Von den Ausläufern des Himalajas über ausgedehnte Regenwälder bis zum Flussdelta des Irrawaddy prägen äußerst abwechslungsreiche Landschaften und erstaunlich viele Klimazonen das verhältnismäßig kleine Myanmar.
Es ist eine große Gefahr – nicht nur für bedrohte Arten, sondern auch für uns Menschen: Immer öfter werden gewilderte Tiere über soziale Netzwerke verkauft. Eine neue Studie des WWF beleuchtet den Facebook-Handel im südostasiatischen Myanmar, einem der weltweit artenreichsten Länder. Die Ergebnisse sind mehr als alarmierend.
Die große Bedeutung Myanmars
Hier leben noch Tiger, Leoparden, Elefanten, Krokodile, Pfauen und Hornvögel. Allein in den letzten zehn Jahren wurden außerdem über hundert neue Arten entdeckt, was die große ökologische Bedeutung des Landes unterstreicht.
Das frühere Burma liegt im Dreieck zwischen Indien, China und Thailand und gerade seine Grenze zu China macht es für den illegalen Wildtierhandel interessant. So werden beispielsweise Elefantenhäute als angebliches Heilmittel der Traditionellen Chinesischen Medizin inzwischen über Facebook angeboten.
Massiver Anstieg des illegalen Wildtierhandels über Facebook
Ob Elefantenteile und Elfenbein, lebendige Bären als Haustiere, eine ganze Leopardenfamilie oder das zum Verzehr angebotene Fleisch bedrohter Schuppentiere: Der Handel mit Wildtieren und ihren Körperteilen über das soziale Netzwerk Facebook in Myanmar steigt beträchtlich an. Das zeigt die aktuelle WWF-Studie „Going viral: Myanmar's wildlife trade escalates online“.
Um ganze 74 Prozent ist den Untersuchungen zufolge der Wildtierhandel auf Facebook in dem südostasiatischen Land zwischen 2020 und 2021 gewachsen, obwohl die Behörden 2021 teils weitreichende Internet-Beschränkungen verhängten. Die Zahl der Händler:innen stieg entsprechend.
„Es ist erschreckend zu sehen, wie hier hunderte Wildtiere und Produkte ganz offen auf Social Media angeboten wurden. Besonders weil darunter viele geschützte und vom Aussterben bedrohte Arten sind.“
Grausamkeit in Zahlen: Wenn Wilderei viral geht
26 Prozent der 2021 in Myanmar über Facebook gehandelten Tierarten gelten entweder als vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet. Das sind 80 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.
Alarmierend ist der Anstieg der angebotenen Säugetierarten um tragische 241 Prozent. Darunter neben Bären zum Beispiel kommerziell gezüchtete Zibetkatzen. Mindestens 87 Prozent der geposteten Tiere aber stammen aus Wildfängen.
Der größte Teil des beobachteten Handels fand dabei in offen zugänglichen Facebook-Gruppen statt, in denen jede:r Nutzer:in illegale Wildtierartikel kaufen, verkaufen und durchstöbern kann.
Warum ausgerechnet Facebook?
Facebook ist Myanmars beliebteste Social Media Plattform und Hauptziel der Internetnutzung überhaupt, seit eine Telekommunikations-Reform es den Menschen hier 2014 erstmals ermöglichte, günstige SIM-Karten zu kaufen. „24 Stunden am Tag haben Wildtierhändler:innen Zugang zu unendlich vielen Kund:innen – einfach, nahezu kostenlos und bei sehr geringem Risiko, bestraft zu werden“, so WWF-Südostasien-Expertin Susanne Gotthardt.
Gefahr neuer Pandemien steigt
Mit dem signifikanten Anstieg des Online-Handels steigt auch die Gefahr der Ausbreitung neuer, von Wildtieren auf Menschen übertragener Krankheiten. „Der Zugang zum illegalen Wildtierhandel wird für Laien immer leichter“, erklärt Susanne Gotthardt. „Die Händler:innen halten Tiere und unterschiedliche Arten meist auf viel zu engem Raum und achten selten auf ausreichende Hygiene.“
Aus der Kommunikation in den entsprechenden Facebook-Gruppen wird außerdem deutlich, dass die zu verkaufenden Tiere und ihre Teile vorwiegend in öffentlichen Bussen transportiert werden. Besonders besorgniserregend ist in dieser Hinsicht der Handel mit lebenden Säugetieren, Vögeln und Wildfleisch mit jeweils hohem Risiko der Übertragung von Erregern auf den Menschen.
An einem Strang ziehen
Myanmars Online-Wildtierhandel bedroht die biologische Vielfalt unserer Erde und gefährdet in hohem Maße die Gesundheit der Weltbevölkerung. Um dies zu stoppen, müssen Firmen, Naturschutzorganisationen und Zivilgesellschaft besser zusammenarbeiten. Social Media Plattformen wie Facebook müssen Verantwortung übernehmen und alles tun, um den gefährlichen Handel zu beenden.
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