In Busan, Südkorea, fand die fünfte Verhandlungsrunde des Internationalen Verhandlungskomitees (INC) für ein globales Plastikabkommen statt. Ziel war es, global verbindliche Maßnahmen gegen die weltweite Plastikverschmutzung zu beschließen. Doch statt eines Durchbruchs müssen die Verhandlungen vertagt werden: In 2025 soll es in die Verlängerung gehen und eine außerplanmäßige Runde (INC 5.2) stattfinden.

Für Tiere, Menschen und die Umwelt ist die Entscheidung eine große Enttäuschung. Denn bis die Regierungen der Welt wieder zusammenkommen, schreitet die Plastikkrise ungehindert voran. Doch trotz Frust gibt es auch Hoffnung: Eine überwältigende Mehrheit, darunter auch Deutschland, hat sich in Korea klar für ein starkes Abkommen ausgesprochen. Jetzt gilt es, dass diese ambitionierten Länder sich deutlicher denn je gegen die blockierenden Staaten stellen!

Seit Beginn der Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen im Jahr 2022, wurden über 800 Millionen Tonnen Plastik produziert – mehr als 30 Millionen Tonnen davon landeten in den Ozeanen. Plastikmüll zerstört Lebensräume, gefährdet Tiere und Menschen und vergiftet Ökosysteme. Einmal in die Umwelt gelangt, lässt sich Plastik nicht mehr zurückholen, sondern zerfällt zu Mikroplastik, das überall Spuren hinterlässt – sogar in unserer Nahrung.

Jede Minute gelangen weltweit 21.000 Kilogramm Plastik in die Meere. Die Zeit drängt. Ein ambitioniertes Abkommen, das den gesamten Lebenszyklus von Plastik reguliert, ist die einzige Lösung.

Petitionsübergabe in Berlin: Kurs halten gegen die Plastikflut

Zum Start der UN-Verhandlungen in Korea überreichte Heike Vesper (Vorständin Transformation Politik & Wirtschaft beim WWF Deutschland) Bundesumweltministerin Steffi Lemke unseren Global Vote, die weltweite Petition des WWF mit beeindruckenden 474.404 Unterschriften. Getreu dem Motto „Kurs halten gegen die Plastikflut“ haben wir der Ministerin als Symbol dafür, dass Menschen aus 150 Ländern ein wirksames und bindendes Abkommen fordern, ein Buddelschiff überreicht.

Ministerin Lemke bedankte sich bei allen Unterstützer:innen (Link zu Instagram) und sicherte zu, dass Deutschland weiterhin entschlossen für ein ambitioniertes Abkommen kämpfen wird.

Ohne jede einzelne Petitionsunterschrift, jeden Like, jeden Share und jede Spende der WWF-Unterstützer:innen wäre das alles nicht möglich gewesen! Danke für dieses großartige Engagement! Ein Rückenwind, mit dem es gestärkt in die weiteren Verhandlungen geht.

Ein schwacher Vertrag ist keine Option!

In Busan ging es währenddessen auf und ab: Zu Beginn schien es, als ob viele Staaten bereit wären, ein schwaches Abkommen zu akzeptieren – Hauptsache, es gibt bis Ende der Verhandlungswoche ein Ergebnis. Zusammen mit Greenpeace und Break Free From Plastic machte der WWF in Korea deutlich: Ein schwaches Abkommen ohne verbindliche Maßnahmen ist keine Lösung! Mut statt Kompromisse muss die Devise sein!

Schlussendlich reichte die Zeit nicht mehr. Zu lange hat eine kleine Minderheit von Ölstaaten den Verhandlungsprozess blockiert. Es ist mehr als deutlich, dass diese Länder keinerlei Absicht haben, eine wirkungsvolle Lösung für diese Krise zu finden, und dennoch haben sich die große Mehrheit der Staaten – unter ihnen auch Deutschland – vor Ort nicht durchsetzen können. Nach sieben langen Verhandlungstagen heißt es spät in der Nacht: Das Ende der Plastikkrise wird vertagt, die Staatengemeinschaft wird sich nächstes Jahr erneut treffen.

„Der Ausgang der Verhandlungen ist frustrierend. Es scheint unausweichlich, dass die Mehrheit der ambitionierten Staaten per Abstimmung ein ‚Abkommen der Willigen‘ herbeiführen muss, um die Plastikkrise zu beenden. Die wenigen Profiteure einer unregulierten Kunststoffherstellung dürfen nicht verhindern, dass die Mehrheit der Staaten eine Lösung findet.“

Florian Titze, Senior Policy Advisor des WWF Deutschland, der die Verhandlungen vor Ort begleitet hat

Ein starkes Signal für die Zukunft

Und doch blickt der WWF hoffnungsvoll auf die nächste – hoffentlich letzte – Verhandlungsrunde: Am letzten Verhandlungstag in Busan hat sich die progressive Mehrheit deutlicher denn je für ein starkes Abkommen ausgesprochen und so gegen die blockierenden Staaten positioniert. Eine Koalition aus über 100 gleichgesinnten Ländern, darunter auch Deutschland, machte deutlich, dass sie nur einen global verbindlichen Vertrag mit weltweiten Verboten von schädlichen Chemikalien und Plastikprodukten akzeptieren wird. Dieses Signal darf auf dem weiteren Weg nicht übersehen werden.  

Jetzt gilt es: Die nächste Verhandlungsrunde im Jahr 2025 muss Fortschritte bringen. Der WWF fordert verbindliche Maßnahmen, darunter: 

  • Globale Verbote: Abschaffung schädlicher Kunststoffe und Chemikalien
  • Kreislaufwirtschaft: Globale Regeln für Produktdesign  
  • Finanzierung: Mechanismen, um Maßnahmen umzusetzen und zu verstärken
  • Zukunftssicherheit: Mechanismen zur Überprüfung und Stärkung des Abkommens im Laufe der Zeit

Die Verhandlungen sind entscheidend für die Zukunft unseres Planeten. Gemeinsam mit unseren Unterstützer:innen wird der WWF weiterhin Druck ausüben, um ein starkes Plastikabkommen zu sichern! 

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