Regenwald, Gletscher, Vulkane, Savanne, große Seen, Gorillas, Elefanten, Flusspferde und unzählige andere Arten: Der Virunga Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo ist ein wahres Naturjuwel. Über Jahrzehnte konnte Afrikas ältester Nationalpark selbst vor Bürgerkriegen bewahrt werden. Doch der wachsende Bedarf der Bevölkerung nach Holzkohle droht, das UNESCO-Weltnaturerbe zu zerstören.

Berggorilla-Jungtier in Virunga © Dennis Stogsdill
Berggorilla-Jungtier in Virunga © Dennis Stogsdill

Der Virunga Nationalpark umfasst 7.835 Quadratkilometer und liegt im Dreiländereck Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. Virunga wurde bereits 1925 unter Schutz gestellt und ist damit der älteste Nationalpark Afrikas. Und einer der artenreichsten mit einer Vielzahl an tropischen Lebensräumen in den unterschiedlichen Höhenlagen entlang der Virunga-Berge. Besonders die Bergregenwälder beherbergen eine große Anzahl endemischer Tier-und Pflanzenarten, darunter auch die eindrucksvollen Berggorillas.

Berggorillas zählen zu den am meisten bedrohten Säugetieren der Welt und werden auf der Roten Liste der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Die letzten rund 700 Berggorillas leben in zwei versprengten Populationen: Etwa 380 Tiere sind noch in Schutzgebieten der Virunga-Berge zu finden. Die zweite Population lebt in Uganda in den Wäldern des Bwindi Impenetrable-Nationalparks.

Was Virunga bedroht

Das Schutzgebiet liegt in einer krisengeplagten und politisch instabilen Region. Flüchtlingsströme haben die Bevölkerungsdichte in der Region drastisch erhöht. Auch der Druck auf die natürlichen Ressourcen ist dramatisch angestiegen. Es wird deutlich mehr Feuerholz und Holzkohle benötigt als auf natürliche Weise nachwachsen kann, denn der größte Teil der Bevölkerung ist von Holz als primäre Energiequelle abhängig. In der Region Goma leben 1,2 Millionen Menschen, 97 Prozent davon decken ihre Energieversorgung mit Holz.

Die flächendeckende Entwaldung und der illegale Holzeinschlag macht auch vor den Grenzen zum Virunga Nationalpark keinen Halt. 56 Prozent der illegalen Holzkohle stammt aus Wäldern des Parks. Die Lösung des Energieproblems ist eine der wichtigsten Herausforderungen für den WWF, der bereits seit über 20 Jahren in dieser Region aktiv ist.

Und auch der Energie-Hunger von außen bedroht den Nationalpark massiv: Internationale Ölkonzerne wollen hier nach Öl bohren. Im März 2018 verkündet Aimé Ngoi Mukena, Minister für Erdöl und Erdgas in der Demokratischen Republik Kongo, seine Absicht, den Virunga-Nationalpark um eine Fläche von 1.720,75 Quadratkilometer zu verkleinern. Dies entspricht 21,5 Prozent der Gesamtfläche des Parks, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Das Ziel: die Ausbeutung der dort vorhandenen Öl-Vorkommen zu ermöglichen.

Mit einer Kampagne unter Beteiligung von rund 100 Organisationen der Zivilgesellschaft gelang es, dieses Vorhaben vorerst abzuwenden. In einer Erklärung erinnerten die Initiatoren an die Illegalität sämtlicher Formen der Öl- oder Bergabauausbeutung im Nationalpark. Die Kampagne erfuhr breite Zustimmung von der Bevölkerung, wurde vom WWF unterstützt und sorgte auch international für Aufmerksamkeit.

In der Folge kündigte die Präsidentschaft an, dass „jede Initiative abgelehnt wird, die darauf abzielt, den Virunga-Nationalpark oder Teile davon zu degradieren, um Öl zum Nachteil der Bevölkerung und der lokalen Gemeinschaften zu fördern“. Allerdings mit dem Hinweis, eine einseitige Überprüfung von Abkommen zur Einrichtung nationaler Schutzgebiete sei möglich, wenn das nationale Interesse dies erfordere. Es bleibt daher fraglich, ob die Gefahr einer Ausbeutung auf Dauer abgewendet ist.

Das macht der WWF in Virunga

Seit 2007 kümmert sich der WWF um eine nachhaltige Holzversorgung der lokalen Bevölkerung, um das fragile Ökosystem der Virungas und damit den Lebensraum der Berggorillas langfristig zu sichern. Insbesondere das Aufforstungsprogramm und die Vermarktung von energiesparenden Holzkohleöfen haben großen Erfolg und gelten als Modelle für nachhaltige Holzwirtschaft in der Region und darüber hinaus.

Aufforstung rettet die Heimat der Berggorillas

Jungpflanzen im Virunga Nationalpark © Mone Van Geit / WWF Belgien
Jungpflanzen im Virunga Nationalpark © Mone Van Geit / WWF Belgien

Langfristig soll der Bedarf an Holz und Holzkohle vollständig aus neuen, dauerhaft nachhaltig genutzten Wäldern befriedigt werden. Nur so kann der Druck auf den Virunga-Nationalpark und die kostbaren Urwälder nachhaltig verringert werden. Aus diesem Grund pflanzen lokale Bauern mit Hilfe des WWF im Rahmen seines großangelegten „EcoMakala“-Projektes (Makala heißt Holzkohle auf Lingala) seit 2007 neue Wälder mit verschiedenen, zum Teil sehr schnell wachsenden Baumarten an. Diese können dann nachhaltig und naturverträglich für Feuer- und Bauholz genutzt werden und den Druck von den Urwäldern nehmen. Die neuen Wälder bieten zugleich neuen Lebensraum, schützen Böden und Grundwasser und sichern der Bevölkerung ein nachhaltiges Einkommen. Inzwischen konnten über 10.000 Hektar Fläche aufgeforstet werden. Profitiert haben davon mehr als 9.000 Kleinbauern und deren Familien.

Die Kosten für einen Hektar (inkl. Schulung der Bevölkerung, Saatgutgewinnung und Baumschulen, Aufforstungsmaßnahmen, anfängliche Pflege) betragen 800 US Dollar, pro Hektar werden dabei ca. 1.000 junge Bäume gepflanzt. 2015 konnten erstmals Bäume in den neuen Wäldern genutzt und nachgepflanzt werden. Über 16 Tonnen Holzkohle konnten in 2015 bereits nachhaltig und waldverträglich produziert werden. Bis jedoch der gesamte Bedarf an Brennmaterial für diese Region aus den neuen Wäldern gedeckt werden kann, vergehen noch einige Jahre und sind dringend weitere Aufforstungen notwendig. Viele Kleinbauern sehen jetzt den Erfolg der neuen Wälder und bitten den WWF um Hilfe bei der Aufforstung. Zugleich muss aber sofort und dauerhaft der Verbrauch an Holz und Holzkohle gesenkt werden, um den Bedarf nachhaltig decken zu können.

Energiesparkocher senken Holzverbrauch

Energieeffizienter Ofen © WWF
Energieeffizienter Ofen © WWF

Dazu hat der WWF einfache, aber extrem effektive Holzsparöfen entwickelt, die vor Ort aus lokal verfügbarem Material (recyceltes Metall und Ton) gebaut werden. Für die massenhafte Produktion konnte der WWF vier Frauenkooperativen aufbauen und ausbilden, die das Einkommen von 1.800 Familien sichern. Eine davon hat sich inzwischen zu einer Firma entwickelt, Goma Stove, die 2016 den Energy Globe Award gewonnen hat. Knapp 110.000 dieser Öfen wurden bislang in der Region abgesetzt. Jeder Ofen spart gegenüber dem sonst üblichen offenen Herd-Feuer bis zu 50 Prozent Feuerholz oder Holzkohle – und damit natürlich auch die entsprechenden CO2-Emissionen ein! Jeder Ofen rettet so pro Jahr ungefähr zwei ausgewachsene Bergregenwald-Bäume vor der Säge!

Damit die Kocher zu einem besonders günstigen Preis angeboten werden können und schnelle Verbreitung finden, werden sie derzeit vom WWF subventioniert. Außerdem werden die Produzenten der Öfen mit Mikrokrediten unterstützt. Mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit wird die Bevölkerung zudem auf die Vorteile der verbesserten Öfen aufmerksam gemacht. Nicht nur die Natur profitiert von den Energiesparkochern, sondern auch die teilweise bitterarme Bevölkerung, denn durch den verringerten Bedarf an Brennmaterial verringern sich auch die Ausgaben für Feuerholz oder Holzkohle. 

Ausblick

Auch wenn sich die Situation in der Demokratischen Republik Kongo seit den Unruhen im Jahr 2008 verbessert hat, so bleibt sie doch gerade in der Region um den Süden des Virunga Nationalparks, dort, wo die Berggorillas leben und der Schwerpunkt der WWF Aktivitäten liegt, weiterhin angespannt. Deshalb ist es wichtig gerade jetzt die Naturschutzmaßnahmen im Ostkongo zu verstärken und insbesondere langfristige und nachhaltige Strategien umzusetzen.

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