Afrikas Wälder sind nicht nur für ihre Tierwelt bei uns bekannt, sondern auch für ihre hohe Vielfalt verschiedener Waldtypen – noch. Wir stellen die Waldvegetationstypen Afrikas vor und zeigen ihre Besonderheiten sowie Unterschiede auf.

Seit jeher fasziniert Afrika. Aufgrund einer einmaligen Biodiversität sowie seiner majestätischen, heroischen Landschaft lockt dieser Kontinent ganzjährig Millionen von Touristen weltweit an. Ein Grund von vielen ist der Uhuru Peak, der höchste Berg Afrikas. Erhaben thront der Vulkan, der mit seinen 5.898 Metern höchste Gipfel des Kilimanjaro-Massivs, über der schier endlosen Savanne. Diese auf engem Raum konzentrierte Gegensätzlichkeit von feuchten, immergrünen Wäldern an den Berghängen bis hin zu trocken-heißen, tropischen Graslandschaften ist es, die auch zu unterschiedlichen Waldtypen in Afrika führt. 

Bäume im frühen Morgenlicht am Rande des Mau-Waldes bei Bomet, Narok, Kenia © Kate Holt / WWF-UK
Bäume im frühen Morgenlicht am Rande des Mau-Waldes bei Bomet, Narok, Kenia © Kate Holt / WWF-UK

Wald ist nicht gleich Wald

Das Besondere an den Wäldern dieser Erde ist vor allem ihre Vielfalt. Die vorherrschenden Temperaturen und Niederschläge und damit die unterschiedlichen Klimazonen der Erde führen dazu, dass die Wälder bestimmten Typen zugeordnet werden. Es entwickeln sich Wälder mit einem eigenen Nährstoff- und Wasserkreislauf mit einer charakteristischen Zusammensetzung der Baum-, Strauch- und Bodenpflanzenarten. Die ausgedehntesten Waldgebiete der Erde sind neben den borealen Wäldern Russlands und Nordamerikas die tropischen und subtropischen Regenwälder um den Äquator. Diese umfassen zahlreiche verschiedene Waldtypen wie den Tieflandregenwald bis circa 1.500 Meter Höhe und den Bergregenwald bis circa 2.500 Meter Höhe.

Regenwaldtypen in Afrika

Eine Besonderheit der tropischen Regenwälder ist, dass die Bäume ganzjährig grün sind und somit ein beständig weitestgehend geschlossenes Baumkronendach aufweisen. Sie haben sich an reichlich Regen, konstante Wärme und viel Sonnenlicht angepasst. Diese über Millionen von Jahren relativ konstant vorkommende Bedingungen haben zur Ausbildung von unzähligen Nischen für eine so zahlreiche Tier- und Pflanzwelt geführt, dass sie bis heute noch nicht annähernd vollständig erfasst werden konnte. Die subtropischen Regenwälder stellen zudem einen wichtigen Puffer im Klimasystem dar. Obwohl sie nur rund zehn Prozent der weltweiten Landfläche bedecken, speichern sie bis zu 50 Prozent des gesamten in der Vegetation enthaltenen Kohlenstoffs und gewaltige Süßwassermengen. 

Die Klassifizierung der Regenwälder ist nicht trennscharf möglich. Denn sie gehen in andere Waldtypen über, abhängig von Längen- und Breitengrad, Bodenbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen. Damit bildet sich ein ineinandergreifendes Mosaik an Vegetationstypen, die zu der überbordenden Vielfalt der Tropen beiträgt.

Immergrüner Regenwald in Dzanga-Sangha, Zentralafrikanische Republik. © Andy Isaacson / WWF-US
Immergrüner Regenwald in Dzanga-Sangha, Zentralafrikanische Republik. © Andy Isaacson / WWF-US

Immergrüne Regenwälder 

Diese Wälder gelten gemeinhin als “echte” Regenwälder. Sie weisen eine Niederschlagsmenge von meist mehr als 2.000 Millimetern jährlich auf. Diese Wälder haben die größte biologische Vielfalt aller Waldtypen. Ungefähr zwei Drittel der nassen, tropischen Regenwälder der Welt können als der äquatoriale Typ betrachtet werden. Diese Wälder unterliegen aufgrund ihres Vorkommens zwischen Äquator bis rund zum zehnten Breitengrad nur geringen jahreszeitlichen Unterschieden im Temperaturverlauf und der Tageslänge. Hier leben die bekannten „typischen“ Regenwaldarten wie Bongo-Antilopen, Riesenwaldschweine und Flachlandgorillas in Afrika, oder Flachlandtapire oder Faultiere in Südamerika.

(Wechsel-)Feuchte Wälder

Diese Wälder haben eine jährlich deutlich geringere Niederschlagsmenge als ausgesprochene Regenwälder und unterscheiden sich von den immergrünen Gebieten durch stärker ausgeprägte Jahreszeiten mit deutlichen Trockenphasen und Regenzeiten. In der Trockenzeit werfen viele, aber nicht alle, Baumarten ihre Blätter ab. Sie sind auch insgesamt lichter als immerfeuchte Wälder und damit dringt mehr Sonnenlicht durch die Kronen bis auf den Waldboden. Das ermöglicht ein ausgeprägtes Wachstum der niedrigeren Baum- und Strauchschicht und führt auch dazu, dass ein völlig anderer Lebensraum entsteht. Sie stellen einen Übergangsbereich zwischen Regenwäldern und Trockenwäldern, bzw. dem Savannengürtel dar, in dem auch viele Arten aus diesen angrenzenden Bereichen vorkommen. Ausschließlich auf diese Wälder begrenzt sind vor allem viele weniger bekannte Vogel- und Reptilienarten, oder nur in kleinen Bereichen vorkommende, (endemische) Arten wie Rüsselhundchen oder bestimmte Affenarten. Wechselfeuchte Wälder wie weite Bereiche der Küstenwälder Ostafrikas sind besonders stark bedroht.

Mehrere hundert Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) umschlingen einen Baum © Nina Dohm / WWF
Mehrere hundert Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) umschlingen einen Baum und bilden dadurch einen Baum um den Baum. Manchmal bricht der eigentliche Baum darunter zusammen. Anders als Misteln sind Epiphyten aber keine Parasiten. D. h., sie zapfen den Baum nicht an, sondern ringen nur nach der besten Position für Luft und Licht. © Nina Dohm / WWF

Wolken- und Nebelwälder

Die kalttropischen Wolken- und Nebelwälder jenseits von 2.500 Metern Höhe gehen in tieferen Lagen fließend in die Berg- und Tieflandregenwälder über, liegen oft aber auch völlig isoliert in inselartigen Berggebieten inmitten trockeneren Savannenlandschaften – wie am Kilimanjaro. Ein Großteil des Niederschlags entfällt auf Nebel oder Tau. Heimat dieses Typs ist unter anderem der obere Bereich des Kilimanjaro-Massivs, Äthiopien, Kenia und Uganda. Markant ist, dass die Bäume mit Epiphyten, sprich Aufsitzerpflanzen wie Orchideen, bewachsen sind, die durch die große Menge an Feuchtigkeit gut gedeihen können. Kolibris, Frösche, Moose und farbenfrohe Orchideen lieben die Wolkenwälder. Viele dieser Pflanzenarten sind nur in einem einzigen Bergmassiv verbreitet (endemisch), weltweit einmalig und stehen kurz vor dem Aussterben. Berg- und Höhenwälder sind stark gefährdete Gebiete und weisen neben den Berggorillas Tausende ebenso gefährdete Tier- und Pflanzenarten auf. Sie bedecken natürlicherweise bereits weniger 2,5 Prozent der Erdoberfläche, und allein seit dem Jahr 2000 ist die Fläche dieser Wälder um mehr als 800.000 ha und damit fast acht Prozent geschrumpft.

Mangrovenwälder

Ein Waldtyp zwischen Meer und Land. Er zählt zu den produktivsten, artenreichsten und anpassungsfähigsten Ökosystemen der Erde. Die Mangrovenwälder Afrikas sind stark rückgängig. Nur in wenigen Bereichen der ost- und westafrikanischen Küsten gibt es noch größere, weitgehend intakte Mangrovenwälder – und das, obwohl Mangroven als Überlebenskünstler gelten. Insgesamt gibt es 70 bis 80 verschiedene Arten; manche Bäume überragen niedriges Buschwerk um 40 Meter. Der Verlust von Mangroven hätte dramatische Folgen für Mensch und Natur. Sie sind Kinderstube für über 3.000 Fischarten sowie Krebse und Garnelen. Viele Menschen in den Dörfern an der Küste leben vom Fischfang in den Mangroven. In vielen Entwicklungsländern gehört Fischfang zudem zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige. Wenn die Mangroven zerstört werden, verlieren viele Küstenbewohner ihre Nahrungs- und Einkommensgrundlage sowie den gerade in Zeiten des Klimawandels so wichtigen Schutz vor Stürmen und Hochwasser.

Passat- und Monsunwälder 

Monsunwälder haben ihren Namen von den Winden, die die immensen Regenfälle herantragen. Monsunwälder sind tropisch feucht und saisonale Regenwälder. In Gebieten in West- und Ostafrika sind diese vorzufinden. Sie haben keine typische Form, sondern variieren in ihrem Aussehen. Ihre Ausprägung ist abhängig von der Dauer der Trockenphasen. Denn die laubabwerfenden Bäume reagieren je nach Witterungsverlauf unterschiedlich: Nach langen Trockenzeiten verlieren sie in unterschiedlichem Maße ihre Blätter. 80 Prozent der Arten sind immergrün. Die zunehmende intensive Bewirtschaftung und Umwandlung der Monsunwälder in landwirtschaftlichen Flächen gefährdet diesen Waldtyp, besonders in Westafrika. 

Trockenkahle Wälder

Trockenkahle Wälder gedeihen in Gebieten mit länger anhaltenden jährlichen Trockenzeiten und geringerem Gesamtniederschlag und werfen in solchen vollständig ihr Laub ab. Sie grenzen an Passat- und Monsunwälder einerseits und an Dornenwälder oder die Savanne andererseits. Die Wälder sind zum allergrößten Teil nicht mehr in einem natürlichen Zustand, da sie dem intensiven Bewirtschaften durch den Menschen ausgesetzt sind. In fast allen Gebieten wurde bereits intensiv Holz genutzt. Das afrikanische Mahagoniholz (auch als Holzart Khava bekannt) sowie zahlreiche andere wertvolle Holzarten sind weltweit gefragt. Außerdem ist der trockenkahle Wald überall dort, wo Menschen leben, äußerst brandgefährdet.

Akazienbaum mit europäischen Weißstörchen in Nordkenia. © Martin Harvey / WWF
Akazien sind wohl mit die bekannteste Dornenbaumart. Auffällig sind die langen Stacheln, die sie vor Fressfeinden wie Giraffen schützen sollen. © Martin Harvey / WWF

Dornenwälder

Bei länger anhaltenden sowie extremen Trockenzeiten gedeihen in Afrika nur noch Dornwälder. Sie bestehen meist aus Schirmakazien-, Mimosen- und Caesalpinaceen-Arten. Generell ist die Diversität jedoch recht gering. Die trichterförmigen Kronen der Bäume stehen schütter und fangen den geringen Sommerregen auf. Einige Dornwälder sind als sogenannte Degradationsform auch durch die menschliche Nutzung aus trockenkahlen Wäldern entstanden, der Übergang zu Savannen ist fließend.

Sukkulentenwälder 

Bei weiter abnehmenden Niederschlagsmengen entstehen Sukkulentenwälder (besonders saftreiche, an Trockenheit angepasste Pflanzen, die hier Stracu- oder Baum-groß werden können), die letztlich in die Savanne und Halbwüste übergehen. Sukkulenten sind der Lebensraum zahlreicher Arten. In Afrika treten zum Teil auch in den Tropen waldartige Sukkulentenansammlungen in Form von Euphorbien auf. In Afrika lassen sich beeindruckende Sukkulentenarten vorfinden. So wächst in Südafrika beispielsweise eine perlenkettenartige, mit erbsengroßen, kugeligen Blättern versehene Senecio rowleyanus.

Baobab-Bäume unter dem Sternenhimmel. © Shutterstock / Dudarev Mikhail / WWF
Baobab-Bäume sind typische Vertreter der Miombowälder. Oft sind die sehr alten Bäume innen hohl und werden von von hunderten kleinen Tieren und Insekten als Wohnort benutzt. Die Bäume folgen einem stark ausgeprägten Jahreszeitenrhythmus und sind durch die Folgen des Klimawandels stark bedroht. © Shutterstock / Dudarev Mikhail / WWF

Miombo-Wälder

Miombo ist die Bezeichnung für das trockene Waldland, vor allem im südlichen Afrika, und wird von drei Pflanzengattungen dominiert: Brachystegia, Julbernardia und Isoberlinia. Dieser Waldtyp gehört zur Waldsavanne und ist in Afrika am weitesten verbreitet. Er bedeckt rund fünf Millionen Quadratkilometer und versorgt mehr als 100 Millionen Menschen mit Nahrung, Brennholz, Baumaterial, Medizin und Wasser.

Die Böden sind nährstoffarm und die Bäume laubabwerfend. Sie besitzen einen dichten Grasunterwuchs. Charakteristisch für die drei Pflanzengattungen sind die pilzförmigen Kronen sowie die Art der Samenverbreitung. Denn zur Fortpflanzung springen die Schoten wie bei einer Explosion auf. Die Samen werden dabei 25 Meter weit geschleudert. Nach der Landung drehen sich die kleinen Samenkapseln spiralförmig in den Boden. An dieser Stelle gedeihen dann neue Pflanzen.

Savannenwald und Baumsavanne

In der Savanne stehen nur vereinzelt Bäume. Weisen diese eine schirmartige Krone auf und stehen in mosaikartigen, kleinen, geschlossenen Ansammlungen, dann bezeichnet man dieses Gebiet als Savannenwald. Wenn der Baumbestand zunehmend vereinzelt, beginnt die Baumsavanne. Obwohl diese Gebiete wenig Bäume besitzen, so sind sie doch Heimat für zahlreiche Tiere – vor allem für Huf- und Raubtiere wie beispielsweise den Leoparden. Dieser ernährt sich von Pavianen, Warzenschweinen und Nagetieren. Er kann sehr schnell rennen und auf Bäume klettern, auf die er auch seine Beute hinaufträgt und dort frisst.