- Verbesserung der Gewässerstruktur durch Raubäume
- Wiederherstellung natürlicher Ufer
- Belebung der Aue durch Anbindung eines Seitenarms
- Entwicklung von Hartholzauenwald
- Vermittlung der Wildflusslandschaft Mulde
Bis voraussichtlich Ende 2018 wird unter der Federführung des WWF Deutschland im Bereich der Unteren Mulde eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt:
Verbesserung der Gewässerstruktur durch Raubäume
Als Totholz werden Bäume oder Teile von Bäumen bezeichnet, die durch die natürliche Flussdynamik, also zum Beispiel Überschwemmungen oder Uferabbruch in das Flussbett gelangen. In natürlichen Fließgewässern kommt Totholz sehr häufig vor und ist ein wichtiger gewässerökologischer Faktor. Durch die Veränderung der Morphologie, des Abflussverhaltens, des Stoffhaushaltes und der Besiedlung hat Totholz Einfluss auf alle wichtigen Systembausteine des Ökosystems Fließgewässer. Bäume, die bewusst in ein Gewässerbett eingebracht werden um die natürliche Struktur eines Flusses zu verbessern, werden als Raubäume bezeichnet.
Circa 7 geeignete Bäume sollen mit diesem Ziel auf verschiedenen Abschnitten der Unteren Mulde in der Flusssohle verankert werden. Im Bereich der Einbringung der Raubäume sollen auch die natürlichen Uferstrukturen in einigen Teilbereichen wiederhergestellt werden, das heißt: Steinschüttungen werden beseitigt. Forscherteams werden daraufhin die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf Flussdynamik und Ufer der Mulde beobachten.
Wiederherstellung natürlicher Ufer
Nördlich von Retzau befindet sich ein Uferabschnitt, der mit einer massiven Steinschüttung gesichert ist. Aus heutiger Sicht ist diese Sicherung überflüssig, liegt doch das Ufer direkt im Bereich von Wiesen und Wäldern und weit entfernt von schützenswerten baulichen Anlagen, welche eine Eindämmung der Wanderungsbewegung des Muldeufers rechtfertigen würden.
In einem Abschnitt von ca. 500 Metern Länge werden nun diese Steinschüttungen entfernt. Dadurch werden die natürlichen Veränderungsprozesse am Flussufer wieder möglich gemacht.
Das Wasser kann ungehindert das Ufer unterspülen. Es kommt zur natürlichen Veränderung der Böschung. In abgebrochenen Uferwänden finden Uferschwalben ihr neues Zuhause. Im Laufe mehrere Jahre kann die Mulde ihr Flussbett in die angrenzende Wiese verlegen. Erst mit Erreichen der Waldgrenze wird die Flussbettverlagerung durch die verfestigende Wirkung der Baumwurzeln gebremst. Einige der Bäume am Rand werden jedoch durch Unterhöhlung in die Mulde stürzen und so neues natürliches Totholz bilden.
Belebung der Aue durch Anbindung eines Seitenarms
Etwa 2 km vor der Mündung in die Elbe soll ein linksseitiger Altarm angebunden werden. Man vermutet, dass die Anbindung vor vielen Jahrzehnten von Menschenhand verschlossen wurde. Genau an dieser Stelle soll die Öffnung so erfolgen, dass sich der Seitenarm bei Mittelwasser der Mulde mit Wasser füllt. Durch den Anschluss des Seitenarms kann dieser Bereich bei entsprechenden Wasserständen bis zur Elbe durchströmt werden.
Entwicklung von Hartholzauenwald
Hartholzauenwald entwickelt sich in Auenbereichen, die nicht zu häufig vom Hochwasser überströmt werden. Harthölzer, allen voran die Stieleiche, prägen das Bild. Im Gegensatz dazu findet man die Weichholzaue direkt am Ufer. Dort können nur Hölzer dauerhaft wachsen, die häufige und länger anhaltende Überflutungen überstehen.
Voraussichtlich nördlich der Anbindung des Seitenarms soll der Natur geholfen werden, eine Hartholzaue zu entwickeln. Dazu werden Setzlinge und auch Saatgut auf ca. 4 ha Fläche ausgebracht. Die Flächen werden eingezäunt und an ausgewählten Pflanzen ein zusätzlicher Verbissschutz.
Neben Renaturierung und Forschungsarbeiten soll auch die Einzigartigkeit der Wildflusslandschaft Mulde stärker ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu rücken.
Veranstaltungen, Schautafeln, ein digitaler Naturführer, Geocaching-Angebote und regelmäßige Führungen sollen einen Anreiz zur Auseinandersetzung mit der Muldeaue bieten. Langezeitbeobachtungen zu den Veränderungen am Fluss werden filmisch festgehalten und öffentlicher präsentiert.
- Forschung an der Wilden Mulde
- Projekt Wilde Mulde