Walrosse sind von der Klimakrise besonders betroffen. Wenn das Eis schmilzt, verlieren sie ihren Lebensraum. Der WWF und die „British Antarctic Survey“ (BAS) wollen mehr über die Situation der Walrosse herausfinden und nutzen dafür ungewöhnliche Mittel: Der WWF UK veröffentlicht im Projekt „Walrus from Space“ Satellitenbilder. Es geht darum, die Tiere auf den Aufnahmen zu zählen – und dabei kann die Öffentlichkeit helfen.
Das Eis der Arktis schmilzt und das gefährdet Walrosse und andere dort lebende Arten. Die Klimakrise führt sogar dazu, dass sich die Arktis vier Mal schneller erwärmt als der globale Durchschnitt. Das Meereis, auf das die Walrosse angewiesen sind, schwindet in rasantem Tempo. Die sommerliche Meereisausdehnung in der Arktis schrumpft infolge der Erwärmung um 12,6 Prozent pro Jahrzehnt.
Die Klimakrise setzt den Walrossen zu
Walrosse nutzen die Eisflächen, um sich auszuruhen. Wenn ihnen die Eismassen nicht mehr zur Verfügung stehen, müssen sie an Land ruhen. Dafür müssen sie in der Regel weitere Strecken zurücklegen und benötigen mehr Energie, um zurück zu ihren Nahrungsplätzen zu gelangen.
Die steigenden Temperaturen führen auch dazu, dass der Arktische Ozean immer saurer wird, da er Kohlendioxid aus der Atmosphäre bindet. Dadurch wird es für Arten wie Krill, aber auch für Muscheln, Meeresschnecken und Krebse – die Hauptbeute der Walrosse – schwierig, ihre Schalen aufzubauen.
Hinzu kommt, dass die Arktis durch den Verlust des Meereises für Menschen leichter zugänglich wird. Das weckt Begehrlichkeiten und zunehmender Schiffsverkehr und industrielle Erschließung der Arktis stören die Walrosse.
Die Arktis ist ein riesiger und sich stetig verändernder Ort. Es ist schwer, alles im Blick zu behalten. Und so wissen die Wissenschaftler:innen noch nicht genug darüber, wie viele Walrosse welcher Unterart es gibt, wie sich ihr Bestand entwickelt und wie sich die Klimakrise auf sie auswirkt. Hier setzt das Citizen-Science-Projekt des WWF UK an.
Was ist Citizen Science?
Der Begriff kann grob mit „Bürgerwissenschaft“ übersetzt werden und bezeichnet ein Vorgehen der Forschung, bei dem wissenschaftliche Erkenntnisse von Laien gesammelt werden. So können Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel Beobachtungen in ihrer Umwelt melden oder große Datensätze online analysieren.
Jede:r kann Arktis-Forscher:in werden
Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus der gesamten Arktis-Region durchgeführt wird, läuft über einen Zeitraum von fünf Jahren. Es ermöglicht Jedem und Jeder, den Wissenschaftler:innen zu helfen und von Zuhause aus, am Computer oder Tablet, Walrosse zu zählen. Helfen Sie mit!
Die Forscher:innen wollen herausfinden, welche Auswirkungen der fortschreitende Klimawandel auf sie hat. Die Erkenntnisse wiederum sollen dabei helfen, die Zukunft dieser wichtigen Art zu sichern.
Wie funktioniert die Walross-Zählung?
Konkret geht es um die Walrosspopulationen im Atlantik und in der Laptev-Region, die mit Hilfe der Satellitenbilder untersucht werden sollen. Satelliten nehmen kontinuierlich Bilder der Erde auf. Anhand dieser hochauflösenden Bilder können die Wissenschaftler:innen die Bestände von Atlantischem und Laptew-Walross an bestimmten Orten zählen – doch die Datenmengen sind enorm. Die Satelliten stören die Walrosse nicht, und erfassen riesige Gebiete auf einmal, zu denen der Zugang normalerweise schwierig und zeitaufwändig wäre.
26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk
Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.
Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.
In der ersten Phase des Projekts, die im Jahr 2021 lief, konnte die Öffentlichkeit bereits dabei helfen, Satellitenbilder zu identifizieren, auf denen Walrosse zu sehen sind. Mehr als eine halbe Million Satellitenbilder wurden so untersucht. Die „Walross-Detektiv:innen" fanden auf 55 dieser Bilder Walrosse.
Die so vorsortieren Bilder sollen im nächsten Schritt genauer unter die Lupe genommen werden. Jetzt geht es dem Citizen-Science-Projekt darum, die Walrosse auf den Aufnahmen zu zählen und Punkte auf einzelne Walrosse zu setzen, wenn diese voneinander unterschieden werden können oder Umrisse um enge Gruppen zu zeichnen.
Zählen Sie Walrosse aus dem Weltall
Sie können helfen, in den Tausenden von Bildern, die von Satelliten über fünf Jahre hinweg gesammelt werden, nach Walrossen zu suchen. Alles, was Sie brauchen, um mitzumachen, ist ein Computer oder Tablet, Englischkenntnisse und eine Internetverbindung.
Die mit Hilfe der Öffentlichkeit für dieses Projekt gesammelten Informationen werden zusammen mit dem Wissen anderer Forschungsgruppen und lokaler und indigener Gemeinschaften in der Arktis entscheidend für den Schutz der Walrosse sein.
- Notruf vom Nordpol – Eisschmelze macht Walross, Rentier und Eisbär zu schaffen
- Arktis