Die Studie zu den Auswirkungen der Klimakrise auf die Kleinfischerei kombiniert wissenschaftliche Klimamodelle mit sozialwissenschaftlichen Ansätzen. Sie beleuchtet vor allem die Anpassungsstrategien der Kleinfischer in drei ausgewählten Ländern. Zu den Fallstudienländern zählen Ecuador inklusive der Galapagos-Inseln sowie Südafrika und die Philippinen.
Unsere Ozeane leiden zunehmend unter der globalen Erderhitzung und den steigenden Co2-Emissionen. Die Klimakrise gefährdet die marinen Ökosysteme und damit auch unsere Nahrungsversorgung. Eine neue WWF-Studie warnt: Die Zukunft einiger Länder, die stark von der Fischerei abhängen, wird durch die Klimakrise bedroht.
Den Fischen wird es zu warm
Philipp Kanstinger, Meeresexperte beim WWF, berichtet: „Wie die Studienergebnisse zeigen, hat die Erderhitzung erhebliche negative Folgen für den Großteil der Fischarten, die von den Kleinfischern befischt werden. Dazu zählen Sardinen, Sardellen und Thunfisch. Selbst wenn die Erderhitzung im günstigsten Szenario auf 1,5 Grad begrenzt würde, sind die meisten der untersuchten Fischarten einem mittleren bis hohen Risiko ausgesetzt, vom Klimawandel beeinträchtigt zu werden.“
„Viele Fischarten werden innerhalb weniger Jahrzehnte Temperaturen ertragen müssen, die deren bevorzugte Maximaltemperatur übersteigen. Weniger Fisch bedeutet weniger Nahrung und Einkommen für die Menschen, die vom Fischfang leben. Dazu gehören vor allem die Kleinfischer, deren Fischerei die Hälfte der weltweiten Fischproduktion ausmacht.“
Thunfische verschwinden von den Philippinen
Je nach Spezies und Klima-Szenario wird sich laut der WWF-Studie die Fisch-Biomasse um fünf bis 20 Prozent verringern. Am stärksten sind die Entwicklungsländer nahe dem Äquator betroffen.
„In manchen Ländern wird sich der Fischfang bis 2050 halbieren. Von den untersuchten Ländern wird es besonders hart die Philippinen treffen: Bei der traditionellen Thunfisch-Handleinenfischerei sind große Fangverluste zu erwarten, die sich nur schwer durch einen Wechsel auf eine andere Fischart kompensieren lassen. Verschwinden die Thunfische von der Küste des Inselstaates, mangelt es der Bevölkerung an einem wichtigen Grundnahrungsmittel und Einkommen“, warnt Philipp Kanstinger vom WWF.
Fischer spüren den Klimawandel
Für die Studie wurden unter anderem interaktive Workshops mit Fischern aus Equador, Südafrika und den Philippinen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Workshops zeigen: Kleinfischer:innen bekommen den Klimawandel bereits jetzt stark zu spüren. Dies hat für Gemeinschaften, die oft schon heute nur niedrige Einkommen haben, ernste sozioökonomische Konsequenzen. In allen drei Ländern waren die Workshop-Teilnehmer:innen von rückläufigen Fangmengen betroffen – die Fischer befürchten schrumpfende Einkommen aufgrund sinkender Fischbestände und sorgen sich um ihre persönliche Sicherheit, da es schwerer wird, Fische zu finden und weil Extrembedingungen auf See zunähmen.
Für eine Anpassung an die Klimakrise ist der Kleinfischereisektor noch nicht gerüstet. Der WWF hat deshalb spezifische Empfehlungen für besseres Fischereimanagement sowie Kontroll-Strategien erarbeitet. Insbesondere das Management im Fischereisektor sollte anpassungsfähiger, partizipativer, wissenschaftsbasierter und sozialer werden. Der WWF fordert zudem eine bessere und wirksamere Überwachung und Kontrolle von Fischereiaktivitäten sowie Investitionen in die Sicherheit und Vernetzung der Fischer und in wissenschaftliche Datenerhebung.
Was können Verbraucher tun?
"Es ist wichtig, dass sich Verbraucher in Europa für nachhaltigen Fisch und Meeresfrüchte entscheiden und generell weniger Fischprodukte konsumieren", sagt Kanstinger "Nur nachhaltige Fischerei und nachhaltige Aquakultur gewährleisten die Erhaltung dieser wichtigen Ressource, die die Lebensgrundlage für 800 Millionen Menschen auf der ganzen Welt darstellt.“
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