Im Nordosten Chinas setzt sich die 41-jährige Jing Wang besonders für die Ansiedelung von Tigerweibchen ein, um die reproduktive Stärke der Tierpopulation zu fördern.

Jing Wang, die seit Oktober 2023 das Büro des WWF Nordostchina in Changchun leitet, setzt sich seit bald zwei Jahrzehnten für den Schutz des stark gefährdeten Amur-Tigers ein. Gerade der Nordosten Chinas bietet den Großkatzen eine gute Überlebensgrundlage. Und doch sind die Zahlen dort nicht stabil, da es noch immer zu viele Bedrohungen gibt. 

Ein großes Problem ist, dass den Tigern die Nahrungsgrundlage fehlt. Sie brauchen nicht nur ausreichend Beutetiere, sondern auch große Mahlzeiten. Schon seit der Gründung des WWF-Büros in Changchun, Hauptstadt der Provinz Jilin, im Jahr 2006 werden vor Ort Sika- und Rothirsche vermehrt und freigelassen, um stabile Beutetier-Populationen aufzubauen. 

Außerdem half der WWF mit, den „Tiger- und Leoparden-Nationalpark Nordost-China“ auszuweisen. Dazu wurden zwölf bereits existierende Schutzgebiete zu einer zusammenhängenden Schutzgebietsfläche von über 1,4 Millionen Hektar verbunden.

Frauenpower gefragt

Jing Wang, Tigerschützerin aus China © privat
Jing Wang, Tigerschützerin aus China © privat

Das größte Ziel Jing Wangs ist, dafür zu sorgen, dass sich immer mehr Tigerinnen in der Gegend ansiedeln, denn die Zahl der Weibchen bestimmt die reproduktive Stärke einer Tierpopulation.  

Wang setzt sich nachdrücklich für dieses Vorhaben ein, und spielt deshalb – wie viele weitere Frauen – eine entscheidende Rolle beim Schutz gefährdeter Arten, deren Einsatz doch noch oft weder gesehen noch honoriert wird. Dabei leisten sie wichtige Aufklärungs- und Vermittlungsarbeit, um Konflikte zwischen Mensch und Wildtier zu lösen, damit beide ungehindert nebeneinander existieren können.

Verständnis füreinander

Rangerinnen prüfen Kamerafalle © WWF / Dongning Forestry Bureau, Heilongjiang Province
Rangerinnen prüfen Kamerafalle © WWF / Dongning Forestry Bureau, Heilongjiang Province

„Wir arbeiten regelmäßig mit den Gemeinden hier zusammen. Die Region ist geprägt von Land- und Forstwirtschaft, aber wirtschaftlich sehr unterschiedlich entwickelt. Entsprechend unterschiedlich sind der Bildungsstand und das Bewusstsein für den Umweltschutz”, erklärt Jing Wang.

Nicht immer sei es leicht, die Bevölkerung mitzunehmen im Schutz von Wildtieren. “Viele Menschen meinen, der Schutz der Wildtiere müsse sie nicht kümmern, der habe nichts mit ihrem Leben zu tun. Mit unseren Projekten versuchen wir, die Zusammenhänge zu verdeutlichen, alternative Einkommensquellen zu erschließen und das Verständnis dafür zu wecken, dass wir mit der Natur auch das Lebensumfeld der hier wohnenden Menschen schützen“, so Wang.

Viel Platz für Großkatzen

Südchinesischer Tiger © John Mackinnon / WWF
Südchinesischer Tiger © John Mackinnon / WWF

Eine Studie mit WWF-Beteiligung kam zu dem Schluss, dass die Amur-Region bis zu 300 Tiger beheimaten könnte. Ein schönes Ziel, für das sich Jing Wang unter WWF-Beteiligung weiter mit Herzblut einsetzen wird, denn die Voraussetzungen könnten besser kaum sein.

Ausreichend Lebensraum und der politische Wille sind vorhanden. Ein nächster Schritt wird sein, Korridore zu schaffen, damit die Tiger sich trotz Verkehr ungefährdet bewegen können.

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