Bereits seit einigen Jahren werden Pläne entwickelt, mitten im Selous ein Wasserkraftwerk zu bauen. Mitten in der Wildnis würde eine 126 Meter hohe und 700 Meter breite Staumauer entstehen. 4.000.000 Kubikmeter Beton müssen in die Wildnis gekarrt und dort verbaut werden.
Der Staudamm in der Schlucht „Stiegler’s Gorge“ würde ein 1.100 Quadratkilometer großes Gebiet fluten. Das ist größer als die Fläche Berlins und entspricht in etwa der Hälfte des Saarlands.
Der Stausee würde nicht nur den Lebensraum für die Wildtiere zerstören, sondern auch wichtige Wanderrouten überschwemmen und zusammenhängende Tierpopulationen trennen. Frei fließende Flüsse können den vielen Pflanzen und Bäumen optimale Bedingungen bieten – ein Staudamm brächte zubetonierte Flussbette und große überflutete Gebiete mit sich.
Für den Bau würden inmitten des Schutzgebietes Straßen, Industrieanlagen und Siedlungen für etwa 1.200 Bauarbeiter entstehen. Das bedeutet Verkehr, Lärm, Verschmutzung und Abfall – alles zu Lasten des Weltnaturerbes. Und durch die neu gebauten Straßen gelangen nicht nur Bauarbeiter schneller und einfacher in die Mitte des Schutzgebietes, sondern auch Wilderer.
Auch für die Menschen hätte der Staudamm enorme Konsequenzen. Das Einkommen vieler Bewohner der Region ist abhängig vom Fototourismus im Weltnaturerbe. Wenn wichtiger Lebensraum zerstört wird und sich Menschen immer weiter ausbreiten, werden die Wildtierpopulationen kleiner – und die Touristen bleiben aus.