Schokolade ist weltweit eine der beliebtesten Süßigkeiten. Bereits die Mayas sahen sie als Geschenk Gottes an und nutzten Schokolade als Währung. Bis heute ist die Popularität von Schokolade ungebrochen. Doch noch ein Trend zeigt nach oben: Der Preis für Schokolade. Grund für die steigenden Kakao-Preise ist neben nicht nachhaltigen Anbaumethoden auch die Klimakrise.
Deutschland gehört zu den Spitzenreitern beim Schokoladen-Konsum: Unser Pro-Kopf-Verbrauch liegt höher als in den meisten anderen europäischen Ländern. Aber auch der Rest der Welt genießt Jahr für Jahr mehr Schokolade.
Das könnte sich vielleicht bald ändern, denn auch die Preise für Kakao steigen – um stolze 73,4 Prozent stiegen die Importpreise für Kakao im Januar 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat. Für die Verbraucher:innen bedeutet das: Schokolade, Schokoriegel, Schoko-Eis und Co. sind deutlich teurer geworden.
Klimakrise treibt Preise in die Höhe
Einer der Gründe für den dramatischen Preisanstieg beim Kakao ist die Klimakrise. Kerstin Weber, Referentin für Agrarökologie beim WWF Deutschland erklärt den Zusammenhang: „Die Klimakrise hat einen großen Einfluss auf den weltweiten Kakaoanbau. Extremwetterereignisse wie länger anhaltende Dürreperioden, Starkregen oder Überflutungen führen zu geringeren Erträgen und Qualitäten und sogar zu vollständig zerstörten Ernten. Das treibt die Preise.“
Seit Jahren warnen Forscher:innen bereits, dass die Produktion von Kakao in Zukunft einbrechen könnte. Der Klimawandel macht landwirtschaftliche Flächen teilweise unbrauchbar. Klimaextreme wie Dürren, Starkregen und Überflutungen vernichten Ernten. Neue Pflanzenkrankheiten treten auf.
Davon betroffen sind alle Kakao-Anbaugebiete. Ursprünglich stammt die Kakao-Pflanze aus Südamerika, heute wird der immergrüne Baum in den tropischen Gebieten Afrikas, Mittel- und Südamerikas und Asiens angebaut. Weltweit wird Kakao von mehr als fünf Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern kultiviert. Mehr als 60 Prozent der weltweiten Ernte stammen aus Westafrika.
Nicht nachhaltige Anbaumethoden problematisch
Neben der Klimakrise gibt es aber noch weitere Ursachen für die Preissteigerungen: zum Beispiel der oft nicht nachhaltige Kakao-Anbau. Kakao wird größtenteils in Monokultur angebaut, ist jedoch eigentlich eine Pflanze, die viel Schatten benötigt. Die Böden sind ausgelaugt und die Kakaobäume sind oft schon sehr alt. Zudem müssen sie um die Nährstoffe konkurrieren, werden geschwächt und anfälliger für Krankheiten. Und schwächere und kranke Pflanzen bedeuten auch geringere Erträge.
In Ghana und der Côte d'Ivoire beispielsweise sind viele Monokulturen von der „Cocoa Swollen Shooting Virus Disease“ betroffen, die von Blattläusen übertragen wird. Die Bäume sterben langsam ab und müssen schließlich gefällt werden. Auch Pilzinfektionen machen den Bäumen zu schaffen – und schädliche Pilze gedeihen besonders gut unter feuchten Bedingungen. Die Klimakrise mit ihren Starkregenereignissen schafft hier optimale Bedingungen für die Ausbreitung von Pilzen.
„Das Forschungszentrum International Center for Tropical Agriculture (CIAT) sagt voraus, dass 90 Prozent der Anbauflächen in Ghana und Côte d’Ivoire im Jahr 2050 für den Kakaoanbau deutlich weniger geeignet sein werden“, sagt Kerstin Weber. „Dies kann zu Landkonflikten und weiterer Abholzung von Regenwäldern zur Erschließung neuer Flächen führen.“
Nachhaltiger Kakao-Anbau ist möglich
Doch ist der Kakao auf lange Sicht verloren? Entscheidend ist ein vielfältiges Anbausystem: In Ecuador beispielsweise werden Kakao-Bäume in so genannten Agroforst-Systemen angebaut. Die bekanntesten sind die Chakras oder die Colinos. Hier wachsen Kakao-Bäume zusammen mit Gemüsepflanzen, Früchten und anderen Bäumen – bis zu 100 verschiedene Pflanzenarten wachsen hier auf einer Fläche.
Die Bäume und Pflanzen profitieren voneinander. Sie spenden sich gegenseitig Schatten oder reichern den Boden mit Nährstoffen an. Das positive Zusammenspiel von Landwirtschaft und Wald kann zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung und erhöhter Produktivität der Pflanzen beitragen. Zudem werden weniger Pestizide benötigt und es kann wieder biologische Vielfalt entstehen. Derartige Systeme sind außerdem widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel und bieten Lebensraum und Rückzugsort für viele Insekten und andere Tierarten.
Es ist also noch nicht zu spät für den Kakao und die Schokolade. Wenn wir es schaffen, Anbausysteme weltweit nachhaltiger zu gestalten, uns von anfälliger Monokultur zu verabschieden, uns an die sich verändernden klimatischen Bedingungen anzupassen und gleichzeitig den Kampf gegen die Klimakrise fortzuführen.
Zum Vergleich: Die Chakra-Anbaumethode
Das Chakra-System wird vor allem von den indigenen Kichwa-Gemeinschaften im Amazonasgebiet als Anbaumethode genutzt. Auch hier werden verschiedene Nahrungsmittel angebaut, darunter Obst, Gemüse, aber auch Kakao und Heilpflanzen. In einem Chakra kommen zwischen 60 und 100 Arten vor, die Zusammensetzung variiert von Chakra zu Chakra und richtet sich nach den Bedürfnissen der Familie.
Im Gegensatz zum Colino wird ein Chakra-Garten hauptsächlich von Frauen verwaltet und geführt. Das Wissen um die Anbaumethoden und die Wirkung von Heilpflanzen wird von Generation zu Generation weitergegeben. Chakra-Gärten liegen meist eher in der Nähe der Wohnhäuser der Menschen und sind zwischen 0,5 und zwei Hektar groß, es gibt aber auch kleinere und größere Chakra-Gärten.
Aufbau einer nachhaltigen Kakao-Lieferkette
Dass der Anbau von Kakaobohnen einen Beitrag zum Erhalt der lokalen Biodiversität leisten kann, zeigt ein Projekt, das vom BMZ beauftragt, von der GIZ gefördert und gemeinsam von WWF Ecuador und WWF Deutschland durchgeführt wird. So lässt sich der Regenwald schützen – und Schokolade bedenkenlos genießen!
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