Schneeleoparden werden zurecht „Geister der Berge“ genannt. Sie sind Meister:innen der Tarnung und leben extrem versteckt in den zerklüfteten Hochgebirgen Asiens. Wie viele der seltenen Tiere es noch gibt, ist sehr schwer zu ermitteln. Erstmals hat der Himalaja-Staat Nepal nun seine Schneeleoparden-Population landesweit erfasst: Ein zentraler Meilenstein für ihr Überleben.

Fast 400 Schneeleoparden in Nepal

Schneeleoparden in Nepal © Tashi R. Ghale
Schneeleoparden in Nepal © Tashi R. Ghale

397 Schneeleoparden leben verstreut in Nepals Bergen. So das Ergebnis einer nationalen Schätzung, welche die nepalesische Regierung am 20. April 2025 veröffentlichte. „Mit 397 Individuen und einer durchschnittlichen Dichte von 1,56 Schneeleoparden pro 100 Quadratkilometer hebt sich Nepals Schneeleopardenpopulation weltweit hervor. Eine solche Dichte wird als hoch eingestuft. In vielen Gebieten sind die Dichten deutlich geringer“, ordnet Katjuscha Dörfel, Asien-Referentin beim WWF Deutschland ein. Für Nepal ist die hohe Dichte an Schneeleoparden ein großes Privileg und zugleich eine große Verantwortung.

„Wenn wir die nepalesischen Schneeleopardenpopulationen retten, werden wir mehr als zehn Prozent der ausgewachsenen Schneeleoparden in weniger als zwei Prozent ihres weltweiten Verbreitungsgebiets sichern.“

Katjuscha Dörfel, Asien-Referentin beim WWF Deutschland

Aufwendige Forschung

Für eine verlässliche Schätzung der Schneeleopardenpopulation wurden zahlreiche Einzeldaten aus den letzten zehn Jahren und aus insgesamt neun Untersuchungsregionen nach internationalen Erfassungsstandards zusammengetragen und ausgewertet.

Lagebesprechung zur Leopardenzählung © Rocky Prajapati / DNPWC / WWF Nepal
Lagebesprechung zur Leopardenzählung © Rocky Prajapati / DNPWC / WWF Nepal

Die Datenerhebung fußt auf modernen Technologien wie Kamerafallen und genetischer Analyse von Kotproben sowie auf der Zusammenarbeit mit Bürgerwissenschaftler:innen und der lokalen Bevölkerung. Die Kombination dieser Methoden erlaubt es, einzelne Tiere zu identifizieren und ihre Verbreitung besser zu verstehen.

Hunderte Expert:innen, zuständige Regierungsbehörden, lokale Gemeinden und Naturschutzorganisationen waren an der jahrelangen Forschung beteiligt.

Wissen schützt

Die aktuelle Untersuchung in Nepal liefert wichtige Erkenntnisse über die Bestände der gefährdeten Art, ihre Verbreitung und den Zustand ihrer Lebensräume im gesamten Himalaja-Staat. „Nach Bhutan, der Mongolei und Russland hat nun auch Nepal die international anerkannten Standards zur Erfassung der landesweiten Population angewendet, um ein klares Bild der Lage zu gewinnen“, so Katjuscha Dörfel.

„Das ist ein zentraler Schritt auf dem Weg zum Schutz der Schneeleoparden und liefert wichtige Informationen für künftige Erhaltungsstrategien. Denn nur wer weiß, wie viele Tiere es gibt und wo sie leben, kann sie gezielt schützen.“

„Nur wer weiß, wie viele Tiere es gibt und wo sie leben, kann sie gezielt schützen.“

Katjuscha Dörfel, Asien-Referentin beim WWF Deutschland

Schneeleoparden halten sich nicht an Schutzgebiete

Ein Schneeleopard vor der Kamerafalle © DNPWC / WWF Nepal
Ein Schneeleopard vor der Kamerafalle © DNPWC / WWF Nepal

Nepal zählt zu den höchstgelegenen Ländern der Welt und Schneeleoparden finden hier ideale Bedingungen. Sie sind perfekt angepasst an karge Landschaften und extreme Höhenlagen.

Doch ein großer Teil des Lebensraums der Schneeleoparden in Nepal liegt außerhalb ausgewiesener Schutzgebiete, was die Notwendigkeit gezielter Schutzmaßnahmen in diesen Landschaften unterstreicht. Auch das ist ein Ergebnis der aktuellen Untersuchungen und verdeutlicht, dass nachhaltige Schutzstrategien die Beteiligung der Bevölkerung und Maßnahmen zur Konfliktminderung einschließen müssen.

Schutz gemeinsam mit den Menschen vor Ort

Neben der Wilderei sind Mensch-Wildtier-Konflikte eine große Bedrohung für Schneeleoparden. Denn immer wieder reißen die Großkatzen Nutztiere – für viele Hirt:innen in den Hochlagen kann das existenzbedrohend sein und zu Rachetötungen führen. Der WWF unterstützt daher die lokale Bevölkerung auf verschiedene Weise dabei, ihr Vieh vor den Schneeleoparden zu schützen und hat ein gemeindebasiertes Versicherungssystem für den Schadensfall entwickelt.

Hoffnung für Schneeleoparden in Nepal

Anhand einer Karte wird der Einsatz zur Zählung koordiniert © Rocky Prajapati / DNPWC / WWF Nepal
Anhand einer Karte wird der Einsatz zur Zählung koordiniert © Rocky Prajapati / DNPWC / WWF Nepal

Schneeleoparden gehören zu den am wenigsten erforschten Großkatzen der Erde. Sie kommen in zwölf Ländern in ganz Asien vor, doch nur etwa 23 Prozent ihres Verbreitungsgebietes wurden in der Vergangenheit systematisch untersucht und für weniger als drei Prozent liegen empirische Daten zur Bestandsgröße vor. Mit der erstmaligen koordinierten, landesweiten Erfassung der Schneeleoparden-Population setzt Nepal ein Zeichen für die Bedeutung des Schutzes der gefährdeten Tiere im Land.

Die Koordination, Datensammlung und Auswertung der aktuellen Erhebung in Nepal erfolgten unter der Leitung der zuständigen Naturschutzbehörden des Landes mit technischer und finanzieller Unterstützung durch den WWF und trägt entscheidend dazu bei, den Schneeleoparden auf unserer Erde eine Zukunft zu sichern.

Helfen Sie mit, Leoparden zu schützen:

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    Ob trockene Savanne, feuchter Regenwald oder eisiges Hochgebirge – Leoparden und Schneeleoparden haben sich an verschiedene, teilweise extreme Lebensräume, angepasst. Weiterlesen ...