Die letzten Jahre waren schwierig für die habituierten Gorillagruppen in Dzanga-Sangha. Zwei Silberrücken starben kurz hintereinander, im Mai 2024 dann ein dritter: Makumba – eine Ikone in Dzanga-Sangha. Die Zukunft der an Menschen gewöhnten Gorillas war damit ungewiss. Doch es gibt neue Hoffnung: Limo, ein neuer Silberrücken, führt eine Gruppe und scheint die Nähe von Menschen zuzulassen.

Der Tod von Makumba war nicht nur für die habituierten Gorillas in Dzanga-Sangha ein schwerer Schlag – auch für die Forscher:innen bedeutete er einen herben Verlust. Viele Jahre Arbeit schienen unwiederbringlich verloren. Wann und ob sich eine neue Gorillagruppe an Menschen gewöhnen würde, war ungewiss.

Es ist ein langer Prozess, Gorillas an Menschen zu gewöhnen. Es braucht viel Geduld und ein behutsames Vorgehen, bis Gorillas die Nähe des Menschen zu ihrer Gruppe zulassen - bis zu zehn Jahre kann dieser Prozess dauern. Doch genau das ist wichtig, um die Tiere weiter erforschen und somit letztlich schützen zu können.

Ein unbekannter Silberrücken

Makumba © Miguel Bellosta
Makumba © Miguel Bellosta

Nach dem Tod der Silberrücken Mata, Mayele und Makumba war die Stimmung bei den Gorilla-Forscher:innen in Dzanga-Sangha auf dem Tiefpunkt. Bis im August 2023 ein Team von Fährtenleser:innen auf der Suche nach den zerstreuten Mitgliedern von Makumbas Gruppe auf einen neuen, bislang unbekannten Silberrücken stieß. Schon Monate vor Makumbas Tod war dem Team ein einzelner männlicher Gorilla aufgefallen, der ein Auge auf die Gruppe geworfen zu haben schien. Wahrscheinlich war er es, gegen den Makumba den Kampf verloren hatte.

Nach Makumbas Tod floh seine Gruppe. Ihre Entwicklung zu verfolgen war schwierig, denn die Gorillas hatten ihre Scheu zurückgewonnen und mieden ihre menschlichen Beobachter:innen. Hinzu kam, dass die Fährtenleser:innen noch eine weitere Gruppe entdeckt hatten und lange Zeit nicht klar war, wer sich welcher Gruppe angeschlossen hatte.

Einer Gorillagruppe im dichten Regenwald zu folgen, ist leichter gesagt als getan. Die Tiere haben ein großes Verbreitungsgebiet, und manchmal kann es Stunden dauern, bis die Gruppen, die am Vorabend noch von den Fährtenleser:innen gesichtet wurden, am nächsten Morgen wieder gefunden werden.

Ein Wiedersehen mit Bekannten

Indolia und ihr Baby © Nuria Ortega / WWF
Indolia und ihr Baby © Nuria Ortega / WWF

Doch das Team ließ sich von den Rückschlägen nicht entmutigen und blieb dran. Seit eineinhalb Jahren verfolgen sie nun die Gruppe um den unbekannten Silberrücken und konnten inzwischen einige Tiere identifizieren, darunter vier Mitglieder der ehemaligen Mata-Gruppe: die Weibchen Indolia und Mpokapoka, die jeweils ein Baby auf dem Rücken trugen, sowie Wusa mit ihrer 2016 geborenen Tochter Payo. 

Bei den vier Tieren scheinen langsam alte Erinnerungen zurückzukehren, was den Gewöhnungsprozess hoffentlich beschleunigt. Immer weniger verstecken sie sich vor den Gorilla-Schützer:innen. Und offenbar wirkt sich ihr entspanntes Verhalten auch auf den Silberrücken aus: Inzwischen lässt er sich in etwa zehn Meter Entfernung von den menschlichen Beobachter:innen recht entspannt nieder, wenn er weiß, dass die Weibchen hinter ihm geschützt sind. 

Er unternimmt weiterhin Scheinangriffe, brüllt aber immer weniger. Von den Fährtenleser:innen erhielt er jetzt den Namen Limo – in Erinnerung an die drei Silberrücken, die wir in den letzten beiden Jahren verloren haben. Limo bedeutet „verwaist“ oder „allein“. Doch Limo ist zum Glück nicht allein – in seiner Gruppe haben die Fährtenleser:innen außer den vier bekannten Weibchen noch zwei weitere sowie ein Jungtier und ein erst wenige Monate altes Baby entdeckt. Das sind aber offenbar immer noch nicht alle Mitglieder der Gruppe, denn die Gorilla-Schützer:innen zählen bei ihren Besuchen regelmäßig neun Schlafnester in Limos Gruppe.  

Hoffnung für das Gorilla-Projekt 

Die an Menschen gewöhnten Gorillagruppen sind ein entscheidender Faktor für den Tourismus in Dzanga-Sangha. Ein längerfristiger Ausfall hätte schwerwiegende Folgen für das WWF-Projekt und die hier lebenden Menschen. Umso mehr freut es uns zu sehen, dass die Gorilla-Schützer:innen in Dzanga-Sangha mit der Limo-Gruppe auf einem guten Weg sind.

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