Klima und Meer sind auf vielschichtige Weise sehr eng miteinander verknüpft. Das Meer spielt durch den Austausch von Wasser, Kohlenstoff und Energie eine essentielle Rolle in unserem Klimasystem und ist maßgeblich für die globale Sauerstoffproduktion verantwortlich: Jeder zweite Atemzug, den wir Menschen tun, verdanken wir dem Meer. Gleichzeitig verändert die vom Menschen verursachte Klimakatastrophe die Ozeane dramatisch. Ein im September 2019 veröffentlichter Sonderbericht des Weltklimarates IPCC verdeutlicht die einschneidenden Auswirkungen des sich erhitzenden Klimas auf den Ozean.

Ozeanerwärmung, Sauerstoffmangel und Versauerung

Laut Weltklimarat haben die Ozeane seit 1970 mehr als 90 Prozent der zusätzlichen (menschengemachten) Wärme aus der Erdatmosphäre aufgenommen und sich dadurch kontinuierlich erwärmt. Während zum Beispiel im Nord-Ost-Atlantik die Temperatur des Oberflächenwassers (SST – sea surface temperature) zwischen 1982 – 2011 bei rund 22,9°C lag, beträgt sie mittlerweile über 24°C.

Das hat vielfältige Folgen, zum Beispiel schmilzt das Meereis schneller ab. Mit der Erhöhung der Temperatur verändert sich aber auch die Menge des im Wasser gelösten Sauerstoffs – je wärmer es wird, desto weniger Sauerstoff ist im Wasser gelöst. Zwischen 1960 und 2010 haben die Ozeane so bereits rund 2 Prozent Sauerstoffgehalt eingebüßt. Das entspricht der unvorstellbaren Menge von rund 77 Milliarden Tonnen Sauerstoff. Die Erwärmung des Ozeans führt zudem dazu, dass Wasserschichten stabiler werden und sich schlechter durchmischen. Deshalb sind viele Meereslebewesen in einigen Wasserschichten oder Regionen nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und lebenswichtigen Nährstoffen versorgt, was bei ihnen zu einem erheblichen Stoffwechselstress führt. Die Meeresgebiete, in denen Sauerstoffmangel herrscht werden als „Sauerstoff-Minimumzonen“ bezeichnet. Ihre Ausdehnung wird immer größer und hat in den letzten 50 Jahren um die Fläche der EU zugenommen. All jene Organismen, die Sauerstoff benötigen, können in diesen Gebieten nicht mehr leben. Sauerstoff-Minimumzonen sind besonders in der Ostsee ein großes Problem.

Durch die vermehrte Aufnahme von CO2 (circa 20 bis 30 Prozent der menschengemachten Kohlendioxidemissionen) sinkt der pH-Wert und die Ozeane versauern zunehmend. Dies kann Lebewesen im Meer schaden. Vor allem kalkbildende Lebewesen oder Meerestiere in jungen Lebensstadien, sprich als Ei oder Larve, sind gefährdet.

Meeresspiegelanstieg

Weltweit ist der Meeresspiegel im Laufe des 20. Jahrhunderts im Schnitt bereits um etwa 15 Zentimeter angestiegen. Bis 2100 ist damit zu rechnen, dass der Meeresspiegelanstieg bis zu 110 Zentimeter erreicht – mit dramatischen Konsequenzen für niedrigliegende Küstenregionen, Küstenmetropolen und Inselstaaten. Erhöhte Wassertemperaturen sorgen für eine thermische Ausdehnung des Ozeans und somit zu einem rasanten Meeresspiegelanstieg. Durch das Schmelzen riesiger Eisschilde und Gletscher wird dieser Effekt noch verstärkt.

Folgen für marine Ökosysteme und Meeresbewohner

Korallenriff © James Morgan / WWF
Korallenriff © James Morgan / WWF

Korallenriffe zählen zu den artenreichsten Ökosystemen unter Wasser – aber auch zu den ersten Opfern der Klimakrise im Meer. Korallen reagieren besonders empfindlich auf die Erwärmung und Versauerung der Meere. Weltweit sind ein Großteil der Korallenriffe bereits von der Korallenbleiche betroffen.

Es besteht ein hohes Risiko, dass in den kommenden Jahrzehnten 70 bis 90 Prozent aller Korallenriffe weltweit verloren gehen. Auch Schnecken, Muscheln und andere wirbellose Lebewesen, die auf ein Kalkskelett angewiesen sind, leiden unter der Versauerung der Meere. Denn saureres Wasser behindert die Kalkbildung oder kann bestehende Kalkschalen auflösen.

Marine Hitzewellen können die geographische Verbreitung von Meereslebewesen verändern und damit auch zu einer Umverteilung der Fischereiressourcen führen. Insgesamt muss von einer deutlichen Verringerung des weltweiten Fischfang-Potentials ausgegangen werden. So führt zum Beispiel die Erwärmung des Nordostatlantiks dazu, dass der Kabeljau langsamer wächst und immer weniger Nachkommen die ohnehin stark ausgebeuteten Bestände auffrischen.

Ganze Fischbestände „wandern“ mit dem kalten Wasser mit und breiten sich (auf der Nordhalbkugel) gen Norden aus. Nur, wenn sie in den neuen Gebieten auch passende Lebensräume finden, haben sie eine Chance zu überleben. Das hat auch für das Fischereimanagement und die Fanggebiete erhebliche Folgen.

Auch Wale und Delfine leiden unter der Klimakrise im Meer – durch höhere Wassertemperaturen verschieben sich Fressgebiete außerhalb von bereits existierenden Schutzgebieten, sodass sie erneut in stark vom Menschen genutzten Meeresbereichen ohne Schutz dar stehen und Schiffskollisionen, Beifang in Fischernetzen und starker Lärmverschmutzung ausgesetzt sind. Zeitliche Veränderungen von Nahrungsvorkommen wie zum Beispiel von Krill, der Hauptnahrung vieler Großwalarten, die im Sommer in polare Gebiete zum Fressen wandern, fallen nicht mehr mit den Wandergewohnheiten der Meeresriesen zusammen. All diese klimabedingten Auswirkungen setzen viele Walpopulationen weiter unter Druck.

Folgen für Menschen

Neu gepflanzte Mangroven auf den Fidschi-Inseln © Marcel Keurntjes / WWF
Neu gepflanzte Mangroven auf den Fidschi-Inseln © Marcel Keurntjes / WWF

Weltweit leben 680 Millionen Menschen an niedrig gelegenen Küsten und 65 Millionen in Inselstaaten. Diese Menschen werden in Zukunft massiv vom Meeresspiegelanstieg und den Auswirkungen zunehmender Extremwetterereignisse betroffen sein. Küstennahe Ökosysteme wie Korallenriffe, Seegraswiesen und Mangroven spielen eine besonders wichtige Rolle beim Schutz vor Extremwetterereignissen – leiden aber selbst immer mehr unter den Folgen des Klimawandels.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele arme Küstenregionen am stärksten betroffen sind. Das heißt die Menschen, die dem Meeresspiegelanstieg und zunehmenden Stürmen und Überflutungen besonders stark ausgesetzt sind, sind gleichzeitig sozial und finanziell am wenigsten dazu in der Lage, sich auf diese Ereignisse vorzubereiten. In diesen Regionen sind die Menschen meist sehr abhängig vom Fischfang. Wenn nun aufgrund steigender Ozeantemperaturen die Fischereiressourcen abnehmen, kommen so Risiken für Nahrungssicherheit und Gesundheit hinzu. Dieser WWF-Bericht informiert hierüber ausführlicher.

All dies verdeutlicht auch die Ungleichheit und Ungerechtigkeit der Klimakrise: Viele der Länder und Regionen, die historisch betrachtet viel weniger CO2-Emissionen verursacht haben (als zum Beispiel Deutschland oder Europa), müssen jetzt die höchsten gesellschaftlichen Kosten der Klimakrise tragen.

Das macht der WWF

Neu gepflanzte Mangroven auf den Fidschi-Inseln © Marcel Keurntjes / WWF
Neu gepflanzte Mangroven auf den Fidschi-Inseln © Marcel Keurntjes / WWF

Unter den Folgen der Klimakrise leidet die Ostsee bereits jetzt: durch die Zunahme an Rekordsommern und die folgende Erwärmung des Wassers kommt es zu einer Zunahme von Algenblüten. Sie werden von sogenannten Blaualgen (eigentlich Cyanobakterien) verursacht. Diese vermehren sich besonders, wenn der Stickstoff für Grünalgen im Plankton aufgebraucht ist, da sie ihren Stickstoffbedarf aus der Luft beziehen. Das wiederum verschlimmert das Problem des Sauerstoffmangels im Wasser. All das schwächt die Dorsch- und Heringsbestände und verringert die Größe ihrer Laichgebiete. Deshalb setzen wir uns für einen ganzheitlichen Schutz der Ostsee ein, der neben einem Ende der Überfischung auch drastische Verringerungen des Nährstoffeintrages fordert, um die Widerstandskraft des Ökosystems gegen die Klimakrise zu stärken.

Auch das Wattenmeer an der deutschen Nordseeküste ist durch den Klimawandel bedroht. Vor allem durch den künftig beschleunigten Meeresspiegelanstieg drohen Wattflächen, Salzwiesen, Strände und Dünen abzubrechen. Die Lebensräume von Millionen von Vögeln sind in Gefahr. Der WWF setzt sich daher seit langem für den Schutz des Wattenmeeres ein. Die Klimaanpassung ist ein Schwerpunkt: noch können wir es schaffen, dem Wattenmeer rechtzeitig eine Anpassung an den steigenden Meeresspiegel zu ermöglichen.

In der Karibik rund um das Mesoamerikanischen Riff arbeitet der WWF zusammen mit der lokalen Bevölkerung und politischen Entscheidungsträgern daran Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel für Mexiko, Belize, Guatemala und Honduras zu entwickeln. Die Region gilt als sehr anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels - vor allem tropische Stürme, Küstenerosion und Korallenbleiche stellen wachsende Bedrohungen dar.

Im Südpazifik unterstützt der WWF Küstengemeinden in Papua-Neuguinea und Fidschi dabei, die Küstenlinie besser gegen Extremwetterereignisse und den steigenden Meeresspiegel zu schützen. Wir helfen ihnen, die schützenden Ökosysteme zu bewahren und wiederherzustellen, wo sie bereits zerstört wurden. Insbesondere Mangroven kommt dabei eine wichtige Rolle zu.

Mit der Mangroveninitiative „Save our mangroves now!“ setzt sich der WWF für den verbesserten Schutz von Mangroven ein – in Ostafrika und auf internationaler Ebene. Mangroven sind wichtige Küstenschützer – sie bremsen die Wucht von Wellen und mindern die Auswirkungen von Sturmfluten. Der WWF setzt sich dafür ein, dass Mangroven als naturbasierte Lösungen mehr Berücksichtigung in Klimaschutzstrategien und anderen politischen Prozessen finden.

Der WWF engagiert sich weltweit mit vielen lokalen und regionalen Projekten für den Walschutz, um klimabedingte und andere menschengemachte Auswirkungen zu reduzieren, bedrohte Arten zu retten und ihnen eine Zukunft in unseren Meeren zu ermöglichen.

Darüber hinaus setzt sich der WWF international für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius ein und kämpft für konkrete, ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen

So können Sie helfen

Weitere Informationen

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