Im Rahmen einer nervenaufreibenden Rettungsaktion konnten Ranger:innen der NGO „Elephant Aware“ sowie Gemeindewildhüter der „Mara Siana Conservancy“ den Elefanten medizinisch versorgen und von seinem Leid befreien.
Als Ranger:innen in der Nähe des Siana-Gemeindeschutzgebietes im ostafrikanischen Schutzgebietsnetzwerk Unganisha auf eine Herde Elefanten treffen, fällt ihnen eines der Tiere sofort auf. Ein junger Elefantenbulle folgt den anderen Dickhäutern humpelnd und mit großem Abstand. Der Grund: Eine schwere Verletzung an seinem linken Vorderbein – hervorgerufen durch einen Speerwurf.
Ein Elefant spielt verstecken
Der verletzte Elefant machte es seinen menschlichen Helfer:innen nicht leicht. Nach der ersten Sichtung verloren ihn die Ranger:innen aus den Augen, da er mit der Herde in einem Fluss verschwand und zudem die Dunkelheit anbrach. Zwei Tage später fanden sie ihn jedoch wieder, schickten Fotos an das Tierarzt-Team und beobachteten den Dickhäuter genau. Der Bulle fraß glücklicherweise normal, nur seine Beweglichkeit war auffallend stark beeinträchtigt.
Doch der Elefant verschwand erneut im dichten Busch. Über eine Woche lang durchkämmten die Rangerinnen und Ranger unermüdlich das gesamte Gebiet – schwieriges Terrain, bestehend aus riesigen Hügeln, Flüssen, dichten Wäldern und weiten Savannen.
Dann endlich, an einem frühen Morgen, sichtete eine Patrouille das Tier. Der Bulle ruhte friedlich im Schatten eines Olivenbaums in den Tiefen eines bewaldeten Hangs. Doch noch bevor der Tierarzt kommen konnte, war der graue Riese schon wieder wie vom Erdboden verschluckt.
Die schreckliche Tortur mit dem Speer hatte den jungen Elefanten verständlicherweise sehr misstrauisch gegenüber Menschen gemacht, resümierte ein Teammitglied. Es sei eine große Herausforderung gewesen, ihn im Auge zu behalten, ohne zu viel Stress auszulösen, ein zeitweise äußerst frustrierender Drahtseilakt für das gesamte Team.
Die erfolgreiche Behandlung
Nach mehr als drei Wochen unermüdlicher Überwachung und Verfolgung konnte der junge Elefant in einem dichten Wald aufgespürt und von dem Tierarzt-Team erreicht werden. Die medizinische Versorgung verlief erfolgreich; und das gesamte Team, bestehend aus Ranger:innen und Tierärzt:innen war am Ende nur noch eines: erleichtert und stolz.
Mit etwa 18 Jahren steht der Dickhäuter noch ganz am Anfang seines Elefantenlebens. Der WWF und alle Beteiligten hoffen, dass er sich nun vollständig erholt und wieder ein erfülltes Leben als wildlebender Elefant führen kann.
Gemeinsamer Naturschutz über Grenzen hinweg
„Unganisha“, was in Swahili so viel wie „gemeinsam“ bedeutet, ist der Name einer großen, grenzüberschreitenden Naturschutz-Initiative des WWF im Osten Afrikas. Die Region liegt zwischen dem Victoriasee im Westen und dem Indischen Ozean im Osten der Länder Kenia und Tansania. Sie umfasst acht nationale Schutzgebiete sowie 43 Gemeinde-Schutzgebiete und erstreckt sich über 134.000 Quadratkilometer – einer Fläche größer als Österreich und die Schweiz zusammen.
Unganisha ist Heimat von Löwen, Elefanten und vielen weiteren bedrohten Tierarten. Gemeinsam mit Unterstützer:innen und Partner:innen vor Ort möchte der WWF ein übergreifendes Ziel erreichen: Die Wildtiere sollen in intakten Ökosystemen ihren Platz haben und zugleich mit den seit Jahrhunderten dort ansässigen Menschen in Einklang leben können.
Doch leider kommt es immer wieder zu Mensch-Wildtier-Konflikten. Die Wanderrouten der Tiere werden an vielen Stellen durch Zäune und Straßen blockiert, was zwangsläufig dazu führt, dass beispielsweise große Elefantenherden durch die Felder und Dörfer ziehen müssen. Konfrontationen sind hier vorprogrammiert. Und auch der junge Elefantenbulle wurde wohl Opfer eines solchen Konflikts.
Gemeindeschutzgebiete wie die Siana-Conservancy in der Masai Mara stehen Modell für eine nachhaltige Nutzung des Landes im Einklang von Mensch und Natur. Zu den Maßnahmen, die der WWF vor Ort mit Partner:innen wie der Artenschutzstiftung des Zoos Karlsruhe umsetzt, gehören auch die Ausbildung und Ausrüstung von über 100 Gemeindewildhütern, der Aufbau eines flächendeckenden Funknetzes sowie zahlreicher neuer Rangerstationen – unter anderem für die NGO „Elephant Aware“ – und die Minderung von Konflikten zwischen Menschen und Tieren.
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