Fragen und Antworten zu Walen: Wie sie kommunizieren, warum sie stranden und wo die größten Bedrohungen für die sanften Riesen lauern.
Vor allem Große Tümmler und Schwertwale wurden vielfach auf ihre geistigen Fähigkeiten hin erforscht. Tatsächlich zeigen Wale akrobatisches Spielverhalten, können rasch menschliche Gebärdenkommandos in eigene Handlungen umsetzen und lernen daher rasch akrobatische Bewegungsabfolgen. Sie können auch erlerntes Verhalten verändern und neue Verhaltensweisen erfinden. Delfine wurden dabei beobachtet, wie sie Gegenstände manipulierten und sogar Werkzeug verwendeten. Große Tümmler können Meeresschwämme auf ihrem Schnabel tragen, um sich vor Verletzungen durch Seeigel zu schützen, während sie im Sediment des Meeresbodens nach Nahrung suchen.
Jedoch belegen die Forschungsergebnisse: Wale können nur schwer abstrahieren - Basis jedes intelligenten Verhaltens. Wale sind in allen akustisch oder visuell trainierten Lernleistungen nicht besser als Tauben. Es dauerte Monate, bis Tümmler etwa vergleichsweise einfache Aufgaben und Übungen bewältigten. Der Grund: Ihr Gehirn ist zwar relativ groß - vor allem die Großhirnrinde. Aber ihr Gehirn ist einfacher gebaut als das anderer Säugetiere an Land. Die Großhirnrinde besitzt, relativ gesehen, weniger Nervenzellen als das einer Ratte.
Und noch ein Mythos kann nüchterner Betrachtung nicht standhalten. Dass Wale Menschen aus Seenot retten, geschieht aus purem Instinkt: In einem treibenden Körper jeglicher Art in einer bestimmten Größe sehen sie ein Jungtier, das zum Luft holen schleunigst an die Oberfläche muss.
Dass Wale im Flachwasser in Not geratenen Artgenossen regelrecht 'beistehen' und so bei Ebbe selbst in Gefahr geraten, kann als Mitgefühl, aber auch als Abhängigkeit von einem verirrten Leittier gedeutet werden. Alles, was wir wissen, ist, dass Wale - wie andere Tiere auch - über eine Anzahl von Lauten und Gesten verfügen, mit deren Hilfe sie sich untereinander verständigen, ohne dass wir die Signale bislang im Einzelnen verstehen.
Sicher ist: Viele Walarten, vor allem Delfine, dulden Menschen in ihrer Nähe, begleiten sie sogar im Wasser. Diese Fähigkeit wird in der Delfintherapie erfolgreich eingesetzt, um vor allem bei Kindern mit Behinderungen psychische Blockaden zu lösen.
Wir müssen in Walen daher keine 'besseren Menschen' sehen. Es genügt, sie als einzigartige Geschöpfe zu achten. Ganz besonders, weil wir Jahrhunderte lang einen Ausrottungskrieg gegen sie führten. Wir haben daher einiges gut zu machen.
Wie kommunizieren Wale?"Wir sind auf etwas aufmerksam geworden, das wir für das außergewöhnlichste Merkmal der Buckelwale halten", schrieben die amerikanischen Zoologen Roger Payne und Scott McVay im Magazin 'Science' 1971: Die Tiere singen ein Lied mit einer regelrechten Melodie und wiederholen es in Zyklen. Heute wissen wir: Es sind die längsten und abwechslungsreichsten Gesänge im Tierreich. Und die lautesten: Das Pfeifen eines Blauwals übertrifft sogar die 170 Dezibel eines vorbeifliegenden Düsenjets. Die mit 20 Hertz tiefsten Töne können Blau- und Finnwale singen – was mehr wie ein Seebeben vibriert als nach einem Ton klingt. Zwergwale wiederum äußern sich durch ein Niederfrequenzpochen von etwa 100 bis 200 Hertz, und Delfine pfeifen meist.
Offenbar überträgt jede Walart ihre Gespräche per Schallwellen über eine jeweils ganz eigene Frequenz auf dem Unterwasser-Sendenetz. Und nicht nur das: Alle Walarten verwenden auch ganz charakteristische Wiederholungsabläufe (neudeutsch: Loops) um ihre jeweiligen Artgenossen 'persönlich' anzusprechen.
Das ist auch nötig, denn in den Ozeanen herrscht offenbar für feine Ohren ein Geräuschpegel wie in einer Bahnhofshalle. Denn Wasser leitet Schall etwa fünfmal schneller als Luft. Da ist es immens wichtig, dass jeder auf die für ihn bestimmte Durchsage lauscht.
Und die Sender den richtigen Lautsprecher benutzen. Um ihren Liedern die richtige Kraft zu verleihen, nutzen viele Wale einen natürlichen Sound-Verstärker. Vor allem zwischen etwa 600 und 1.200 Metern Wassertiefe verläuft eine Grenze zwischen zwei unterschiedlichen Wasserschichten: Temperatur, Salzgehalt und Druck ändern sich hier sprunghaft auf wenigen Metern und schaffen damit eine Art Telefonkanal rund um den Globus. Das heißt: Entlang dieser Wassergrenze werden Geräusche wie in einem Frequenztunnel besonders rasch und weit geschallt. Einige Walforscher vermuten, dass sich so ein Buckelwal im Indischen Ozean mit einem Artgenossen im Pazifik unterhalten kann.
Die meisten Wale nutzen die Soundnetze – ähnlich wie deutsche Radiostationen – für schmachtende Liebeslieder: Dabei bevorzugen Weibchen von ihren Verehrern offenbar gerne mal eine neue Melodie – was manche Forscher als Zeichen von Intelligenz deuten.
Wale führen aber nicht nur Ferngespräche: Anders als etwa Blauwale, die gerne als Einzelgänger unterwegs sind, leben Delfine zum Beispiel gerne in Gruppen zusammen. In diesen so genannten Schulen herrscht meist ein lautes Klicken, Pfeifen und Schnattern untereinander. Nicht nur das: Sie berühren sich auch absichtlich und suchen oft erkennbar die Körpernähe des anderen.
Der Trick mit dem Klick
Auch zum Orientieren in dunklen Weiten machen Wale Geräusche - allerdings meist für uns per unhörbaren Ultraschall. Vor allem Zahnwale (siehe Kasten) produzieren in einem fettgefüllten Organ im Kopf, der so genannten Melone, niederfrequente Klicks. Die sende sie als Soundbündel aus und empfangen das Echo des Aufpralls in den fettgefüllten Aushöhlungen des unteren Kieferknochens, von wo sie wieder zum Hirn zur Auswertung geleitet werden. Ähnlich wie Fledermäuse bekommen sie so in Sekundenbruchteilen ein räumliches Bild ihrer Umgebung. Bartenwale können sich auch per Ultraschall orientieren – vermutlich aber schlechter, da sie keine erkennbare Funkfernsteuerung wie die Melone besitzen. Was genau dabei im Inneren des Wales vor sich geht, ist bis heute noch unklar. Mit Hilfe ihres Echolots können Delfine in Gefangenschaft auch mit verbundenen Augen Ringe einsammeln und selbst den durch ein Basin gespannten Seilen ausweichen. Die in den Ozeanen umherschwimmenden Treibnetze allerdings vermögen die Kleinwale offensichtlich nicht zu erkennen - mit meist tödlichen Folgen. Sind Wale also offenbar doch nicht so klug, wie die meisten von uns annehmen?
Wie tauchen Wale?Der Pottwal liebt größere Portionen: Er führt wahre Titanenkämpfe mit dem Monster der Tiefe, dem bis zu 22 Meter großen Riesenkalmar Architheutis. Bleibt der Pottwal Sieger, verschlingt er Teile des Tintenfisches – eine Riesenmahlzeit für den größten Jäger der Erde. Für sie taucht der Pottwal über 2.000 Meter in kalte Ozeantiefen hinab. Das ist Weltrekord für Warmblüter.
Ein tief tauchender Mensch sollte möglichst lange viel Luft anhalten können. Nicht so die Pottwale: Ihre Lungen sind relativ zum Körper nur halb so groß wie bei Landsäugetieren. Aus gutem Grund: Bereits in 1.000 Metern Tiefe drücken über 100 Kilogramm auf jeden Quadratzentimeter des Pottwals. Diesen Druck kann er nur aushalten, weil er vor dem Abtauchen aus seinem Körper „die Luft rauslässt“ und ausatmet. Flexible Rippen und ein schräg stehendes Zwerchfell verhindern Hohlräume. Wale haben außerdem statt Nasen fest verschließbare Blaslöcher.
Wie aber kann ein Wal anderthalb Stunden und länger unter Wasser bleiben, ohne weitere Luft zu holen? Ganz einfach: Er hat die Luft schon bei sich. Nicht in den Lungen: Wale speichern den meisten Sauerstoff (80 Prozent) im Blut und in den Muskeln, dort gebunden an den Eiweißstoff Myoglobin. Wenn ein Pottwal dann nach bis zu 90 Minuten wieder aus großer Tiefe auftaucht, öffnet er sein Blasloch. Dann entweicht explosionsartig komprimierte feuchte Luft – schon vom weitem als kleine Nebelwolke sichtbar. Jede Walart prustet andere Gischtfontänen. An diesem so genannten „Blas“ wussten früher die Walfänger die Arten zu unterscheiden.
Mit ihrem Blas fangen Blauwale – anders als Pottwale – auch ihr Essen. Sie lassen einen Ring aus ballongroßen Blasen aufsteigen. Wenn diese kurz unter der Oberfläche zerplatzen, entsteht ein Ring wirbelnden Nebels. Abertausende kleine Krillkrebse werden dann durch eine Gischt aus Blubberblasen umzingelt. Der Blauwal steigt auf und schwimmt mit offenem Maul durch das Blasengebrodel – und siebt so die Krebse aus dem Wasser.
Warum stranden Wale?Eigentlich haben sie in der Nordsee nichts verloren, doch schon seit Jahrhunderten verirren sich Pottwale dorthin. Im Winter 1997/98 strandeten gleich 20 dieser Riesen, ein trauriger Rekord. Denn einmal im flachen Wasser auf Grund gelaufen, schaffen sie aus eigener Kraft nicht mehr den Weg zurück ins offene Meer. Sie werden von ihrem Körpergewicht von bis zu 50 Tonnen erdrückt. Meist sind es gesellige Zahnwale und keine einzelgängerischen Bartenwale, die ihrem Leittier an den Strand folgen und sterben. Besonders häufig scheint es Pilotwale zu treffen.
Viele Strandungen hat vermutlich der Mensch zu verantworten: Als Beifang getötete Wale landen bereits tot an den Küsten. Auch verletzte oder kranke Tiere werden angeschwemmt. Immer häufiger scheint der zunehmende Lärm in den Meeren Wale zu desorientieren. Sie 'verschwimmen' sich auf ihren uralten Routen und landen in der für sie tödlichen Falle flacher Gewässer. Wale orientieren sich über ihr Gehör und die Echolotortung der Zahnwale funktioniert im flachen Wasser mit sandig-schlickigem Untergrund schlecht.
Mit einer ganz anderen Vermutung traten der Physiker Dr. Klaus Vanselow und der Geologe Dr. Klaus Ricklefs vom Forschungs- und Technologiezentrum (FTZ) in Büsum im Frühjahr 2005 an die Öffentlichkeit. Sie fanden heraus, dass 90 Prozent der Pottwale zwischen 1712 und 2003 immer dann in der Nordsee strandeten, wenn es auf der Sonne heftige Aktivitäten zu verzeichnen gab. Hohe Sonnenaktivität beeinflusst das Magnetfeld der Erde – und damit möglicherweise auch den Orientierungssinn der Wale, die mit Magnetkristallen angereicherte Melone, im Kopf der Zahnwale. Denn dieses Magnetfeld benötigen die Tiere neben ihrem körpereigenen Sonarsystem zur Navigation als globales Positionierungs-System.
Wofür wurden und werden Wale gejagt?Die Riesen der Weltmeere schufen schon früh Begehrlichkeiten. Als schwimmende Fleischberge wurden sie über 200 Jahre lang erbarmungslos zu Tode gehetzt.
Zuerst war der Waltran interessant, gewonnen aus der Speckschicht. Es diente ab dem Mittelalter als Lampenöl für „Tranfunzeln“, später als Rohstoff zur Herstellung von Margarine, Seife und Kunstharz. Im 19. Jahrhundert erhellte er ganze Straßenzüge. Waltran diente als Schmierstoff zu Beginn der industriellen Revolution. Im 1. Weltkrieg wurde daraus Nitroglycerin hergestellt und geriet so zu einem kriegsentscheidender Rohstoff.
Noch mehr Wale jedoch starben, weil aus Waltran sich auch Margarine, Seife und Kunstharz herstellen ließen. Und ein Zauberstoff jedes sauberen Haushaltes: 1936 schickte die Firma Henkel ein eigenes Walfangschiff, die „Jan Wellem“ aus. Das Unternehmen brauchte Waltran zur Herstellung von Persil. Aus dem trüben Waltran wurden reinigende Salze zum Weißmachen gewonnen.
Zu diesem Zeitpunkt allerdings waren die größten Wale der Welt bereits in einem wahren Blutrausch an den Rand der Ausrottung gemetzelt worden: Allein in der Fangsaison 1930/31 wurden rund 30.000 Blauwale getötet – mehr als heute noch leben. Fast alle Körperteile der Tiere wurden genutzt: Aus zermahlenen Walknochen wurden Leim und Gelatine hergestellt. Das Fleisch wurde zu Steaks, diente aber auch als Hunde- oder Viehfutter. Bevorzugte Opfer waren Pottwale, denn sie verfügten über zwei ganz besonders begehrte Substanzen: Zum einen Walrat im Kopf – eine ölartige Flüssigkeit, die an der Luft zu einem weichen Wachs erstarrt, mit dem man unter anderem Salben veredelte. Außerdem Ambra im Darm – eine unverdaute graue Masse, vermutlich Reste der Tintenfischmahlzeiten. Daraus wurde eine betörende und teure Essenz für Parfüms gewonnen.
Das die begehrten Großwalbestände auch durch immer ausgefeiltere Jagdtechniken dramatisch schrumpften, blieb vor allem den Walfängern nicht verborgen. Ihre Existenz stand auf dem Spiel, und so gründeten die damals 14 Walfangnationen 1948 die Internationale Walfang-Kommission (IWC), um mit selbst auferlegten Quoten das bis dahin sehr einträgliche Geschäft sich nicht selbst zu zerstören. Es sollte aber noch 40 Jahre dauern, bis sich bei der IWC die Einsicht durchsetzte, dass die Großwale überhaupt nicht mehr bejagt werden dürfen. Erst 1986 beschloss die IWC auf Druck der Weltöffentlichkeit, des WWF und anderer, die kommerzielle Jagd auf Großwale weltweit zu verbieten. Bis dahin wurden einige Millionen Wale getötet.
Genehmigte Ausnahme: die traditionelle Jagd von Urvölkern auf wenige Tiere, die sie zum Lebensunterhalt brauchen – wie etwa die Inuit in Grönland und Kanada.
Bis 1986 hatten der WWF und andere Umweltorganisationen die Weltöffentlichkeit auf den perfiden Krieg gegen die Meeressäuger immer wieder aufmerksam gemacht – und auf dessen fatales Ergebnis: Zwei Jahrhunderte Jagd auf Wale hinterließen bei allen betroffenen Arten Rumpfpopulationen. Beispiel Blauwale: Zwischen 1904 und 1971 wurden allein 369.000 Blauwale getötet. Von einst 250.000 Blauwalen zum Beispiel blieben nur 4.000 bis 6.000 Tiere übrig, von etwa 25.000 Grönlandwalen um Spitzbergen höchstens 100 Exemplare. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Für die vermeintliche Einsicht der IWC gab es allerdings noch einen zweiten Grund: Walfang lohnte sich längst nicht mehr. Chemische und pflanzliche Substanzen waren inzwischen viel billiger und besser geworden als die meisten Wal-Substanzen.
Warum gibt es Ausnahmen vom Walfang-Verbot?Das Moratorium der IWC von 1986 führte keineswegs zur völligen Einstellung des Walfanges. Denn erstens blieben die Kleinwale ausgeschlossen. Und zweitens blieb auch bei den Großwalen eine juristische Hintertür: nämlich die Jagd „zu wissenschaftlichen Zwecken“. Genau mit dieser Begründung jagen bis heute Japan und Island weiter Wale.
Was aber sind „wissenschaftliche“ Zwecke? Bislang führten die so begründeten Fänge zu keinen neuen Forschungsergebnissen. Das Fleisch der meisten getöteten Wale landet nachweislich in Supermärkten und Restaurants.
Geht es also in Wahrheit nur ums Geldverdienen? Keineswegs, sagen WWF-Experten: Sowohl für Japan wie für Norwegen ist der Walfang schlicht unwirtschaftlich. Warum aber jagen sie dann?
Vermutlich aus Tradition und nationalem Eigensinn – jedenfalls offenkundig aus nicht rationalen Gründen. Das heißt aber auch: Je mehr die Weltgemeinschaft moralischen Druck auf die letzten Waljäger ausübt, desto irrationaler werden deren Aktionen.
Bestes Beispiel: „Esst Wale, um Fische zu retten“: Mit so betitelten Studien erscheinen seit einigen Jahren japanische „Wissenschaftler“ auf IWC-Tagungen. Weil die wenigen vom Vernichtungsfeldzug verbliebenen Wale so viel Fisch fräßen, so die krude Argumentation, müssten Menschen Wale essen, damit mehr Fische im Meer übrig blieben – für den Fischfang. Das ist blanker Unsinn, auf den manche Politiker aber gern hereinfallen. Der wichtigste Grund für den Rückgang vieler Fischbestände ist die Überfischung der Meere durch den Menschen. Mehr noch: Die Überfischung durch immer mehr Fangflotten bedroht ganz direkt die Wale. Denn ihnen wird schlicht ihre Nahrung weggefangen.
Was bedroht Wale heute?Walarten werden durch eine Reihe von Faktoren bedroht. Sie können sich in Fischernetzen verfangen oder mit Schiffen kollidieren und sie werden zunehmend durch Umweltverschmutzung, Lärm und Klimawandel belastet. Eine weitere Gefährdung stellt ihre Übernutzung durch den Walfang dar, denn nur eine kontrollierte nachhaltige Nutzung kann ein Aussterben von Populationen oder gar Arten verhindern.
In der Hochphase des kommerziellen Walfangs im 20. Jahrhundert, waren Pottwale bevorzugte Opfer der Walfänger, denn sie verfügten neben der dicken Speckschicht (Blubber) über zwei weitere, ganz besonders begehrte Substanzen. Zum einen das Walrat im Kopf – eine ölartige Flüssigkeit, die an der Luft zu einem weichen Wachs erstarrt. Damit veredelte man unter anderem Salben. Außerdem das Ambra, eine unverdaute graue Masse im Darm der Pottwale, die vermutlich aus Resten von Tintenfischmahlzeiten besteht. Daraus wurde in historischer Zeit eine betörende und teure Essenz für Parfüms gewonnen.
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Am stärksten bedrohte Arten und Populationen
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Atlantischer Nordkaper: Vermutlich nur noch 300 bis 350 Tiere im Nordwestatlantik. Hauptbedrohung: Schiffskollisionen.
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Kalifornischer Hafenschweinswal oder Vaquita: Nur im Golf von Kalifornien, Mexiko. Wenige hundert Exemplare, Tendenz abnehmend. Stirbt als Beifang in Fischernetzen.
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Blauwal: Population im Golf von Corcovado, vor der Insel Chiloe in Südchile. Nur noch etwa 150 Tiere. Hauptbedrohung: Umweltverschmutzung durch die stark anwachsende Lachsindustrie.
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Grönlandwal (Spitzbergen-Population): einst 25.000 Tiere, jetzt vermutlich nur noch etwa 100 Tiere.
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Westpazifischer Grauwal (Population im Westpazifik): etwa 100 Tiere, davon weniger als 30 fortpflanzungsfähige Weibchen. Überleben fraglich.
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Maui-Delfin, vor der Nordinsel von Hawaii, heute weniger als 100 Tiere. Größte Gefahr: Beifang.
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Irawadi-Delfin: Nur noch etwa 80 – 100 Tiere im Mekong. Weitere Populationen leben unter anderem in Kleinstbeständen vor der Küste Südostasiens und im Mahakam-Fluss auf Borneo. Hauptbedrohung: Beifang in Fischernetzen und Schädigung durch Umweltgifte.
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Chinesischer/Yangtse Flussdelfin: Gilt als die am stärksten bedrohte Cetaceen-Art. 1997 wurden nur noch 13 Tiere gezählt. Hauptgrund: Der Verbau des Yangtse-Flusses durch Dämme, Verschmutzung, Fischerei und Schiffsverkehr. Vermutlich bald die erste Walart, die vom Menschen ausgerottet sein wird.
In der jüngeren Menschheitsgeschichte spielten Wale in der Kultur vieler Volksgruppen eine prägende Rolle. In einigen Regionen Kanadas, Grönlands und Russlands jagen die Inuit auch heute noch auf traditionelle Weise mit Harpunen oder Netzen zum Beispiel Beluga- oder Narwale und nutzen sie vollständig. Zumeist als Nahrungsmittel, aber auch, um aus Knochen oder Zähnen traditionelles Kunsthandwerk herzustellen. In einigen Regionen sind solche „Tupilaks“ eine wichtige Einkommensquelle für die Bevölkerung.
Von Neuseeland bis Griechenland
Am anderen Ende der Welt, in den Gewässern des Südpazifik um das heutige Neuseeland, gibt es eine Maori-Legende über die frühen Siedler polynesischer Stämme. Sie kamen von der mystischen Insel Hawaiiki und folgten den Wanderrouten der Wale durch den pazifischen Ozean bis nach Neuseeland. Ein Wal habe den ersten Maori nach Aotearoa, dem „Land der langen weißen Wolken“, getragen. Bis heute betrachtet jeder Maori-Stamm jenen ersten Entdecker Neuseelands als seinen unmittelbaren Vorfahren. Zurück in der nördlichen Hemisphäre finden wir die Wurzeln der niedergeschriebenen Beziehung von Wal und Mensch schon im alten Griechenland. Im 4. Jahrhundert vor Christus beschreibt Aristoteles völlig korrekt, dass „die Waltiere lebendgebärend sind und ein Atemloch anstatt von Kiemen besitzen“ und dass „der Delfin mit der Nase über dem Wasser schläft und er dabei schnarcht“. Für die Europäer waren Wale und Delfine Nutztiere. Die Basken waren die ersten, die im Mittelalter auf Walfang gingen. Gefolgt von den Holländern und Briten, die Anfang des 17. Jahrhunderts Expeditionen nach Spitzbergen entsandten, um dort Großwale wie den Grönlandwal zu jagen.
Als Deutsche noch Wale jagten
Auch die deutsche Geschichte vor allem der Nordseeküste ist eng mit dem Walfang verflochten. Wale und Walfangschiffe finden sich in den Gemeindewappen von Borkum, List auf Sylt und Elmshorn bei Hamburg.
Auch in den weiteren Jahrhunderten ist Deutschland aktiv am ausufernden Walfang beteiligt und entsendet Mitte der 1930er Jahre sogar eine Walfangflotte in die Gewässer der Antarktis. Die Beteiligung Deutschlands am Walfang endet erst in den 1950er Jahren, nachdem der Aufbau einer Walfangflotte nach dem zweiten Weltkrieg zuerst durch die Alliierten verboten und später wirtschaftlich zu riskant war, da sich die Übernutzung der Walbestände weltweit bereits abzeichnete.
- Wale und Delfine