Cosmos Kakwenga zählt an den Fingern ab, wie viele Mitglieder es in seiner Familie gibt. Insgesamt 31 sind es - in fünf verschiedenen Haushalten - so viele, dass die Kakwengas ihr eigenes Dorf besitzen. Sie leben zusammen im Süd-Westen von Sambia, mitten im , nur ein paar Kilometer entfernt vom Zambesi-Fluss. Ihre Heimat ist das Herz von „KAZA“, dem größten terrestrischen grenzübergreifenden Naturschutzgebiet der Welt. Ihre Nachbarn sind Elefanten, Zebras, Löwen, Büffel und Flusspferde.

Klingt eigentlich nach einer traumhaften Idylle: ein Ort, an dem Menschen und Tiere friedlich zusammenleben. Auch Familie Kakwenga wohnt gerne in ihrem Dorf. Außer, wenn die Elefanten mal wieder die Felder zertrampeln und die Ernte auffressen. Cosmos hat viele hungrige Mäuler zu stopfen, und sein Mais ist die wichtigste Nahrungsquelle.

Auch ohne Elefanten ist es schwierig genug

Nicht nur die Kakwengas, auch die anderen Kleinbauerfamilien in KAZA kämpfen mit den gleichen Problemen. Ertragreiche Ernten einzuholen, ist auch ohne Elefanten schwierig genug. Unberechenbare Platzregen setzen dem Mais zu, und der klimatische Wandel verschärft die Wetterkapriolen stetig.

Der WWF schult die Kleinbauern und gibt ihnen die nötige Ausrüstung um die Ernte und Bodenfruchtbarkeit zu steigern. Die Aussaat von besonders dürre-resistente Kulturen wie Hirse im optimalen Abstand zu einander sind dabei nur ein paar von vielen Möglichkeiten für die Farmer.

Allerdings ist damit noch nicht das Elefanten-Problem gelöst: die Dickhäuter von den Feldern fern zu halten. Cosmos weiß, dass die Giganten ein besonders gutes Gedächtnis haben. Der Nachteil daran: sie bestehen auf ihren alten Wanderrouten. Cosmos hat eingesehen, dass er keine Chance gegen die Tradition der jahrhundertealten Wanderrouten hat. Kurzerhand ist er mit seinem Feld umgezogen - auf eine weniger belebte Ackerfläche. Eigentlich mag er die Elefanten ja, sagt er, aber nur aus der Ferne.

Elefanten flohen aus den Kriegsgebieten in Angola

Afrikanische Elefanten © Gareth Bentley / WWF-US
Afrikanische Elefanten © Gareth Bentley / WWF-US

Heute leben zwischen 280.000 und 300.000 Elefanten in KAZA. Neuste Schätzungen von IUCN weisen sogar darauf hin, dass es nur circa 220.000 Elefanten sind. Während des Bürgerkriegs flohen nicht nur die Menschen aus Angola, auch viele der Dickhäuter wanderten nach Botswana in Sicherheit. Zwischenzeitlich waren sie sogar so zahlreich, dass die Elefanten eine regelrechte Bedrohung für das Öko-System darstellten. KAZA verbindet die bestehenden Naturschutzgebiete von insgesamt fünf verschiedenen Nationen. Sambia, die Heimat der Kakwengas grenzt an Angola, Botswana, Namibia und Zimbabwe.

Es ist bis heute ein Rätsel, wie es die Elefanten auf ihren Wanderungen schaffen, immer wieder den Minen auszuweichen, die noch zu Hauf in den ehemaligen Kriegsgebieten in Angola verstreut liegen. Sicher sind sich die Forscher hingegen, dass Elefanten über einen ganz besonderen Geruchssinn verfügen. Sie sind dazu in der Lage, Wasserquellen in einer Entfernung von über zwei Kilometern Entfernung zu erschnüffeln. So ist es keine Überraschung, dass sie den Mais der Familie Kakwenga wahrnehmen, wenn sie nur nah genug daran vorbeiwandern.

 

Mit Vuvuzelas gegen die Elefanten

Farmer mit Elefanten-Trommel © Folke Fulf / WWF
Farmer mit Elefanten-Trommel © Folke Fulf / WWF

Seit vielen Jahren haben die Farmer verschiedene Methoden ausprobiert, um die Dickhäuter von ihrer Ernte fernzuhalten. Früher schliefen sie meist direkt auf dem Feld. Nachts haben sie große Feuer entzündet oder auch mit Trommeln für Lärm gesorgt, um die Elefanten zu vertreiben. Inzwischen versuchen sie es mit Solarfackeln; sogar Vuvuzelas kommen zum Einsatz. Mit Erfolg: Die Elefanten können die Tröten überhaupt nicht ausstehen und meiden die Felder.  

Anstatt zu arbeiten, den ganzen Tag damit zu verbringen, die Ernte zu beschützen, macht aber für die Farmer nur wenig Sinn. Cosmos Kakwenga benutzt einen anderen Trick. Er hat gelernt, Chili-Bomben als wirksame Verteidigung für sein Feld einzusetzen. Inzwischen ist er sogar ein echter Experte geworden, der in den benachbarten Dörfern seine Chili-Technik vorführt.

Das Chili-Bomben-Rezept

Chili-Bomben verströmen einen beißenden Geruch. © Gareth Bentley / WWF-US
Chili-Bomben verströmen einen beißenden Geruch. © Gareth Bentley / WWF-US

Das Chili-Bomben-Rezept ist einfach: Cosmos nimmt Elefantenmist, den es haufenweise gibt, und zu gleichen Teilen fügt er eine Mischung aus zerstoßenem Chili und Wasser bei. In einem Eimer wird alles miteinander vermengt, solange gerührt, bis die Masse die richtige Konsistenz erreicht und anschließend gestürzt. Nun lässt er alles noch gut in der Sonne trocknen und drückt eine kleine Mulde auf der Oberfläche ein – fertig.

Sollten sich nun die Elefanten den Feldern nähern, platziert Cosmos die Chili-Bomben rund um die Maisernte. In die kleinen Mulden werden glühende Kohlestückchen gelegt und die Öko-Waffen verströmen so einen beißenden Geruch. Die Elefanten meiden diese Chilidämpfe – sehr zur Freude von Cosmos.

Chili-Bomben – eine Erfolgsgeschichte

Herstellung einer Chili-Bombe © Gareth Bentley / WWF-UK
Herstellung einer Chili-Bombe © Gareth Bentley / WWF-UK

Die Felder der Kleinbauern liegen oft im Wald, im Lebensraum der Elefanten. Da die Bodenfruchtbarkeit gering ist müssen die Familien aller 3 Jahre neuen Wald roden für ihre Felder. Der WWF allerdings versucht diesen Kreislauf zu durchbrechen und schult die Kleinbauern in agrar-ökologischen Methoden, die die Bodenfruchtbarkeit erhalten und mehr Ertrag einbringen. Zum Beispiel durch Gründüngung, Zwischenfrüchte und geringe Bodenumwandlung. So können sie die Felder nahe am Dorf und hinter dem Haus lange nutzen ohne neuen Wald zu roden und die Wanderkorridore für die Elefanten bleiben erhalten. Auch lokal angepasstes, Klimawandel resistentes Saatgut vermehren die Kleinbauern mit Hilfe des WWF. So konnten sich schon zwei neue Saatgutverbände gründen. Das vom sambischen Saatgutinstitute zertifizierte Saatgut wird verkauft und Einkommen für die Gemeinden generiert.

Da das Naturschutzgebietsnetzwerk KAZA in vielerlei Hinsicht Grenzen überwindet, hat sich auch schon Cosmos' Erfolgsgeschichte herumgesprochen. Der WWF erarbeitet derzeit Strategien, wie auch den anderen Kleinbauern in KAZA geholfen werden kann.

So können Sie helfen

  • © Martin Harvey KaZa

    Zwischen Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe liegt das Kavango-Zambesi-Schutzgebiets-Netzwerk, kurz KAZA. Weiterlesen ...