In seiner langjährigen Arbeit gegen die Geisternetze in den Meeren geht der WWF mit dem Launch der Website GhostNetZero.AI den nächsten Schritt: Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz können Sonardaten automatisch ausgewertet und Stellen am Meeresboden identifiziert werden, an denen vermutlich Geisternetze liegen. Ein revolutionärer Schritt im Kampf gegen die unsichtbare Gefahr unter Wasser.

Jedes Jahr gehen 20 Prozent aller Fanggeräte in den Weltmeeren verloren. Das sind allein vier Millionen Stellnetze, anderes Fischereigerät noch gar nicht mitgezählt. Als „Geisternetze“ werden sie zur tödlichen Gefahr für mehr als 340 marine Arten. Bereits seit 2015 sucht und birgt der WWF Geisternetze aus der Ostsee, 2018 unternahm der WWF erste Schritte mit dem Seitensichtsonar.

Die Sonartechnik verändert alles

Mit Hilfe des Sonars kann der Meeresboden vom Schiff aus detailliert erfasst werden. Die hohe Auflösung ermöglicht es, selbst dünne Fangleinen auf dem Meeresboden zu erkennen – eine enorme Erleichterung bei der oft aussichtslos erscheinenden Suche nach verlorenem Fischereigerät. Seit 2019 konnte der WWF mithilfe dieser Sonartechnik 26 Tonnen Geisternetze bergen und der Entsorgung zuführen.

KI revolutioniert den Kampf gegen Geisternetze

Neue Technologien eröffnen neue Möglichkeiten. Seit 2022 ist künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch, um den Menschen das Leben zu erleichtern. Was wäre, wenn diese Technologie dem WWF-Geisternetz-Team bei der Suche nach Geisternetzen helfen würde? Sonardaten gäbe es in Hülle und Fülle zu verarbeiten - nicht nur die vom WWF, sondern auch die Daten von Sonarfahrten weltweit, wie sie etwa zur Sicherung der Schifffahrt oder zur Erkundung von Standorten für Offshore-Windkraftanlagen erhoben werden.

Könnte eine KI diese immensen Datenmengen automatisiert auswerten und nach Verdachtspunkten für Geisternetze? Die Antwort lautet: Ja! Und so begann die Arbeit am Online-Portal GhostNetZero.AI, das seit Januar 2025 für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Wie funktioniert GhostNetZero.AI?

GhostNetZero.AI ist eine Online-Plattform, auf der Menschen aus aller Welt, die den Meeresboden kartieren, ihre Sonardaten hochladen können. Mit Hilfe modernster KI-Technologie analysiert GhostNetZero.AI diese hydrografischen Daten und zeigt potenzielle Geisternetze auf. Die Treffergenauigkeit der KI liegt bei 90 Prozent.

Die markierten Bereiche werden durch Sonarexpert:innen überprüft und validiert. Die verdächtigen Punkte werden anschließend in die GhostNetZero-App hochgeladen und Taucher:innen können die Netze dann überprüfen, bevor die Bergungsausfahrt startet.

Der Einsatz von KI bei der Geisternetz-Suche ist ein revolutionärer Schritt im Kampf gegen die sonst unsichtbare Gefahr, die von dem besonderen Plastikmüll unter Wasser ausgeht. Mit Hilfe von KI können durch das Wiederverwenden existierender Datensätze mehr potenzielle Netzverdachtspunkte identifiziert werden. So können besonders belastete Regionen priorisiert und zu eigenen Projekten für Maßnahmen gegen Geisternetzen angeregt werden.

Eine ergänzende Citizen-Science-App für Taucher:innen beschleunigt die Zwischenschritte bis zur Bergung und schafft Bewusstsein für das Problem. Taucher:innen können sich an der Vorbereitung zur Bergung beteiligen, über die GhostNetZero App können sie Verdachtspositionen einsehen, zur Validierung antauchen und als überprüft melden und damit für die spätere Bergung freigeben. Bei der Bergung kommen Forschungstaucher:innen und teils Schiffe mit Winden zum Einsatz, um die Netze heraufzuhieven.

GhostNetZero.AI – gemeinsam, effizient, smart. Für Weltmeere ohne Geisternetze.

So können Sie den WWF im Kampf gegen Geisternetze unterstützen

Weitere Informationen

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