Den größten Flächenanteil brauchen nicht die Tiere selbst, sondern ihr Futter. In der Intensivtierhaltung wird die Eiweißversorgung durch hochwertige Importfuttermittel gesichert – vor allem durch Soja aus Südamerika. Soja wird als Futtermittel immer noch stark nachgefragt und deshalb werden auch Sojaanbauflächen ausgeweitet. 70 Prozent des weltweit angebauten Sojas wird für die Fütterung von Tieren eingesetzt, anstatt es direkt für den menschlichen Verzehr, z.B. in Form von Tofu, zu verwenden. Millionen Hektar einmaliger Lebensräume sind durch den Sojaanbau in den letzten Jahren vernichtet worden, was zu einem drastischen Rückgang der Artenvielfalt in den entsprechenden Regionen führte. Damit nicht genug: Das meist in Monokulturen angebaute Soja benötigt auch Unmengen an Pestiziden.
Weltweit wächst der Appetit auf Fleisch. Seit Anfang der 1960er Jahre hat sich der weltweite Fleischverzehr mehr als vervierfacht. Doch die Erzeugung von Fleisch hat enorme Auswirkungen auf Klima, Flächenverbrauch, Artenvielfalt, Böden und Gewässer. Und auch mit Blick auf die zukünftige Welternährung stellt sich die Frage, wie viel Fleisch wir uns in Zukunft noch erlauben können.
Fleisch frisst Land – natürliche Lebensräume in Gefahr
Laut Welternährungsorganisation (FAO) werden derzeit weltweit mehr als 33 Milliarden Hühner, 1,6 Milliarden Rinder und jeweils knapp eine Milliarde Schweine und Schafe gehalten. Diese Tiere benötigen Fläche und Futter. Von den ungefähr fünf Milliarden Hektar weltweit verfügbarer landwirtschaftlicher Nutzfläche werden etwa 80 Prozent in Form von Weide- oder Ackerland allein für die Tierhaltung in Anspruch genommen. Und es wird immer mehr Land benötigt - mit gravierenden Auswirkungen auf natürliche Lebensräume. So sind zum Beispiel 60 bis 75 Prozent der neu gerodeten Flächen im Amazonasgebiet auf die Umwandlung in Weideland zurückzuführen. In Deutschland werden etwa 17 Millionen Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt. Das ist fast die Hälfte des gesamten Landes. Und doch reicht uns das nicht: Eine Fläche so groß wie Bayern „importieren“ wir aus anderen Ländern.
Zunehmende Nachfrage nach Soja zerstört Lebensräume
Fleischkonsum heizt das Klima an
Immer tiefer fressen sich die Sojafelder in die Regenwälder Südamerikas – und beeinflussen damit auch unser Klima. Denn stirbt die ursprüngliche Vegetation ab, wird gespeicherter Kohlenstoff frei. Mit Sauerstoff verbunden, wandelt dieser sich zum Klimagas CO2. Ein Vergleich zeigt deutlich, dass tierische Lebensmittel wie Fleisch, Käse oder Butter erheblich mehr Emissionen verursachen als pflanzliche Lebensmittel. Fast ein Fünftel der weltweiten Treibhausgasemissionen werden durch die Rodung von Flächen für die Viehwirtschaft verursacht.
Fleisch und Welternährung
Flächen, die wir zum Anbau von Futtermitteln nutzen, fehlen für den Anbau von Lebensmitteln – eine äußerst ineffiziente Flächennutzung, wenn man die Energie betrachtet, die für die Erzeugung tierischen Eiweißes notwendig ist. Gleichzeitig nimmt die für Landwirtschaft zur Verfügung stehende Fläche weltweit ab. Erosionen, Wüstenbildung, Flächenversiegelung sind nur einige der Gründe dafür. Allein 35 Prozent des weltweit angebauten Getreides sind inzwischen für die Tierhaltung bestimmt. In Deutschland sind es im Schnitt sogar über 60 Prozent. Die vorhandene Ackerfläche ist jedoch endlich und sie wird nicht ausreichen, wenn die Nachfrage nach Fleisch weiterhin wächst. Wir könnten viel mehr Menschen mit Getreideerzeugnissen ernähren, würden wir diese nicht massenhaft an die Tiere verfüttern, die wir essen.
Auswirkungen der Tierhaltung in Deutschland
Auch in Deutschland sind die Folgen der intensiven Nutztierhaltung spürbar. Was an die Tiere in der Intensivtierhaltung verfüttert wird, drängt massenhaft wieder nach draußen: Tierische Ausscheidungen enthalten Nährstoffe, insbesondere Stickstoff und Phosphor. Dazu kommen Rückstände der in der Mast eingesetzten Medikamente. Werden mehr Nährstoffe als Dünge auf den Feldern ausgebracht, als diese in der Lage sind aufzunehmen, gelangen sie in die Gewässer und das Grundwasser. Knapp 30 Prozent der Nitrat-Messstellen in Deutschland weisen zu hohe Werte auf. In Zeiten von Dürren und Trockenheit, können wir uns eine solche Wasserverschmutzung nicht mehr leisten! Und auch auf das Klima hat die Tierhaltung einen enormen Einfluss. Die mit der Nutzung von Regenwald und Savannen für Anbau von Soja einhergehenden Emissionen wurden bereits weiter oben beschrieben. Aber auch in den Ställen fallen große Mengen an Treibhausgasen an. Besonders die Methanemissionen aus der Rinderhaltung fallen ins Gewicht. Sie sind für über 70 Prozent der landwirtschaftlichen Emissionen in Deutschland verantwortlich. Nicht zuletzt ist für die Tiere in der Intensivtierhaltung das Leben alles andere als tiergerecht.
Was tut der WWF?
Der durch Agrarprodukte verursachte ökologische Fußabdruck ist viel zu groß - mit fatalen Konsequenzen für die Ökosysteme. Um die negativen ökologischen Auswirkungen des Fleischkonsums zu mindern, arbeitet der WWF intensiv in drei Bereichen:
1. Änderungen der landwirtschaftlichen Produktionsweise
Die konventionelle Landwirtschaft muss sich verändern und die ökologische Landwirtschaft muss gestärkt werden. Dabei können Zertifizierungssysteme helfen, aber auch Verbraucher:innen haben einen maßgeblichen Einfluss. Unser Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ ist ein tolles Beispiel, wie im Ökolandbau Wildtiere, Insekten und Pflanzenvielfalt gefördert werden können. Verbraucher:innen können das Projekt unterstützen, indem sie bei unserem Partner EDEKA Produkte aus dem Projekt kaufen.
2. Änderungen unserer Konsumgewohnheiten
- Vermeidung von Verlusten und Abfällen
Ein Viertel aller Lebensmittel in Deutschland wird weggeworfen, davon 6,6 Millionen Tonnen von uns Verbraucher:innen. Mit dieser gigantischen Lebensmittelverschwendung muss Schluss sein. - Umstellung von Ernährungsmustern
Das Motto sollte lauten: Tu dir und der Natur etwas Gutes - iss weniger und dafür besseres Fleisch. Statt „Werktagsbraten“ wieder „Sonntagsbraten“. Empfehlenswert sind Produkte, die nach den Kriterien des EU-Biosiegels und der Bio-Anbauverbände hergestellt wurden und Wildfleisch aus nachhaltiger Jagd.
3. Änderungen der politischen Rahmenbedingungen
- Die gemeinsame europäische Agrarpolitik, kurz GAP, ist der mächtigste Hebel bei der nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft. Etwa 35 Milliarden Euro hat die Europäische Union zur Verfügung, um sie an die Landwirte zu verteilen. Leider wird dieses Geld viel zu wenig an die Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen gebunden.
- Der WWF setzt sich dafür ein, dass auch Importe nach Europa höhere Umweltauflagen zu erfüllen haben. Wenn wir in der EU die Umwelt- und Klimaschutzauflagen erhöhen, aber weiterhin Produkte mit niedrigeren Standards aus anderen Teilen der Welt importieren, verlagern wir die Umweltverschmutzung und die Emissionen nur in andere Länder.
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