Im Land der Gezeiten sieht man die große Artenvielfalt häufig erst auf den zweiten Blick: Die schlickreichen Wattflächen mit ihren Prielen, die Sandbänke, Dünen und Salzwiesen sind Heimat für mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten. Mit diesen Arten, aber auch dieser besonderen Landschaft und der hohen natürlichen Dynamik ist das Wattenmeer ein einzigartiges Naturjuwel. Die UNESCO hat ihm deshalb mit der Anerkennung als Weltnaturerbe einen „Außergewöhnlichen Universellen Wert“ zugeschrieben!
Leben zwischen Ebbe und Flut
Ober- und unterhalb des Wattbodens tummeln sich Millionen von winzigen Algen, kleinen Würmern, Schnecken, Muscheln und Krebsen. Der wohl bekannteste Bewohner ist der Wattwurm, dessen ausgeschiedene Sandhaufen weite Teile des Wattbodens überziehen. Der Wattwurm sowie die vielen weiteren, kleinen Lebewesen sind Lebensgrundlage für größere Tiere wie Vögel und Fische. Für einige Fischarten wie die Nordseescholle dient das Wattenmeer zudem als Kinderstube. Die Fische wiederum sind Nahrungsquelle für noch größere Tiere, wie den Seehund, die Kegelrobbe oder den Schweinswal.
Artenreiche Salzwiesen und Dünen
Im Übergangsbereich zwischen Watt und Land gehen die Wattflächen in Salzwiesen, Strände und Dünen über. Tiere und Pflanzen, die in diesen Küstenbereichen leben, benötigen spezielle Anpassungen an den Einfluss von Wind, Wellen und Salzwasser. Dabei gilt: Je höher die Naturflächen oberhalb des „mittleren Hochwassers“ liegen, desto seltener werden sie durch die Nordsee überflutet. Die sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen führen dazu, dass eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten in den Küstengebieten des Wattenmeeres beheimatet ist. Dazu zählt auch eine große und an die speziellen Lebensbedingungen angepasste Insektenvielfalt mit Käfern, Wildbienen und Schmetterlingen.
Drehschreibe des Vogelzugs
Die größte Besonderheit des Wattenmeeres sind jedoch die vielen Wat- und Wasservögel: Limikolen wie Austernfischer und Alpenstrandläufer, Gänse, Enten, Möwen, Seeschwalben und Reiher. Mehr als 10 Millionen dieser Vögel nutzen im Verlauf eines Jahres den Nahrungsreichtum des Wattenmeeres. Die meisten rasten hier und kommen aus arktischen Brutgebieten, doch ein Teil der Vögel brütet auch im Wattenmeer. Damit ist das Wattenmeer die zentrale Drehscheibe beim Zug der Wat- und Wasservögel auf dem Ostatlantischen Zugweg.
Meister der Extreme
Viele der im Wattenmeer vorkommenden Arten können dort nur überleben, weil sie sich an diesen ganz speziellen Lebensraum angepasst haben. Die Spannweite der notwendigen Anpassungen ist dabei groß: Während im ständig wasserbedeckten Teil, der Unterwasserwelt des Wattenmeeres, reine Meeresorganismen leben, müssen die Organismen auf den Wattflächen neben dem Meerwasser auch mit Trockenheit, Hitze, Kälte, Eis und Süßwasser zurechtkommen. In den Salzwiesen müssen die Organismen wiederum gelegentliche Überflutung mit Meerwasser aushalten und in den Dünen ist es ganz schön trocken und sandig. Es sind also echte Spezialisten gefragt!
Weitere Informationen
- Wattenmeer
- Wattenmeer: Drehscheibe des Vogelzugs
- Sticker-Safari
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