Sie leben tief in den Wäldern Borneos und Sumatras und bauen ihre Nester in den Bäumen des Waldes. Sie sind die größten Menschenaffen Asiens und die größten Baum-bewohnenden Säugetiere der Erde. Und doch sind sie bedroht. Die Iban, ein indigenes Volk Indonesiens, teilen sich ihr Land mit den Orang-Utans, sehen sie als ihre Ahnen an. Doch es zeigt sich, dass die faszinierenden Menschenaffen noch viel mehr sind als das – sie werden für ein kleines Dorf auf Borneo zur wichtigen Einkommensquelle: die Tiere locken Tourist:innen an. Sodik Asmoro, Mitglied einer Dayak-Iban-Gemeinde, sagt „Danke, Orang-Utan“.

„Mein Name ist Sodik Asmoro. Ich lebe in einer Dayak-Iban-Gemeinde, in einem Langhaus im Dorf Melemba; einem Ort in der Pufferzone des Danau-Sentarum-Nationalparks, Distrikt Kapuas Hulu, West-Kalimantan, Indonesien. Hinter unserem Langhaus liegt dichter tropischer Regenwald – er versorgt uns und ist der perfekte Lebensraum für den Borneo-Orang-Utan“, erzählt Sodik.

„Für mich waren Orang-Utans nie eine Attraktion und ich hätte nie gedacht, dass es einmal Touristen in unser Dorf verschlagen könnte – es liegt mitten im Nirgendwo! Bis zur nächsten Kleinstadt sind es 1,5 Stunden Fahrt mit dem Boot“, so Sodik. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eines Tages Besucher:innen aus der ganzen Welt herkommen würden, um Orang-Utans zu sehen – ein Tier, dessen Anwesenheit für mich selbstverständlich ist.“

Orang-Utans als Touristenmagnet?

Borneo Orang Utan © Jimmy Syahirsyah / WWF-Indonesien
Borneo Orang Utan © Jimmy Syahirsyah / WWF-Indonesien

„Ich hätte nicht gedacht, dass Orang-Utans Potential für den Tourismus hätten,“ erzählt Sodik. „Der WWF brachte uns 2008 auf diese Idee, der das ganze Dorf zunächst sehr skeptisch gegenüberstand. Doch schließlich überzeugten sie uns und 2010 begannen wir mit dem Aufbau eines Tourismusprogramms. Wir gründeten die ‚Kaban Mayas‘, die ‚Freunde der Organ-Utans‘.“

„Im ersten Jahr begannen wir damit, das Verhalten der Orang-Utans zu beobachten, uns mit ihren Gewohnheiten vertraut zu machen, die Nahrungsbäume zu markieren und Wanderwege zu kartieren,“ schildert Sodik. „Wir überzeugten immer mehr Menschen im Dorf davon, dass Orang-Utans den Menschen Nutzen bringen können – direkten und indirekten.“

Doch inzwischen trägt das Programm Früchte: „Im Jahr 2019 besuchten mehr als 400 Touristen unseren Ort. Wir profitieren jetzt unmittelbar vom Orang-Utan-Ökotourismus.

Gefahren für die Orang-Utans

Borneo-Orang-Utan © Richard Barrett / WWF UK
Borneo-Orang-Utan © Richard Barrett / WWF UK

„Natürlich läuft es nicht immer gut und es gibt auch schlechte Tage. Es gab Zeiten, in denen wir keinen Orang-Utan finden konnten: als der Fruchtstand in einem Wald auf der anderen Seite des Sees größer war als auf unserer Seite zogen die Orang-Utans dort hin“, erklärt Sodik.

Und noch andere Probleme gibt es, mit denen sich die Freunde der Orang-Utans konfrontiert sehen: „Wir haben Angst, dass eines Tages Wilderer kommen und die Orang-Utans jagen. Wir befürchten auch, dass eines Tages Unternehmen unseren Wald mit Plantagen umzingeln werden“, so Sodik.

Die größte Herausforderung war jedoch COVID-19. Die Reisebeschränkungen haben zu sinkenden Einnahmen geführt – es kamen keine Gäste. Wir waren gezwungen, uns wegen der Pandemie zu isolieren und keine Gäste aufzunehmen. Das ging Monate lang so.“ Mittlerweile finden wieder die ersten Touristen den Weg nach Melemba.

Respekt für Orang-Utans

„Trotz der zwischenzeitlichen Probleme habe ich keinen Zweifel daran, dass die Orang-Utans ein Segen für unser Dorf sind. Wir kümmern uns um unseren Wald und wir setzen uns dafür ein, dass er geschützt wird. Damit wollen wir dem Orang-Utan, den die Iban als ihren Ahnen betrachten, unseren Respekt erweisen“, erzählt Sodik.

„ Ich werde weiter dafür arbeiten, Orang-Utans zu schützen und ihren Lebensraum zu erhalten “, so Sodik.

„Die Nutzung und der Schutz der natürlichen Ressourcen sind zwei Seiten derselben Medaille. Die Tradition der Iban lehrt uns, dass der Mensch dem Orang-Utan keinen Schaden zufügen darf und niemals daran denken darf, ihn zu töten. Mein Traum ist es, dass die Borneo-Orang-Utans und die Iban für immer in Harmonie miteinander leben. Um das zu erreichen, müssen wir uns gegenseitig helfen“, erklärt Sodik.

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