Phillemon ist 24 Jahre alt und bewirtschaftet mit seiner Frau und zwei Kindern ein kleines Stück Land am Rande von Namibia in Afrika. Es ist heiß und trocken, die Böden sind karg. Geparde sind für Phillemon vor allem eines: Eine Gefahr, die er loswerden muss.
Geparde gehören heute zu den am stärksten bedrohten Raubkatzen der Welt. Sie vor dem Aussterben zu bewahren, bedeutet auch, Nutztiere vor den Geparden zu schützen. Vor allem dort, wo der Riss einer Ziege eine ganze Existenz bedrohen kann. Denn wo Geparde eine Gefahr für das Vieh sind, wird der Viehzüchter zur Gefahr für die Geparde. Und die meisten der letzten verbliebenen Geparde leben heute auf Farmland.
Interview mit einem Kleinbauern in Namibia
WWF: Was sind die Schwierigkeiten beim Betreiben von Landwirtschaft in dieser Region Namibias?
Phillemon: Die Dürre ist zur Zeit unsere größte Sorge. Dazu kommen Verluste durch Raubtiere, meistens Schakale und Geparde.
Was halten Sie von Geparden?
Geparde sind ein großes Problem und eine Gefahr für meine Tiere. Zu oft fressen sie unser Vieh, besonders die Ziegen.
Was bedeutet es für Sie und Ihre Viehwirtschaft, wenn eine Ziege gerissen wird?
Wir lieben unsere Tiere und ein Tier zu verlieren ist für uns ein großer Verlust. Heutzutage mit der Dürre kann ich mir das schon gar nicht leisten. Ich muss Futter zukaufen, um die Zeit zu überstehen. Noch sind meine Kinder klein, aber in ein paar Jahren brauche ich Geld, um sie zur Schule zu schicken.
Was würden Sie tun, wenn ein Gepard eine Ziege reißt?
Wenn ich Verluste habe, muss ich versuchen, die Geparde loszuwerden. Wir alle hier sind leidenschaftliche Farmer. Wir würden versuchen, die Geparde zu töten - eher als mit der Viehzucht aufzuhören.
Ergreifen Sie Vorsichtsmaßnahmen?
Ich habe zwei Hunde, aber das reicht oft nicht, weil sich die Tiere über eine große Fläche verteilen. Wenn ich merke, dass eines meiner Tiere fehlt, versuche ich, es wieder zu finden. Doch oftmals war das Raubtier schneller.
Was wissen Sie über das Gepardenprojekt?
Nicht viel, außer dass sie versuchen, die Geparde zu schützen und zu erforschen. Wenn uns die Erkenntnisse der Wissenschaftler helfen, weniger Verluste zu haben, wollen wir gerne mit diesem Projekt zusammenarbeiten. Wir sind Farmer und wollen in und mit der Natur leben.
Bildergalerie: Geparde
In großer Not: Kleinbauern in Namibia
Phillemon und seine Familie teilen sich etwa 1.000 Hektar Land mit zehn weiteren Familien in der Karibib-Omaruru-Region im Westen Namibias. Anders als bei den großen Rinderfarmen im Zentrum des Landes wurden hier die Nutzflächen auf viele Kleinbauern aufgeteilt, um auch ihnen eine Chance zu geben. Die Bauern leben von der Hand in den Mund. Ihre Erträge reichen meist gerade zur Ernährung der Familie.
Gepardenschutz auf den Kleinfarmen
Nun soll ein Projekt, das auf den großen Rinderfarmen schon erfolgreich funktioniert, auf die Kleinfarmen in den Randbezirken Namibias ausgeweitet werden: Mit Hilfe hochmoderner Technik erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die Bewegungsmuster der Geparde und identifizieren die Orte, an denen Geparde häufig vorkommen. Denn an bestimmten Sammelpunkten tauschen die gefleckten Raubkatzen durch Markierungen Informationen aus. Darüber klärt das Projekt die Farmer auf und erarbeitet mit ihnen Pläne, um das Nutzvieh abseits dieser Sammelpunkte sicher aufzuziehen. So hilft das Projekt den Viehzüchtern und schützt letztlich die Geparde vor dem Aussterben. Das ist besonders hier dringend nötig. Denn in Namibia lebt eine der letzten großen Populationen wilder Geparde.
Schutz und Erforschung der Geparde in Namibia sind ein Langzeitprojekt des Leibniz-Institutes für Zoo- und Wildtierforschung, das vom WWF finanziell unterstützt wird. Nur so kann das Projekt, das gerade in eine wichtige und heiße Phase geht, weiter geführt werden.
- Geparde
- Kavango-Zambesi (KAZA)