Doch bis vor kurzem sah die Situation der Fischer von Matemo – einer von insgesamt 11 Inseln im Quirimbas-Nationalpark – noch völlig anders aus: Der Bestand an Oktopussen war übernutzt und die Fangquote stark rückläufig. Die Fischer mussten immer mehr Zeit aufwenden und fingen dabei immer weniger. Insbesondere für Frauen ist der Fang und anschließende Verkauf der Oktopusse oft die einzige Einnahmequelle. Sie bestreiten damit den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien.
„Mit diesem Geld kann ich für meine Familie besseres Essen kaufen. Zum Beispiel Bohnen, die wir schon lange nicht mehr gegessen haben!“ Stolz hält Tonga Chande 12 Kilogramm Oktopus in den Händen. Rund 1.200 Metikais (umgerechnet etwa 17,60 Euro) wird sie dafür auf dem Markt bekommen. Die junge Frau ist nur ein Beispiel für zahlreiche Bewohner der Insel Matemo, die nun wieder von der Fischerei leben können.
Die Natur kommt an ihre Grenzen
Dieser Zustand war für Mensch und Natur nicht mehr tragbar. Die Oktopus- und Fischbestände mussten geschont und die Einnahmemöglichkeiten der lokalen Bevölkerung nachhaltig gesichert werden – der WWF handelte sofort.
Zuallererst führte der WWF intensive Gespräche mit den Menschen vor Ort. Sowohl die Lebensweise und -Zyklen, als auch die Biologie des Oktopus standen hierbei im Fokus. Auf diesem Verständnis aufbauend, stellte der WWF den lokalen Gemeinden ein Konzept für nachhaltige Fangmethoden vor. Schließlich wurde ein 178 Hektar großes Gebiet abgesteckt, in dem temporär nicht mehr gefischt werden durfte.
Ein besonders wichtiger Teil dieses Prozesses war der Dialog mit den lokalen Gemeinde-Fischerei-Gremien (Community Fisheries Councils, CCP). Denn sie repräsentieren die Fischer vor Ort und haben letztlich über die Einrichtung und Nutzung der Zonen entschieden. Nur so kann ein Projekt wie dieses nachhaltig umgesetzt und von der Bevölkerung akzeptiert werden.
Projekt wurde erfolgreich beendet

Nach rund 7 Monaten wurde der Fangstopp temporär und in Abstimmung mit den natürlichen Zyklen der Tiere aufgehoben – mit einer erfreulichen Bilanz am Eröffnungstag:
- Fang von 3.518 Kilogramm Oktopus innerhalb von 4 Stunden
- Fang von 350 Kilogramm Fisch
- 300 beteiligte Fischer, darunter Fischer von außerhalb (aus der Provinz Nampula)
- Der größte Oktopus wog 4,5 Kilogramm bei einer Länge von 1,5 Metern
Der Schutz der Fanggründe hat zu einer deutlichen Erholung der Bestände geführt. Hinzu kommt, dass die Gemeinde nun von einem neuen Gebührenmodell profitiert. So müssen Fischer von außerhalb für Fangrechte zahlen. Das Sammeln von Oktopus kostet 4,40 Euro, das Harpunieren 7 Euro und die Gebühr für das gemeinschaftliche Fischen mit Netzen beträgt rund 37 Euro.
Der WWF hat diesen erfolgreichen Ansatz weiter verfolgt und anhand wissenschaftlicher Untersuchungen in weiteren Gebieten gezeigt, dass Schließgebiete für Oktopus zu einer Erholung der lokalen Populationen führen und sich auch positiv auf die Fischerei auswirken. Darüber hinaus hat sich der WWF dafür eingesetzt, dass in Mosambik ein Gesetz entworfen wird, das Schließgebebiete für Oktopus im ganzen Land ermöglicht. Mit seiner über zweitausend Kilometer langen Küste und der hohen Abhängigkeit der Menschen an der Küste von gesunden, produktiven Meeren, sind weitere Ruhezonen für Oktopus ein wichtiger Meilenstein.
Weitere Zonen erfolgreich nachgezogen

Drei weitere Schutzzonen wurden im Quirimbas-Nationalpark, zeitgleich mit jener bei der Insel Matemo, eingerichtet. Sie liegen in den Gebieten von Ibo Island, Quirimba Island und Arimba Island. Auch hier wurden die Schonzeiten wenige Wochen später temporär aufgehoben und die Fischer an den Eröffnungstagen mit Fangmengen belohnt, die lange Zeit undenkbar waren. Sie verdeutlichen den großen Erfolg des Projektes. Für zahlreiche Fischer, wie Tonga Chande aus Matemo, bedeuten sie aber vor allem eines: die Chance auf einen langfristig gesicherten Lebensunterhalt.
WWF verlässt Standort in Quirimbas
Da es seit 2017 immer wieder zu heftigen Unruhen in Quirimbas gekommen ist, hat der WWF aus Sicherheitsgründen den Standort verlassen müssen und ein Anschlussprojekt in der Provinz Inhambane im Juli 2019 gestartet. In diesem Projekt werden Schließgebiete für die überfischten Austern getesteten und Gemeinden dabei unterstützt diese zu verwalten.
WWF fördert nachhaltige Fischerei in Inhambane
Auch im Rahmen dieses Nachfolgeprojekts profitieren Mensch und Natur von nachhaltiger Fischerei und Artenschutz. 70 Prozent der Bevölkerung in Inhambane sind von der Kleinstfischerei abhängig. Diese wiederum ist stark von der industriellen Überfischung im indischen Ozean betroffen. Entlang der mosambikanischen Küste, also auch hier, nesten fünf stark gefährdete Arten an Meeresschildkröten, außerdem gibt es hier die letzte überlebensfähige Population der Dugongs (eine seltene Seekuhart) im westlichen indischen Ozean. Auch Wal-, Delfin- und Haifischarten tummeln sich in den warmen Fluten.
Dass die Wahl auf Inhambane fiel, ist kein Zufall: Hier bestanden bereits gute Kontakte des WWF zu lokalen Gemeinden und Behörden und man kann auf eine weitgehend intakte Infrastruktur zurückgreifen. In den 1990er Jahren war der WWF stark an der Etablierung des Bazaruto Archipel Nationalparks in der Inhambane Provinz beteiligt. Bis Mitte der 2000er Jahre unterstützte der WWF den Aufbau des Parkmanagements sowie das Biodiversitätsmonitoring.
Weitere Informationen
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Mosambik
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Meeresschildkröten: bedrohte Paddler