Eingepfercht in engen Transportbehältern fliegen sie rund um den Globus – auf dem Schwarzmarkt werden sie für mehrere tausend Euro verkauft. Afrikanische Graupapageien (Psittacus erithacus) gehören zu den am meisten exportierten und ausgebeuteten Vogelarten weltweit. Wilde Graupapageien dürfen seit dem Jahr 2017 nicht mehr international gehandelt werden, doch die bestehende Nachfrage, vor allem aus dem Heimtierbereich, schürt den illegalen Handel – insbesondere auch über soziale Medien.
Hochintelligent und vom Aussterben bedroht
Der Afrikanische Graupapagei ist in den tropischen Regenwäldern West- und Zentralafrikas zuhause. Schon im späten Mittelalter gilt er weltweit als beliebtes Haustier, besonders wegen seiner großen Sprachbegabung – denn Graupapageien können außerordentlich gut lernen, menschliche Geräusche zu imitieren.
Ihr Talent wird den Tieren jedoch immer mehr zum Verhängnis. Sie werden gefangen und illegal aus ihren Herkunftsländer exportiert. Da die Wildvögel sehr sensibel sind und in eng verbundenen sozialen Gruppen leben, sterben über die Hälfte der Papageien, noch bevor sie die Reise antreten.
Seit 1975 wurden rund 2-3 Millionen Graupapageien international gehandelt. Ihre Gesamtzahl in der Wildnis ist im selben Zeitraum um bis zu 79 Prozent geschrumpft, in Teilen Afrikas sogar um mehr als 99 Prozent. Hinzu kommt, dass die Wildvögel auch für traditionell medizinische Zwecke und Praktiken gejagt werden. Der zunehmende Verlust ihres Lebensraums macht ihnen außerdem zu schaffen. Afrikanische Graupapageien sind seit 2016 auf der Roten Liste der IUCN als stark gefährdet eingestuft.
Wildvogel per Klick
Der Wildvogelhandel findet zunehmend online statt – zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler einer 2018 veröffentlichten Studie. Sie untersuchten den Internet-Handel mit wilden Graupapageien zwischen den Jahren 2014 und 2017, um einen Überblick über das Ausmaß und die Rolle sozialer Medien zu bekommen.
Insgesamt wurden im Forschungszeitraum 259 Postings identifiziert, die den Handel mit wilden Graupapageien betreffen. Der größte Anteil der Händler bot zwischen elf und 100 Papageien an, rund 30 Prozent sogar mehr als 100 Exemplare. Die meisten Exporteure hatten ihren Sitz in der Demokratischen Republik Kongo, gefolgt von Kamerun, Guinea und der Elfenbeinküste. Die Mehrheit der Importeure waren in West- und Südasien angesiedelt, vor allem in der Türkei, Pakistan, Jordanien und im Irak.
„800 Graupapageien versandbereit.”
Post eines Händlers auf einer Online-Plattform
In mindestens 70 Prozent der Fälle wurden nach Einschätzung der Wissenschaftler nationale Gesetze verletzt bzw. internationale Handelsbestimmungen nicht eingehalten. Grundlegende Anforderungen für das Tierwohl wurden regelmäßig nicht eingehalten. Fotos zeigten verängstigte Papageien, die in viel zu engen, verdreckten Transportbehältern ausharren mussten – ohne Wasser oder Nahrung.
Auch wenn die Untersuchungsergebnisse erschreckend sind, konnten die Wissenschaftler durch sie eine Reihe von Interventionsmöglichkeiten beschreiben um den illegalen Handel, einschließlich der wichtigsten Handelsrouten, zu unterbrechen.
Vielversprechende Forschung geplant: Schutz via GPS
Um Afrikanische Graupapageien besser schützen zu können, brauchen wir Informationen über ihr Bewegungsverhalten. Hierfür wird der WWF 2021 erstmalig GPS-Telemetrie-Studien an den Tieren unterstützen.
Die Idee: Wie viele andere Vogel- und Säugetierarten besuchen auch Graupapageien regelmäßig natürliche Waldlichtungen, so genannte Bais, um Mineralstoffe und wichtige Pflanzen aus dem Boden aufzunehmen. Mehrere Tausend Graupapageien halten sich jedes Jahr in den Bais des Lobéké-Nationalparks in Kamerun auf. Da es höchst unwahrscheinlich ist, dass so viele Vögel dort leben und ihre Brutstätten haben, müssen viele der Tiere aus weit entfernten Regionen kommen. Das perfekte Gebiet also, um das Bewegungsverhalten der Afrikanischen Graupapageien zu untersuchen.
GPS-Telemetrie-Studien an Papageienarten sind derzeit selten, da die Vögel intelligent sind und die Geräte mit ihren starken Schnäbeln entfernen können. Die GPS-Tracker müssen also im ersten Schritt an die besonderen Herausforderungen angepasst und getestet werden – erst dann kann man die Flugrouten sicher nachverfolgen.
Rettung von Graupapageien und ihren Lebensräumen
Von dem Forschungserfolg hängt vieles ab. „Je mehr wir über die Bewegungsmuster und Brutstätten der Graupapageien wissen, desto besser können wir beispielsweise Schutzmaßnahmen planen und wirkungsvoll umsetzen“ erklärt Thomas Breuer, Projektmanager für Zentralafrika beim WWF Deutschland. Zudem erfüllen Graupapageien als Verbreiter von Samen eine wichtige Ökosystemleistung. Das Verständnis ihres Bewegungsverhaltens kann wichtige Erkenntnisse über das Verständnis der Regeneration und des Fortbestandes von Regenwäldern liefern. Darüber hinaus sind diese Anhäufungen eine wahre Tourismusattraktion.
Mit den richtigen Maßnahmen können wir also nicht nur die Afrikanischen Graupapageien vor dem Aussterben bewahren, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Schutz der letzten tropischen Wälder unserer Erde leisten.
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