Heute leben in Deutschland wieder um die 970 Paare – auch, weil sich der WWF schon früh für den Schutz des „Königs der Lüfte“ eingesetzt hat: Bereits 1968 rief der WWF Deutschland das „Projekt Seeadlerschutz“ in Schleswig-Holstein ins Leben, das als internationales Projektmodell auch auf nordeuropäische Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen übertragen wurde.
Der Seeadler, deutsches Wappentier und mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,50 Metern der größte europäische Greifvogel, war einst in vielen Ländern Europas verbreitet. Doch schon um 1900 hatte ihn der Mensch fast vollständig ausgerottet.
Seeadler brauchen Wald und Wasser
Der Lebensraum des Seeadlers sind großflächige, waldreiche Seen- und Flusslandschaften sowie Meeresküsten. Nur hier findet er sowohl Nahrung als auch geeignete Brutstätten. Der Greifvogel ernährt sich hauptsächlich von Fischen und Wasservögeln, die er auf der Wasseroberfläche packt. Ist die Wasseroberfläche zugefroren, weicht er auf totes Wild aus.
Nach der Geschlechtsreife, die meist erst im dritten Jahr eintritt, suchen sich Seeadler ein festes Revier, das sie ganzjährig und meist über lange Zeit bewohnen. Auch die mächtigen Horste, die sie in Mitteleuropa bevorzugt in die Kronen alter Bäume in ungestörten Wäldern bauen, werden oft über Jahrzehnte genutzt. Hier brütet ein Seeadlerpaar von Mitte Februar bis Anfang April gemeinsam seine ein bis drei Eier aus.
Wenn der Nachwuchs nach etwa 40 Tagen geschlüpft ist, wird er von den Eltern so lange gefüttert, bis er erst nach drei Monaten selbst fliegen kann. Im Herbst verlassen die Jungen das elterliche Revier und suchen woanders nach futterreichen Plätzen. Dort versammeln sich manchmal bis zu 20 Jungvögel, die auch gemeinsame Schlafplätze nutzen. Sind sie alt genug, beziehen Seeadler, die mit ihren Partnern dauerhaft zusammenleben, am liebsten wieder ein Brutrevier in der Nähe ihres Geburtsorts.
Einst verfolgt, kehren sie langsam zurück
Verfolgung mit Falle, Flinte und Gift, die Zerstörung seines Lebensraums und schließlich das Insektizid DDT haben den Seeadler in Deutschland mehrfach an den Rand der Ausrottung gebracht. Mitte der 60er-Jahre nisteten gerade noch sieben Paare in der Bundesrepublik, bis 1993 galt die Art als „gefährdet“.
Erst intensive Schutzbemühungen wie das WWF-Projekt „Seeadler-schutz in Schleswig-Holstein“, das 1970 erlassene DDT-Verbot sowie internationale Gesetze gegen den illegalen Handel mit Eiern haben den Bestand so stabilisiert, dass der Seeadler 2005 von der Roten Liste genommen werden konnte. Dennoch lebt er auch heute noch gefährlich: Alte Baumbestände, die er zum Nisten benötigt, werden abgeholzt, menschliche Infrastruktur, Giftköder und Vergiftung durch Bleimunition setzen ihm zu.
Trotz allem leben heute so viele Seeadler in Deutschland wie seit 200 Jahren nicht mehr.
Schützen wir seinen Lebensraum, schützen wir den Seeadler
Wirksamer Seeadler-Schutz funktioniert nur über den Schutz geeigneter Lebensräume für die majestätischen Vögel. Hierzulande leben Seeadler vorwiegend in den nördlichen und östlichen Bundesländern. Ein ideales Revier bietet ihnen die rund 33.500 Hektar umfassende Hügel- und Seenlandschaft in der Schaalsee-Region zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Dort hat der WWF gleich nach dem Mauerfall die Chance ergriffen, hier ein grenzübergreifendes Natur- und Landschaftsschutzprojekt auf den Weg zu bringen.
Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hat der WWF Wald- und Wasserflächen erworben, die Sicherung von Horst-Schutzzonen unterstützt, Seeadler-Nahrungsgebiete gegen menschliche Störungen abgeschirmt und Beobachtungspunkte eingerichtet.
Derzeit betreut der WWF in Deutschland fünf Großschutzgebiete mit rund 200.000 Hektar, in denen der König der Lüfte und viele andere Arten eine sichere Heimat finden.
- Adler – Die Könige der Lüfte
- Hilfe für Seeadler und Kraniche