Im Nordwesten Madagaskars liegt die Ambaro-Bucht. Hier gibt es die größten Mangrovenwäldern der Insel. Die seichten Gewässer dienen Fischen und anderen Meerestieren als Kinderstube. Zugleich schützen die Baumwurzeln die Küste vor Sturmfluten und Wirbelstürmen. Doch durch illegale Abholzung sind die Wälder akut bedroht. Zusätzlich wird das reiche Ökosystem durch nicht nachhaltige Fischerei geschädigt. Der WWF hat die Bewohner der Bucht dabei unterstützt, die Mangroven nachhaltig zu nutzen.

Team der Mangroven Aufforstung (Madagaskar) © Uwe Johannsen / WWF
Team der Mangroven Aufforstung (Madagaskar) © Uwe Johannsen / WWF

Von 2013 bis 2021 hat der WWF in vier Dörfern in der Ambarobucht, in denen die Bewohner besonders arm und auf die Nutzung der Mangroven angewiesen sind, gearbeitet. Die Bewohner nutzen das Holz sowie Fische und Krabben für ihre Ernährung und ihren Lebensunterhalt. Viele Mangroven werden abgeholzt um daraus Holzkohle herzustellen. Holzkohle ist die Hauptenergiequelle auf Madagaskar. Selbst in den Städten wird sie zum Kochen genutzt. Alternativen, wie Gas sind sehr teuer und daher wenig verbreitet. Eigentlich ist das Abholzen der Mangroven verboten. Aber weil die Bevölkerung sehr arm ist, ist es schwierig, das Verbot durchzusetzen. Letztlich ist es ein Teufelskreis, denn durch die Abholzung der Mangroven wird auch der Schutzwall gegen Stürme und der Lebensraum und die Kinderstube der Fische zerstört, die die Bewohner dringend für ihre Ernährung brauchen.

Nachhaltiges Management

Ein WWF Projekt, hat bis Ende August 2021 mit der Bevölkerung daran gearbeitet, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und die Mangroven so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben. Das Projekt hat die Bevölkerung in den Dörfern dabei unterstützt, sich zu organisieren und Regeln für die Nutzung der Mangroven aufzustellen und zu überwachen. Freiwillige aus den Dörfern wurden geschult und erhielten Ausrüstung, wie Boote, Mobiltelefone und Kameras. Wenn sie auf ihren Patrouillen illegale Aktivitäten entdecken, können sie diese dokumentieren und an die Behörden melden. Häufig finden sie abgeholzte Mangroven, illegale Holzkohlemeiler oder Moskitonetze mit denen die Mangrovenkanäle abgesperrt werden, um Fische und Shrimps zu fangen. In den feinen Netzen sterben viele kleine, junge Fische, die so nicht heranwachsen können. Außerdem hat der WWF die Dorfbewohner dabei unterstützt, insgesamt über 300 ha abgeholzte Flächen wieder aufzuforsten. Das WWF Projekt wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) gefördert.

Alternative Einkommen

Die Schaffung alternativer Einkommensquellen gehörte auch zum Projekt. Das Ziel dabei war es, die Abhängigkeit der Bevölkerung von den Mangroven zu verringern. Dazu zählte zum Beispiel die Anleitung zur Zucht von Mangrovenkrabben, die lebend auf dem lokalen Markt verkauft werden und sehr begehrt sind. Auch die Zucht von Hühnern und Enten wurde unterstützt, indem Dorfbewohnern, die in Eigenleistung einen Stall bauen, die ersten Hühner und ein Hahn zur Verfügung gestellt wurden, mit denen sie eine Zucht beginnen konnten. Ein Dorf wurde dabei unterstützt die Bewässerungsgräben in ihren Reisfeldern in Stand zu setzen, damit sie wieder Landwirtschaft betreiben können. Auch Imkerei und Tourismus wurden gefördert.

Weniger Bedarf an Mangrovenholz

Mangrovenfeld in der Ambaro-Bucht © Nick Riley /WWF Madagaskar
Mangrovenfeld in der Ambaro-Bucht © Nick Riley /WWF Madagaskar

Solange es eine große Nachfrage nach Holzkohle gibt, wird es auch einen Anreiz geben, sie herzustellen, auch wenn dies illegal ist. Deshalb hat der WWF auch daran gearbeitet, den Bedarf in den umliegenden Kleinstädten zu senken. Durch energiesparende Holzkohleöfen, kann der Verbrauch von Holzkohle um ca. die Hälfte reduziert werden. Der WWF hat solche Öfen zum Selbstkostenpreis angeboten. Diese Ausgaben rentierten sich schnell, sodass es eine große Nachfrage nach den Öfen gab.

Ein weiterer Ansatz war die Verbesserung der Effektivität der Holzkohleherstellung. Durch die traditionelle Methode ging viel Energie verloren. Auch hier kann ein Effizienzgewinn von 50 Prozent erreicht werden. Deshalb wurden die Köhler in neuen Methoden geschult. Dabei hat der WWF darauf geachtet, dass nur legal arbeitende Köhler geschult wurden, die Holz aus Schonungen verarbeiten, die extra für die Holzkohlegewinnung gepflanzt wurden.