Ein Modell versucht herauszufinden, wie sich Marine Hitzewellen, die Veränderung mariner Lebensräume und die Wanderbewegungen von Meerestieren einordnen lassen. Wissenschaftler des NOAA Southwest Fisheries Science Center um Michael Jacox haben ihr neues Modell im Wissenschaftsmagazin „Nature“ publiziert.
Darin heißt es, dass ausgedehnte Perioden mit anomal warmen Meerestemperaturen die Ökosysteme der Ozeane drastisch verändern können, indem sich die geografische Verbreitung von Meereslebewesen verändert:
Ganze Fischbestände verschwinden aus den warmen Meeresregionen und verschieben sich mit dem kalten Wasser in Richtung der Pole oder in tiefere Gewässer. Nur, wenn sie dort auch passende Lebensräume finden, haben sie eine Chance zu überleben.
Das betrifft auch Wale und Delfine – wenn höhere Wassertemperaturen ihre Fressgebiete in Regionen außerhalb von bereits existierenden Schutzgebieten verschieben, sodass die Meeressäuger erneut in stark vom Menschen genutzte Meeresbereichen ohne Schutzstatus abwandern. Das Problem: Die Tiere gelangen in die Fanggründe der Fischer:innen und verheddern sich in Fischfanggerät.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich auch der Mensch im Umgang mit marinen Ressourcen den veränderten Bedingungen anpassen muss. Die räumlichen Verschiebungen von Lebensräumen sind Jacox zu Folge „von vergleichbarer Größenordnung wie die mit dem langfristigen Klimawandel verbundenen Verschiebungen, die bereits stattfinden. Ein Beispiel für solche klimabedingten Verschiebungen an Land ist das veränderte Verhalten verschiedener Zugvogelarten. Das bemerken wir auch hierzulande: einige Vogelarten ziehen später gen Süden und kehren früher zurück, wieder andere überwintern sogar dauerhaft.
Um die Folgen der Erhitzung abzuschwächen, brauchen die Meeresökosysteme Schonung, denn je besser es ihnen geht, desto widerstandsfähiger sind sie gegenüber den auftretenden Veränderungen. Um das zu erreichen, muss der Fischereidruck gesenkt und mehr effektiv gemanagte Meeresschutzgebiete geschaffen werden.