Im Herzen der Orinoquia liegt eine Region von großer ökologischer Bedeutung. Hier gibt es tropische Savannen, Grasland, Galeriewälder, Feuchtgebiete, Flüsse und Lagunen, flaches Gelände genauso wie hügeliges. Es sind Landschaftstypen, die in keinem anderen Schutzgebiet Kolumbiens zu finden sind. Die Regierung Kolumbiens hat den immensen Wert dieser Region erkannt und hier das 61. Schutzgebiet des Landes ins Leben gerufen: den Nationalpark Serranía de Manacacías.

Dieser atemberaubende Ort erstreckt sich über mehr als 68.000 Hektar und liegt im Herzen des Bezirks Meta in der Region Orinoquia. Die Region ist von entscheidender Bedeutung für die ökologische Vernetzung der Schutzgebiete des Landes. Und dennoch gehörte sie lange nicht zum kolumbianischen Nationalparksystem.

Ein Meilenstein im Naturschutz

Hügelige Landschaft der Serrania de Manacaciias © Luis Bernardo Cano / WWF
Hügelige Landschaft der Serrania de Manacaciias © Luis Bernardo Cano / WWF

Doch das hat sich am 2. Dezember 2023 geändert. An diesem Tag gaben der WWF, The Nature Conservancy (TNC) und die Präsidentschaft der Republik Kolumbien bekannt, dass im Herzen des Landes der neue Nationalpark Serranía de Manacacías entsteht.

Diese Erklärung ist ein wichtiger Beitrag zum Programm Herencia Colombia (HeCo), das 32 Millionen Hektar lebenswichtiger mariner und terrestrischer Ökosysteme in Kolumbien dauerhaft schützt. Der WWF hat maßgeblich an dessen Entwicklung mitgewirkt.

Dass es den Nationalpark Serranía de Manacacías jetzt gibt, ist auch das Ergebnis der kontinuierlichen Bemühungen verschiedener Organisationen unter der Leitung der „Allianz für den Erhalt der biologischen Vielfalt, des Territoriums und der Kultur”. Diese Allianz, bestehend aus dem WWF, den Nationalen Naturparks, der WCS und privaten Spender:innen, hat in den vergangenen vier Jahren die nationalen Prioritäten im Bereich Naturschutz definiert und sowohl technische als auch finanzielle Unterstützung geleistet.

Auch die lokale Bevölkerung hat maßgeblich zu diesem Meilenstein des Naturschutzes in Kolumbien beigetragen. Die Familien, die tief in der Region verwurzelt sind, haben im Prozess des sozialen Dialogs eine entscheidende Rolle gespielt und Vereinbarungen getroffen, die die Ausweisung als Schutzgebiet ermöglichten. Der WWF Kolumbien hat diesen sozialen Dialog begleitet.

Ein wichtiger Korridor

Libelle in der Serrania de Manacaciias © Luis Bernardo Cano / WWF
Libelle in der Serrania de Manacaciias © Luis Bernardo Cano / WWF

Der Nationalpark Serranía de Manacacías verbindet Superlative: Er ist ein Korridor zwischen der Orinoquioa, der zweitgrößten tropische Savanne des Kontinents, und dem größten Regenwald der Erde, dem Amazonas.  

Und er ist selbst reich an Superlativen: Er beherbergt einzigartige Ökosysteme, die eine beispiellose Artenvielfalt aufweisen. In diesem Gebiet findet man verschiedene Waldtypen, Palmenhaine, Grasland, Buschland und Weideland in einem optimalen Erhaltungszustand. Ein Viertel aller in Kolumbien bekannten Vogelarten lebt hier und erst vor kurzem wurden zwei neue Schmetterlingsarten in Manacacías entdeckt. 

Die Lage des Nationalparks Serranía de Manacacías im Einzugsgebiet des Flusses Manacacías, der die Orinoquia mit den Anden verbindet, macht ihn zu einem wichtigen Faktor für den Wasserhaushalt auf lokaler und regionaler Ebene. 

Bedrohtes Paradies

Sichtbarer Kontrast zwischen Wald und kultivierten Palmen in der Serranía de Manacacías © Luis Bernardo Cano / WWF
Sichtbarer Kontrast zwischen Wald und kultivierten Palmen in der Serranía de Manacacías © Luis Bernardo Cano / WWF

Mit dem Nationalpark Serranía de Manacacías hat Kolumbien nun ein weiteres Schutzgebiet – ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Entwaldung.  

Lange waren Kolumbiens Wälder aufgrund des bewaffneten Konflikts unzugänglich. Nach der Friedenssicherung im Jahr 2016 sah die industrielle Landwirtschaft ihre Chance gekommen, in die Orinoquia vorzudringen und Flächen für Ölpalm- und Eukalyptus-Plantagen zu schaffen. Wo einst gesunder Wald stand, klaffen tiefe Wunden. Und noch immer werden jedes Jahr mehr als 200.000 Hektar Land für landwirtschaftliche und energiebezogene Zwecke umgewandelt. 

Die Serranía de Manacacías blieb bisher von dieser Entwicklung verschont, doch die Bedrohungslage bleibt, auch wenn die Entwaldungsrate zurückgegangen ist – 2023 war sie auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, diese für die Artenvielfalt wichtige Landschaft, die wichtige Ökosysteme beherbergt, langfristig zu sichern. Mit der Ausweisung als Schutzgebiet ist der wichtigste Schritt hierfür nun getan.

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