Das Land in Kenia ist vielerorts degradiert, der Boden ist karg und staubig und wirft nichts ab – weder für Mensch noch Tier. In einigen Regionen Kenias arbeitet der WWF mit den Frauen der Gemeinden an so genannten Gras-Samenbanken. Mit ihrer Hilfe werden nicht nur die Frauen gestärkt, sondern auch degradiertes Weideland wiederhergestellt. Für Mensch, Tier und Klima.

Die meisten Menschen denken an das Pflanzen von Bäumen, wenn es darum geht, etwas für den Klimaschutz zu tun. Doch es gibt andere, ebenso wirksame Kohlenstoffsenken: Feuchtgebiete und Moore zum Beispiel. Oder Seegraswiesen und Graslandschaften. Letztere stellt der WWF in Kenia gemeinsam mit den Menschen vor Ort wieder her. Und dazu braucht es vor allem eins: Saatgut!

Die Gras-Samenbanken der Frauen

Die Frauen der Gemeinschaft mit ihrer Ernte © WWF Kenia
Die Frauen der Gemeinschaft mit ihrer Ernte © WWF Kenia

Dieses Saatgut wird von den Massai-Frauen in einigen Gemeinden Kenias, zum Beispiel in Enkusero und Olkario, selbst produziert. In so genannten Grassamenbanken.

Auf degradierten Flächen in ihren Gemeinden säen die Frauen Grassamen, die sie in der Umgebung gesammelt haben, auf den für die Aussaat vorbereiteten Boden. Die frische Saat wird mit Zweigen abgedeckt, um sie vor Vögeln und Austrocknung zu schützen. Ausgewählt werden Gebiete, die zu trocken für den Anbau von Feldfrüchten sind, und Gebiete, die unter Naturschutz stehen und für Viehweiden und Wildtiere bestimmt sind.

Auf diese Weise verwandeln die Frauen die degradierten Flächen in grüne Oasen in einer unwirtlichen Umgebung. Sobald die Gräser ausgereift sind, sammeln die Frauen die Samen ein; zweimal im Jahr werden die Flächen in der Regel beerntet. Anschließend werden sie sechs Monate geschützt vor direktem Sonnenlicht gelagert. Die Frauen verkaufen das Saatgut auf lokalen Märkten oder an andere Wiederhestellungsprojekte in der Region – auch der WWF selbst kauft Saatgut von den Frauen, um andernorts degradiertes Weideland wiederherzustellen.

Doppelter Nutzen: Samen und Heu

Auch in der Trockenzeit das Gras eine wichtige Funktion © WWF Kenia
Auch in der Trockenzeit das Gras eine wichtige Funktion © WWF Kenia

In der ersten Anbausaison wird das Gras ausschließlich zur Samengewinnung angebaut, in den folgenden drei Anbausaisons kann können sowohl Heu als auch Samen geerntet werden. Das Heu wird in der Regel für den Verkauf oder als Viehfutterreserve für das Vieh in der Trockenzeit gelagert – und das schützt die Vegetation zusätzlich: Denn in der Trockenzeit kann das Heu an die Tiere verfüttert werden.  Diese Notfallreserve an Heu verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Weideflächen in Notzeiten übernutzt werden.

Gras-Samenbanken für mehr Unabhängigkeit

Von den Grassamenbanken profitieren alle, aber insbesondere die Frauen © WWF Kenia
Von den Grassamenbanken profitieren alle, aber insbesondere die Frauen © WWF Kenia

In einigen Regionen haben sich aus den Gras-Samenbanken richtige Unternehmen entwickelt, die den Frauen in den Gemeinden wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglichen. Mindestens 100 Frauen verfügen mittlerweile über die Kapazitäten und das Wissen, um die Saatgutbanken zu betreiben. 

Mit den Einnahmen können die Frauen zum Beispiel Schulgeld für ihre Kinder bezahlen, Gesundheitsvorsorge finanzieren und ihre Familien unterstützen. Andere Menschen in den Gemeinden sehen den Erfolg der Gras-Samenbanken, wodurch die Frauen ein höheres Ansehen in ihrer Gemeinde genießen. 

 

Gräser für grünere Landschaften und mehr Artenvielfalt

Begrünte Landschaft in Kenia dank den Grassamen © WWF Kenia
Begrünte Landschaft in Kenia dank den Grassamen © WWF Kenia

Die Gras-Samenbanken haben viele positive Effekte: Neben einem zusätzlichen Einkommen für die Frauen und mehr Grün in den trockenen Gebieten erhöhen die Gras-Samenbanken auch die Anpassungsfähigkeit an die Auswirkungen Klimakrise und tragen zum Erhalt der einheimischen Weidegräser bei.

Und auch im Großen zeigen die Gras-Samenbanken Wirkung: Wo unwirtliche Flächen mit Gras wieder begrünt werden, verbessert sich die Bodenbedeckung, der Boden wird besser und produktiver und die Artenvielfalt nimmt zu. Gleichzeitig sind die Grassamenbanken Orte des Lernens und des Austausches für die Gemeinden, sodass die gute Praxis der Wiederbegrünung der Landschaft weitergegeben wird – innerhalb der Gemeinde und darüber hinaus.

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