Aufmerksam folgen mir zwei bernsteinfarbene Augen. Die Ohren des Tiers rotieren langsam, um verdächtige Geräusche wahrzunehmen. Prüfend hebt es seine Nase in den Wind, doch es ist alles in Ordnung. Entspannt schlendert der Afrikanische Wildhund an mir vorbei. Sein Rudel hat sich im Schatten der Bäume nahe einem kleinen Wasserloch niedergelassen. Dort lässt sich die tropische Hitze aushalten. Ein weiterer Wildhund macht es sich plätschernd im Wasser bequem, begleitet vom Zirpen der Zikaden. Eine leichte Brise trägt den Geruch eines frischen Kadavers herüber – Reste der letzten Jagd, die nicht weit entfernt im Gebüsch liegen. Rund 20 Wildhunde haben davon gefressen. Es ist ein großes Rudel mit vielen Jungtieren – typisch für Selous. Das Reservat gilt als eines der wichtigsten Rückzugsgebiete für die stark bedrohten Afrikanischen Wildhunde.
Auch sonst hat das Selous-Schutzgebiet im Süden Tansanias einiges zu bieten. Die typische Tierwelt Ostafrikas ist hier zu Hause, mit großen Beständen an Löwen, Giraffen, Afrikanischen Büffeln, Flusspferden und Krokodilen. Letztere fühlen sich besonders in den ausgedehnten Sumpfgebietendes Nordens wohl, die zugleich ein wichtiger Lebensraum für viele Vögel sind. Insgesamt wurden rund 440 verschiedene Vogelarten nachgewiesen. Selous ist mit mehr als 50 000 Quadratkilometern größer als Niedersachsen und eines der wichtigsten Wildnisgebiete Afrikas. Daher erklärte die UNESCO das Gebiet bereits 1982 zum Weltnaturerbe. Dieser Titel könnte jedoch bald aberkannt werden. Bereits vor einigen Jahren wurden Elefanten mitten im Reservat in großer Zahl gewildert, weshalb es die UNESCO auf die Liste gefährdeter Welterbestätten setzte.