Es war ein dramatischer Anblick, der sich den Ranger:innen in der verlassenen Grube eines alten Bergwerks bot, in dem früher Meerschaum abgebaut wurde: Zwei Giraffen steckten bis zum Hals in zähem Schlamm und konnten sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Für die Ranger:innen war sofort klar, dass den Tieren dringend geholfen werden musste.
Das Gemeindeschutzgebiet „Enduimet“ ist ein wichtiges Puzzleteil innerhalb der Naturschutzinitiative Unganisha. Das mehr als 750 Quadratkilometer große Gebiet verbindet den Amboseli-Nationalpark in Kenia mit dem Kilimandscharo-Nationalpark in Tansania.
Was ist Meerschaum?
Meerschaum (Sepiolith) ist ein poröses Mineral, das bei Kontakt mit Wasser leicht schäumt. Es wird hauptsächlich zu Pfeifenköpfen, Zigarettenfiltern und Schmuck verarbeitet. In Granulatform kann es auch als Katzenstreu verwendet werden.
In den alten Gruben bildet sich durch die Rückstände des Abbaus von Meerschaum ein besonders zäher Schlamm. Hier hält sich das Wasser besonders lange, es bilden sich Wasserstellen und frisches Grün gedeiht auch dann noch, wenn in der Trockenzeit ringsum bereits alles staubtrocken ist. Das lockt natürlich Wildtiere an, die nichts von der tödlichen Gefahr ahnen. Bis zu 100 Tiere sterben jährlich in diesen verlassenen Gruben in der Nähe des Enduimet-Gemeindeschutzgebietes.
Eine schwierige Rettungsaktion

Doch zurück zu den beiden Giraffen: Bei näherer Betrachtung stellten die Ranger:innen fest, dass nur noch eines der beiden Tiere am Leben war. Das andere hatte den kräftezehrenden Kampf gegen den Schlamm leider verloren.
Die Rettungsaktion selbst gestaltete sich äußerst schwierig und erforderte Spezialkenntnisse. Das Tier hatte sich weit in den Schlamm vorgewagt, auch die Ranger:innen selbst mussten sich in den zähen Matsch begeben, um dem Tier helfen zu können. Die Giraffe einfach am Hals zu packen und herauszuziehen war keine Option – ein solches Vorgehen wäre ein Todesurteil für das Tier; anders als zum Beispiel bei einem Büffel, den man in einem solchen Fall einfach an den Hörnern packen und herausziehen könnte.
Zum Glück sind die Ranger:innen auch für solche schwierigen Situationen geschult, auch auf ihre eigene Sicherheit wird bei ihrer Ausbildung großer Wert gelegt. Während die Giraffe im Schlamm ausharrte, mussten die Ranger:innen also ganz nah ran und sich auch unter den Schlamm begeben, um der Giraffe zwei starke Bauchgurte anzulegen. Eine unglaubliche Anstrengung!
Doch die Mühe hat sich gelohnt. Die Ranger:innen konnten das Tier herausziehen und vom Schlamm befreien, das herbeigerufene Tierärztt:innen-Team versorgte das Tier und so kehrte es einige Zeit später wohlbehalten zu seiner Herde zurück.
Was tun mit den gefährlichen Gruben?

Die Meerschaum-Gruben sind seit Jahren verlassen und stillgelegt, doch sie bleiben eine menschliche Hinterlassenschaft, die für Wildtiere zur tödlichen Gefahr werden kann. Mehrere hunderttausend Euro würde es kosten, das riesige Gebiet in der Nähe des Naturschutzgebietes Enduimet trocken zu legen.
Um schnell Abhilfe zu schaffen, will der WWF die Gruben zumindest teilweise einzäunen. Auch das ist ein enormer Aufwand, da es sich um viele einzelne Gruben handelt. In einiger Entfernung zu den Gruben soll ein Regenwasserauffangbecken angelegt werden, damit die Wildtiere gefahrlos an Wasser gelangen. Insbesondere in der Trockenzeit kontrollieren Ranger:innen das Gebiet mehrmals in der Woche, um schnell helfen zu können, sollte doch wieder einmal ein Tier in eine der Gruben geraten.
Auch an anderer Stelle in der Region werden menschliche Hinterlassenschaften zur Gefahr für die Wildtiere. Die Massai zum Beispiel graben mehrere Meter tiefe Löcher, aus denen sie mit einem Seil und einem Eimer Wasser holen. Immer wieder stürzen Wildtiere in diese Brunnen und verenden. Das ist auch für die Menschen ein Problem, denn die Tierkadaver verunreinigen das Wasser und machen es für die Menschen ungenießbar. Die Massai sind sich des Problems bewusst und helfen oft bei der Rettung verunglückter Tiere oder zäunen die Brunnenlöcher ein.
Gefahr der Meerschaum-Gruben
Ranger:innen und Tierärzt:innen-Teams werden gebraucht!

Das Beispiel der Rettung der Giraffe zeigt, dass solche Aktionen zum Teil sehr schwierig sind und besondere Kenntnisse erfordern. Deshalb müssen die Ranger:innen auf solche Situationen gut vorbereitet werden: Gemeinsam mit Partner:innen in Kenia und Tansania hat der WWF bereits hunderte Ranger:innen für solche Rettungseinsätze geschult.
Besonderer Wert wird bei der Ausbildung auf die Sicherheit während des Einsatzes gelegt. Die Arbeit der Ranger:innen und auch der mobilen Tierärzt:innen-Teams ist unerlässlich und wird auch in Zukunft benötigt, um so vielen Wildtieren wie möglich helfen zu können.
-
Unganisha
-
Amboseli-Kilimanjaro
-
Kenia und Tansania