Schon seit langem gilt der Kurzflossen-Makohai als stark bedroht. Ein umfassendes Wiederaufbauprogramm – verabschiedet von 52 Thunfischfangnationen und der EU – soll nun seinen Erhalt im Nordatlantik schützen.

Der Kurzflossen-Makohai, bekannt auch als Isurus oxyrinchus, hängt sie alle ab. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 70 Kilometern pro Stunde ist er der schnellste Hai der Welt und auch der ausdauerndste. Als einer von wenigen Haie kann er sogar springen – bis zu sechs Meter hoch.

Zuhause ist der Kurzflossen-Mako, der ausgewachsen über vier Meter lang und über 500 Kilogramm schwer werden kann, in allen Ozeanen in den tropisch bis subtropischen Bereichen. Dort hält er sich vorwiegend im Freiwasser auf und schwimmt häufig an der Oberfläche.

Wie seine Artverwandten spielt der Raubfisch, der sich von Fischen wie Makrelen, Schwert- und Thunfisch und Tintenfischen ernährt, eine entscheidende Rolle für die Balance der marinen Ökosysteme. Noch. Durch den Mangel an Regulierungen in der Fischerei und an Kontrollen beim Beifang sind die Populationen in allen Ozeanen durch Überfischung massiv reduziert worden. Im Mittelmeer sind Makohaie bereits vom Aussterben bedroht.

Überfischung betrifft alle ozeanischen Haie und Rochen, Kurzflossen-Makohaie mit ihrer niedrigen Fortpflanzungsrate und ihrem als Delikatesse beliebten Fleisch und den Flossen aber ganz besonders. Lange schon werden sie als eine der Arten hervorgehoben, die dringend ein besseres Fischereimanagement benötigt.

Erstes Wiederaufbauprogramm für Haie

Nun gibt es erstmals wieder gute Nachrichten: Im November 2021 verabschiedeten 52 Thunfischfangnationen und die EU nach jahrelangen Verhandlungen bei der Jahrestagung der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik (ICCAT) ein umfassendes Wiederaufbauprogramm, um die Erholung des Bestandes des stark bedrohten Makohais im Nordatlantik zu ermöglichen.

Erst in diesem Jahr machte eine WWF-Analyse von über 250 Ländern und Territorien deutlich, was für eine zentrale Rolle die Europäische Union im weltweiten Handel mit Haifleisch und Haiflossen spielt. Umso wichtiger ist ein solcher Plan angesichts des dramatischen Rückgangs des Kurzflossen-Makohais.

Heike Zidowitz, Hai-Expertin des WWF Deutschland , nennt die Entscheidung der ICCAT einen großen Erfolg und fordert schnelles Handeln: „Da der Bestand des Makohais im Nordatlantik nur noch etwa 20 Prozent der ursprünglichen Größe ausmacht, müssen die verabschiedeten Maßnahmen nun unverzüglich umgesetzt und vollständig durchgesetzt werden.“ Die Fischerei müsse dringend ihre negativen Auswirkungen auf bedrohte ozeanische Haie und Rochen verringern, betont sie.

Atempause von zwei Jahren

Es ist ein historischer Moment, denn es handelt sich um das erste Wiederaufbauprogramm für eine Hai- oder Rochenart, das jemals von einer sogenannten Regionalen Fischereimanagement-Organisation für Thunfische (RFMO) verabschiedet wurde.  

Diesem zufolge darf die Fischerei in den nächsten zwei Jahren keine toten oder lebenden Makohaie, die im Nordatlantik gefangen wurden, an Bord behalten, diese umschlagen oder mit ihnen handeln.  

Falls lebende Haie gefangen werden, müssen Fischer:innen Best-Practice-Handhabungsverfahren anwenden, um diese wieder sicher ins Wasser zu befördern. Erhöht wurde außerdem die Zahl der Beobachter:innen auf bis zu zehn Prozent an Bord der im ICCAT-Gebiet fischenden Schiffe. 

Nur langfristiger Schutz sorgt für Erholung

Und nach den zwei Jahren? Ab 2023 wird der ICCAT möglicherweise eine begrenzte Fangzahl definieren, falls dies die Erholung der Art nicht beeinträchtigt. Langfristiges Engagement ist jedoch vonnöten: Im Nordatlantik ist das Vorkommen des Kurzflossen-Makohai so stark überfischt, dass es fünf Jahrzehnte dauern könnte, bis es sich erholt.