Landwirtschaftlich genutzte Lebensräume spielen eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt in Mitteleuropa. Allein in Deutschland werden über 50 Prozent der Landesfläche werden für landwirtschaftliche Zwecke genutzt und prägen somit maßgeblich den Lebensraum von Tieren und Pflanzen. Allerdings ist gerade hier der Artenrückgang aufgrund der kontinuierlichen Intensivierung der Landnutzung besonders dramatisch. Dies betrifft selbst Tiere und Pflanzen, die früher mal typische Begleiter von Äckern und Wiesen waren, so wie Feldlerche oder Braunkehlchen. Heute sieht das Bild aber schon ganz anders aus: Blütenreiche und mit Leben erfüllte Wiesen sind heutzutage kaum noch zu entdecken. Auch Ackerwildkräuter, wie der Sand-Mohn oder der Acker-Rittersporn, die früher für eine bunte Vielfalt auf den Feldern sorgten, werden immer seltener.
„Landwirtschaft für Artenvielfalt“ ist die bundesweit größte Initiative für Biodiversität in der Agrarlandschaft – initiiert vom biologischen Anbauverband Biopark zusammen mit WWF, EDEKA und Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung.
Artenvielfalt geht uns alle an
LfA ist die Marke des WWF für den Schutz der Artenvielfalt in der deutschen Landwirtschaft.
Ökologischer Landbau als zielführende Perspektive
Aber es gibt Möglichkeiten, landwirtschaftliche Flächen so zu bewirtschaften, dass sie Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten bieten. Insbesondere der Ökologische Landbau leistet nachweislich einen hohen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität u.a. aufgrund vielfältiger Fruchtfolgen und des Verzichts auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger. Auch seltene Arten sind, zumindest noch in geringer Dichte, vorhanden. Neu geschaffene Biotope und Landschaftsstrukturen wie Hecken und Säume können gut besiedelt werden, und schon geringe Änderungen in den Bewirtschaftungsverfahren können eine hohe Wirkung entfalten.
Biodiversität erhalten
Maßnahmen zur Förderung wildlebender Tier- und Pflanzenarten sind daher im Ökologischen Landbau besonders effektiv. Konkrete Kriterien zur Förderung der biologischen Vielfalt sind bislang jedoch nicht in den Richtlinien der ökologischen Verbände integriert. Genau hier setzt das Projekt an. Gemeinsam mit den Partnern arbeitet der WWF Deutschland an der Entwicklung und Umsetzung des neuen Naturschutzmoduls „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ für den Ökologischen Landbau.
- Infografik: Landwirtschaft für Artenvielfalt
Landwirtschaft für Artenvielfalt ist zudem ein offizielles Projekt der UN-Dekade für Artenvielfalt. Die Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen.
Vielfalt fördern
Ziel des Naturschutzmoduls „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ ist, die Vielfalt der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in landwirtschaftlich geprägten Lebensräumen nachweislich zu erhöhen und so dem Rückgang der heimischen Tier- und Pflanzenwelt entgegenzuwirken.
Zielarten des Projekts
Das Naturschutzmodul auf einen Blick
Das Naturschutzmodul ist eine zusätzliche Qualifikation für besondere Leistungen zur Förderung der Biologischen Vielfalt.
- Er beruht auf einem umfassenden Leistungskatalog mit über 100 Auswahlmöglichkeiten für Ackerland, Grünland (Wiesen, Weiden) sowie für Landschaftselemente (u.a. Hecken, Tümpel). Überdies werden Vorkommen von gefährdeten Arten und Lebensräumen bewertet.
- Er umfasst Maßnahmen für verschiedene Arten mit unterschiedlichen Ansprüchen an ihren Lebensraum.
- Er basiert auf einem Punktesystem, das anzeigt, wie effektiv die jeweilige Maßnahme wildlebende Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume schützt.
- Für die Erfüllung des Naturschutzmoduls muss eine bestimmte Punktzahl bezogen auf den Gesamtbetrieb erreicht werden.
- Geplant ist, die Umsetzung des Naturschutzmoduls zusammen mit den obligatorischen Ökokontrollen zu prüfen.
Für Sie zu haben – Unsere Produkte
EDEKA vermarktet die Agrarprodukte während der Projektphase als exklusiver Handelspartner und garantiert die Abnahme der Projekt-Produkte zu Erzeugerpreisen, die den Mehraufwand honorieren. In vielen Märkten von EDEKA Nord werden zum Start Kartoffeln von „Unsere Heimat – echt & gut“ sowie Fleisch- und Wurstwaren von „Natur Pur“ – beides regionale Bio-Eigenmarken – angeboten, die zusätzlich das neue Naturschutzmodul für Artenvielfalt erfüllen. Auch unser „Überflieger“ Bio-Apfelsaft ist mittlerweile deutschlandweit verfügbar. Zu erkennen sind unsere Produkte natürlich immer am Logo „Landwirtschaft für Artenvielfalt“.
Unsere Erfolge und Aussichten
Mit Abschluss des Modellprojekts soll die Grundlage geschaffen sein für eine breite Einführung und Nutzung des Standards „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ durch Betriebe des Ökologischen Landbaus. Denn je mehr Bio-Landwirte mitmachen, desto besser für den Artenschutz. Nicht zu vergessen ist es jedoch für den langfristigen Erfolg wesentlich, dass auch die Verbraucher die Landwirte in ihrem Bemühen, die Artenvielfalt zu fördern, durch ihr Kaufverhalten unterstützen.
Ein kleiner Einblick in den Jahresrückblick 2020
Wachstum: Zunahme an Betrieben
- Anzahl der Betriebe nun über 150
- Geschafft: Verdopplung von 2019 zu 2020
- Ausblick: 200 Beriebe bis 2022
Impact zur Artenvielfalt - "Die Ernte für den Naturschutz"
- Verdopplung an Bruterfolgen der stark gefährdeten Braunkehlchen-Art im ungemähten Grünland
- etwa viermal so viele Schmetterlinge in ungemähtem Kleegras
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