Bio-Siegel und Co. allein reichen aber nicht. „Ein europäisches Lieferkettengesetz gegen den Import von Produkten aus umweltzerstörerischer Produktion in die EU, aus gefährdeten oder bereits zerstörten Tropenwaldgebieten, wäre ein wirksames Instrument, den Entwaldungsdruck in den Hotspots der Entwaldung durch die dortige Agrarindustrie erheblich zu verringern“, betont Thorsten Steuerwald vom WWF. Die EU als einer der größten Pro-Kopf-Importeure von landwirtschaftlichen Rohstoffen müsse Verantwortung für die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen übernehmen. „Wenn die EU zukünftig importierte Rohstoffe wie Soja, Palmöl und deren Produkte oder Rindfleisch auf Entwaldungsfreiheit hin kontrolliert, kann sie dazu beitragen, Entwaldung zu stoppen.“ Die EU kann Vorreiter sein und Maßstäbe setzen für einen nachhaltigen Handel.
Auch Delara Burkhardt, SPD-Politikerin und seit 2019 Europaabgeordnete, sieht ebenfalls, dass Siegel keine Lösung sind: „Label verlagern die Verantwortung für entwaldungsfreien Konsum auf die Verbraucherinnen und Verbraucher“, kritisiert sie und sieht den Gesetzgeber am Zug: „Entwaldungsfreie Produkte müssen auf dem europäischen Markt die Norm sein.“ Deshalb schlug sie im Juni dieses Jahres in einem Bericht ein Lieferkettengesetz für die EU vor, welches Unternehmen und Investoren verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ihre Produkte und Dienstleistungen nicht zur Zerstörung oder Beschädigung von Wäldern und wichtigen Ökosystemen oder zur Verletzung von Menschenrechten beitragen. Solch ein Gesetz hatten Umweltschützer, darunter auch der WWF, seit vielen Jahren gefordert und sind entsprechend froh, dass das Europaparlament den Bericht inzwischen angenommen und sich der Gesetzesforderung stellt.
Im Rahmen eines solchen Gesetzgebungsprozesses zur Erreichung von entwaldungsfreien Lieferkettenwird derzeit die Bevölkerung gefragt wie solch ein Gesetz aussehen könnte. Bis zum 10. Dezember dieses Jahres findet online eine entsprechende öffentliche Konsultation der Europäischen Kommission statt. Der WWF und 130 andere NGOs haben sich hierzu zu einem Bündnis together4forests zusammengefunden und mobilisieren dafür. Daran kann sich jeder EU-Bürger bspw. unter www.wwf.de/together4forests beteiligen – und mit seiner Unterschrift seinen oder ihren Beitrag für den Erhalt der Regenwälder leisten. Im Erfolgsfall können Verbraucher endlich sicher sein, dass sie keine Entwaldung mehr auf dem Teller finden!