Es ist eine kleine Sensation: Die Zahl der stark vom Aussterben bedrohten Berggorillas hat deutlich zugenommen. Das belegt eine aktuelle Zählung rund um den Virunga-Nationalpark im Ost-Kongo.
In dem von Wilderei, Bürgerkrieg und Abholzung heimgesuchten Schutzgebiet an der Grenze zu Ruanda und Uganda leben jetzt 604 Berggorillas. „Das sind fantastische Nachrichten“, sagt Dr. Ilka Herbinger, zuständig für Zentral- und Westafrika beim WWF: „Es zeigt, dass wir auch Arten am Abgrund noch retten können.“ Bei der letzten Zählung im Jahr 2010 waren es noch 480 Berggorillas gewesen.
Zusammen mit den 400 Tieren der einzigen anderen Berggorilla-Population im Bwindi Impenetrable National Park in Uganda steigt damit die Gesamtzahl der weltweit freilebenden Berggorillas auf 1004 Tiere. Damit sind die Berggorillas die einzigen Menschenaffen der Welt, deren Bestand in freier Wildbahn wieder wächst.
Gefährlicher Kraftakt im Dschungel
Für die Zählung hatten Forscher das schwer zugängliche, bergige und schluchtenreiche Schutzgebiet rund um die über 3000 Meter hohen Virunga-Vulkane systematisch durchkämmt. Zwölf Forscherteams hatten auf vorher festgelegten Routen im dichten Regenwald frische Spuren und Nester der Berggorillas gesucht und dabei über 1100 Kotproben gesammelt. Dabei legten die Teams in den Jahren 2015 und 2016 insgesamt mehr als 2000 Kilometer in einem 440 Quadratkilometer großen Gebiet zurück. Und das bei tropischer Hitze in dem gefährlichen, teilweise von bewaffneten Milizen kontrollierten Grenzgebiet zwischen der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda und Uganda.
Exakte Bestandszahlen durch Genanalysen
Doch die Strapazen haben sich gelohnt: Bei der späteren DNA-Analyse im Labor konnten die Wissenschaftler die Kotproben 604 verschiedenen Berggorillas zuordnen. Diese DNA-Bestimmung ermöglicht es, den Bestand der bedrohten Menschenaffen genau zu bestimmen, ohne jedes einzelne Tier auch tatsächlich gesehen zu haben. Auch doppelte Zählungen sind so ausgeschlossen.
Die aktuelle Berggorilla-Population im Virunga-Nationalpark lebt in insgesamt 41 sozialen Gruppen, dazu kommen 14 allein umherstreifende Männchen. Die gestiegenen Zahlen führen die Forscher teilweise auf verbesserte Methoden der Bestandsaufnahme zurück, aber auch auf ein tatsächliches Wachstum der Population.
Mitte der 1980er Jahre lebten rund um die Virunga-Vulkane nur etwa 250 Tiere. Damit hat sich ihr Bestand innerhalb der vergangenen 30 Jahre mehr als verdoppelt.
Existenzielle Gefahr: Wilderei und Krankheiten
Das Überleben der Berggorillas ist jedoch noch immer stark bedroht. Im Laufe der Zählung fanden und zerstörten die Forscherteams mehr als 380 Draht- oder Seilfallen im Virunga-Nationalpark. In diesen für Antilopen aufgestellten Fallen können sich auch Gorillas verletzen. In einer der Fallen fanden die Forscher einen toten jungen Berggorilla.
Die Herausforderungen in diesem höchst problematischen Gebiet sind und bleiben also enorm. Dass die Berggorilla-Population im Ost-Kongo trotz all dieser Gefahren wieder wächst, zeigt aber, dass sich der große gemeinsame Einsatz der vielen verschiedenen nationalen und internationalen Unterstützer und Organisationen wie dem WWF auszahlt. Die bestehenden letzten Rückzugsräume der Berggorillas im afrikanischen Regenwald müssen erhalten bleiben. Im besten Fall werden sie ausgebaut.
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