliche Ursachen wie beispielsweise Blitzeinschlag. Für weit über 90 Prozent der Waldbrände ist der Mensch verantwortlich – sei es fahrlässig oder vorsätzlich durch Unachtsamkeit oder Brandstiftung.
Die häufigste Ursache für Brände – auch in Deutschland – ist Brandstiftung. In den Tropenwäldern Südamerikas, Afrikas und Asiens werden die meisten Waldbrände absichtlich gelegt, um neue Anbauflächen zu roden. Aber auch das Fällen großer Bäume zur Verwendung ihrer Hölzer versetzt den Regenwald in Brandgefahr. Denn ohne die schattenspendenden Baumkronen trocknet das Unterholz schneller aus und entfacht leichter.
Unser Planet in Flammen
Waldbrände weltweit
Es brennt: ob im Mittelmeerraum, in den borealen Wäldern, im Amazonas oder Australien.…
Solange Feuer nur natürlichen Ursachen wie Blitzeinschlägen entsprangen, konnten sich die Wälder nach jedem Brand in den nächsten Jahrzehnten langsam erholen und so blieben sie in ihren angestammten Regionen verbreitet.
Doch überall dort, wo Brände heute am falschen Ort, zur falschen Zeit, zu großflächig, zu stark und zu häufig auftreten, stellen sie eine ernsthafte Bedrohung für das Ökosystem Wald dar und sind sicheres Zeichen dafür, dass das Ökosystem durch menschliche Eingriffe aus den Fugen geraten ist.
Gefährdete Regionen
Sämtliche Ökoregionen, die für die Erhaltung der globalen Artenvielfalt entscheidend sind, sind auf 84 Prozent ihrer Fläche durch Veränderungen in der Intensität und Häufigkeit von Feuern gefährdet.
Nur auf den verbleibenden 16 Prozent bewegen sich die auftretenden Feuer noch innerhalb ökologisch akzeptabler Grenzen.
Es brennt vom Amazonas bis zur Arktis
Das Risiko für schwere Waldbrände ist in den vergangenen Jahren weltweit gestiegen, angeheizt durch die Klimakrise.
In Afrika verbrennen jährlich Waldflächen sechsmal so groß wie Spanien. In Portugal brennt es inzwischen fast 20.000 mal pro Jahr. Und selbst in einer Region, die eher an Schnee und Eis denken lässt, brennen die Wälder: am Polarkreis, in Sibirien, Alaska und Kanada häufen sich die Waldbrände im Sommer und sind größer und intensiver als zuvor – und setzen Millionen Tonnen CO2frei, die in Wäldern und Torfböden gebunden waren.
26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk
Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.
Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.
Ein Drama für die Artenvielfalt – und die Menschen
Unser Planet steht zunehmend vor einem Wetternotstand, der ihn in die Flammen treibt. Mit verheerenden Folgen: Mehr als sechs Jahre lang stand die Heimat der Amur-Leoparden in Russland zur Hälfte in Flammen. Im Amazonas verbrannten zuletzt hunderte der seltenen Jaguare. Die Bilder verendeter und verletzter Koalas aus Australien gingen um die Welt, bei den schweren Bränden 2019/2020 starben fast drei Milliarden Wirbeltiere, wurden verletzt oder vertrieben.
Schwere Waldbrände bedrohen die biologische Vielfalt unserer Erde gravierend und zerstören wertvolle Ökosysteme, von denen auch wir Menschen und ganze Volkswirtschaften abhängig sind. „Die sich verändernden Muster der Brände mit nachfolgender Landnutzungsänderung sind heute nachweislich eine der größten Gefahren für unsere globale Artenvielfalt“, betont Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland.
Brände gefährden also nicht nur Menschenleben und zerstören Lebensräume unzähliger Tier- und Pflanzenarten, sie gefährden auch die Lebensgrundlage der Menschen.
Sogar Pandemien könnten häufiger werden, so ein Ergebnis der Analyse des WWF. Brände können die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen, denn aufgrund der Zerstörung von Wäldern kommen Menschen immer häufiger mit Wildtieren in Kontakt, die Erreger in sich tragen.
Die Flammen stoppen
Es gibt viele Arten der Entstehung und Ausbreitung von Waldbränden, aber meist nur einen Verursacher: den Menschen. Der WWF fordert daher, dass die wirklichen Ursachen der Waldbrände – Abholzung, nicht selten illegale, und damit verbundene Austrocknung der Flächen, zerstörerische Holzwirtschaft und Brandrodung für Plantagen, die oft außer Kontrolle gerät – konsequent bekämpft werden. Er setzt sich mit Projekten zum Schutz und zur pfleglichen Nutzung der Wälder für dieses Ziel ein und übt durch Lobbyarbeit Druck auf die jeweiligen Regierungen aus.
Forderungen des WWF
Brände verhindern
Der Vorbeugung von Bränden sollte oberste Priorität eingeräumt werden, wenn das Waldbrandrisiko und die daraus resultierenden Schäden reduziert werden sollen.
Keine brandanfälligen Holzplantagen oder verarmte Wälder schaffen
Ziel der Forstwirtschaft muss es sein, durch den Erhalt und Aufbau natürlicher Wälder mit natürlicher Baumartenkombination die Anfälligkeit für Feuer zu verringern und die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems zu erhöhen.
Brandrodung gesetzlich verhindern
Der Aspekt der Waldbrandgefährdung muss in alle relevanten Gesetze integriert werden. In manchen Ländern wird die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Flächen gefördert. Die Brandrodung verursacht jedoch unkontrollierbare Flächenbrände verursachen. Hier ist dringend eine Gesetzesreform notwendig. Ebenso wenig sollte die Umwidmung von Waldbrandflächen in Bauland gestattet sein, da hierdurch Anreize für Brandstiftung und Zersiedlung geschaffen werden. In manchen Ländern sind zusätzlich harte Strafen und eine starke Rechtsdurchsetzung erforderlich, um vorsätzliche Brandstiftung (zum Beispiel bei Landstreitigkeiten oder in Verbindung mit illegalem Holzeinschlag) zu verhindern.
Waldrisiken durch angepasste Landnutzungsplanung verringern
Die Waldbrandgefahr muss stärker als bisher in die Raumplanung integriert werden. In brandgefährdeten Gebieten muss auf die Errichtung neuer Siedlungen verzichtet werden. Um unnötige Risiken zu minimieren, sollte beim Bau berücksichtigt werden, dass Eisenbahnlinien und Stromleitungen Waldbrände auslösen können. Unberührte Wälder sollten nicht mehr erschlossen werden. Denn wo neue Wege, Straßen, Autobahnen, Zug- oder Leitungstrassen angelegt werden, kommen auch mehr Menschen. Dadurch steigt unweigerlich die Gefahr durch Menschen verursachter Brände.
Verantwortlichkeiten klären und stärken
Bei der Bekämpfung eines Feuers müssen die Verantwortlichkeiten klarer zugewiesen werden. Gerade in Waldbrandzonen muss feststehen, wer die verschiedenen Stellen (Behörden, Feuerwehr, Bürger) koordiniert. Für die Überwachung von Waldbrand-Risikogebieten und das schnelle Löschen müssen ausreichende finanzielle Mittel und personelle Kapazitäten zur Verfügung stehen. Nur so können Waldbrände im Frühstadium erkannt und rechtzeitig bekämpft werden.
Global will der WWF durch mehr Druck auf Politik und Unternehmen dafür sorgen, dass keine Rohstoffe und Produkte aus entwaldeten Gebieten mehr genutzt werden.
Überall auf der Welt müssen Schutzgebiete ausgebaut, die Natur wieder hergestellt und ihr Erhalt verteidigt werden. Vor Ort muss die Bevölkerung gestärkt werden, um durch die Schaffung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der schon vorhandenen landwirtschaftlichen Flächen von weiterem Raubbau absehen zu können. Nur so können wir den Waldbränden vorbeugen.