Im Herzen Südostasiens liegt eine Waldlandschaft, die ihresgleichen sucht. Ein Netzwerk aus Schutzgebieten soll sie erhalten. Doch deren Grenzen sind oft nicht klar umrissen. So kommt es auch in Nationalparks zu Abholzungen in immer größerem Ausmaß. Mit speziellen Drohnen und neuester Technologie schützt der WWF die Wälder und ihre Arten.

Dawna Tenasserim: Unbekanntes Paradies

Tapir in Südostasien © Martin Harvey / WWF
Auch Tapire leben in der Dawna-Tenasserim-Landschaft © Martin Harvey / WWF

Über die Grenze von Thailand und Myanmar hinweg erstrecken sich die größten zusammenhängenden Wälder des südostasiatischen Festlandes. Trotzdem ist die Region so unbekannt, dass die wenigsten wahrscheinlich ihren Namen je gehört haben: Dawna-Tenasserim-Landschaft (DTL) heißt dieses Artenparadies und global bedeutende Ökosystem.

Hier leben die meisten Tiger und Asiatischen Elefanten der Region. Außerdem die Wildrinder Gaur und Banteng, der malaysische Tapir, Nebelparder und mit der Schweinsnasenfledermaus das kleinste Säugetier der Erde, gerade einmal so groß wie eine Hummel. Fortschreitende Entwaldung bedroht ihre Lebensräume.

Warum die Nationalpark-Grenzen nicht klar sind

Auf thailändischer Seite ist die Dawna-Tenasserim-Landschaft mit rund 95.000 Quadratkilometern größer als Bayern und Mecklenburg-Vorpommern zusammen – und sie ist bei aller beeindruckenden Wildnis nicht menschenleer.

Kleine, ländliche Gemeinden bestanden schon vor Gründung in und um die verschiedenen Schutzgebiete. Sie sind nicht nur von den Ressourcen der Wälder abhängig, sondern brauchen Raum für ihre Land- und Agroforstwirtschaft. Nach thailändischer Gesetzgebung dürfen sie deshalb landwirtschaftliche Flächen innerhalb der Nationalparks weiter nutzen, sofern diese bereits vor Mitte 2014 bestanden und nicht vergrößert werden.

Auch außerhalb der Schutzgebiete erstreckt sich immer häufiger Landwirtschaft bis an die Waldränder. Um die Grenzen der landwirtschaftlich genutzten Flächen zu ziehen, wurden in der Vergangenheit Satellitendaten genutzt. Doch ihre Auflösung lässt viel Spielraum für Interpretationen.

Eyes on the Forest: Drohnen für einen gerechten Waldschutz

Dawna-Tenasserim-Landschaft © WWF - Myanmar / Hkun Lat
Dawna-Tenasserim-Landschaft © WWF - Myanmar / Hkun Lat

„In Folge der unklaren Grenzen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten von Bäuerinnen und Bauern mit den Nationalparkverwaltungen“, erklärt Susanne Gotthardt, Südostasien-Referentin beim WWF Deutschland.

„Die Grenzen für die Entwaldung müssen dringend besser ausgelotet werden. Das darf aber nicht zu Lasten der indigenen Bevölkerung und ihrer Rechte geschehen.“ Um die von den natürlichen Ressourcen abhängigen Gemeinden zu unterstützen und gleichzeitig eine folgenschwere Entwaldung aufzuhalten, setzt der WWF Drohnen ein.

„Die Grenzen für die Entwaldung müssen dringend besser ausgelotet werden. Das darf aber nicht zu Lasten der indigenen Bevölkerung und ihrer Rechte geschehen.“

Susanne Gotthardt, Südostasien-Referentin beim WWF Deutschland

Neueste Technologie

Die Drohnen sind speziell ausgerüstet und machen hochauflösende Bilder. Diese Bilder werden mit Hilfe dafür bestimmter Programme verarbeitet und analysiert, sogenannten geografischen Informationssystemen (GIS). Das Ergebnis sind detaillierte und sehr klare Informationen über die Wälder, landwirtschaftliche Flächen und neue Abholzung. Mit ihrer Hilfe können Nationalparkverwaltungen gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern die Grenzen festlegen und illegale Entwaldung nahezu in Echtzeit aufdecken.

Drohnen über dem Kaeng Krung Nationalpark, Thailand

Vor jedem Drohnenflug geht das Team die Checkliste durch © Susanne Gotthardt / WWF Deutschland
Vor jedem Drohnenflug geht das Team die Checkliste durch © Susanne Gotthardt / WWF Deutschland

Diese Form der Drohnen-Überwachung hat der WWF entwickelt. EOF, Eyes on the Forest, heißt das Projekt. Seit 2019 testen wir es im Kaeng-Krung-Nationalpark im Süden Thailands. Seine dichten Wälder bewachsen zwei steile Gebirgsketten.

In den flacheren Gebieten werden gut zehn Prozent der Parkfläche für den Anbau von Ananas, Kautschuk, Durian und Ölpalmen landwirtschaftlich genutzt. Mehr sollen und dürfen es nach thailändischem Gesetz nicht werden. Hier setzt unser Projekt an.

Die großen Vorteile der Drohnen

Drohnen können ein Gebiet wesentlich effizienter überwachen als Patrouillen, gerade in unwegsamem Gelände. Auch ist eine höhere Frequenz möglich. Satellitenbilder – selbst hochauflösende – haben in der Regenzeit außerdem mit Wolkenbedeckung zu kämpfen. Die Folge sind blinde Flecken auf den Bildern.

Durch unser Drohnen-Monitoring können riesige Schutzgebietsflächen besser gemanagt und die bedeutenden Lebensräume für Elefanten, Tiger, Tapire und Co. langfristig erhalten werden. Darüber hinaus profitieren die lokalen Bauernfamilien von einer soliden Datenbasis für die Lösung von Grenzkonflikten.

Aufwendige Umsetzung eines erfolgreichen Projekts

Drohnen-Aufnahme eines Elefanten im Kui-Buri-Nationalpark © DNP / WWF Thailand
Drohnen-Aufnahme eines Elefanten im Kui-Buri-Nationalpark © DNP / WWF Thailand

Den Testlauf hat „Eyes on the Forest“ bestanden. Nun soll es dauerhaft im Kaeng-Krung-Nationalpark ausgerollt und auf den gut 400 Kilometer nördlich liegenden und fast doppelt so großen Kui-Buri-Nationalpark übertragen werden. Dort überwachen wir bereits Elefantenbestände mit Drohnen.

Beide Parks gehören zum Schutzgebietsnetzwerk der Dawna-Tenasserim-Landschaft, beide sind WWF-Projektgebiet und unerlässlich wichtige Lebensräume für weltweit bedrohte Arten.

„Mit der Anschaffung der Technik ist es allerdings nicht getan“, so Susanne Gotthardt vom WWF über die Umsetzung des „Eyes on the Forest“-Projektes.

„Ein funktionierendes, Drohnen-basiertes Monitoring bedeutet auch, dass wir Personal ausbilden, dass wir die Daten sichern und analysieren und vor allem, dass wir die Gemeinden vor Ort einbeziehen und über ihre Rechte aufklären.”

Susanne Gotthardt, Südostasien-Referentin beim WWF Deutschland

Die vielen Schritte zur erfolgreichen Umsetzung von „Eyes on the Forest“:
  • Auswahl und Beschaffung der für die Standorte und Anforderungen am besten geeigneten Drohnen und Kameras
  • Konsultationen mit den Gemeinden vor Ort Schulung von Nationalpark-Mitarbeitenden im Drohneneinsatz und den damit verbundenen Gesetzen und Vorschriften
  • Entwicklung einer georäumlichen Naturschutz-Datenbank einschließlich entsprechender Schulungen für Nationalpark-Mitarbeitende
  • Sensibilisierung und Kapazitätsaufbau für Nationalpark-Mitarbeitende in Bezug auf indigene Rechte
  • Regelmäßige Treffen zum Informations- und Erfahrungsaustausch aller Interessengruppen (Nationalparkverwaltung, Anrainergemeinden, Bäuerinnen und Bauern etc.)
  • Schulung der Bauern und Bäuerinnen in Kartierung und Drohnen-Monitoring
  • Sammlung und Analyse von Daten auf der Grundlage eines entwickelten Drohnen-Betriebsplans und Drohnen-Flugaufzeichnungen
  • Schulung der Bauern und Bäuerinnen im Umgang mit der Datenbank.
  • Schulung der Bauern und Bäuerinnen in Bezug auf ihre Landrechte und geltende Gesetze
  • Entwickeln von Standardvorgehen unter besonderer Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten, Persönlichkeitsrechten und menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht
  • Dialog aller Betroffenen und Involvierten zur Einhaltung der Menschenrechte
  • Einführung eines Beschwerdemechanismus und Schulung der lokalen Gemeinden in dessen Nutzung, sollten sie ihre Rechte verletzt sehen

Die Drohnen über Thailands Wäldern und alle damit zusammenhängende Arbeit am Boden sind das beste Beispiel dafür, wie Artenschutz im 21. Jahrhundert aussehen kann und muss. Das Projekt möchten wir unbedingt fortführen und auf weitere Nationalparks ausdehnen.

  • Dawei Road © WWF - Myanmar / Hkun Lat Mekong-Region

    Der Mekong ist mit etwa 4.500 Kilometern Länge der zehntgrößte Fluss der Welt und seine Artenvielfalt ist fast so gewaltig wie die des Amazonas. Mehr zur Mekong-Region