Peru ist ein Land von unschätzbarem Wert – nicht nur wegen seiner Kultur und Geschichte, sondern weil es eine wahre Quelle des Lebens ist. Seine Wälder beherbergen neben zahlreichen Tier- und Pflanzenarten auch 2.250 indigene Gemeinden. 15 Millionen Hektar der landesweiten Waldfläche sind im Besitz von Indigenen oder werden von diesen verwaltet.
Mit mehr als 73 Millionen Hektar Wald steht Peru an weltweit neunter Stelle der Länder mit den größten Waldflächen. Doch hohe Abholzungsraten zugunsten etwa der Ausweitung der Landwirtschaft und der Gewinnung von Holz stehen an der Tagesordnung. Auf der anderen Seite, in den indigenen Territorien und Naturschutzgebieten, sieht die Realität völlig anders aus. Frauen aus indigenen Gemeinden schaffen es nicht nur, ihre Gebiete wirtschaftlich erfolgreich zu nutzen, sondern gleichzeitig auch zu erhalten – und somit direkt zum Klimaschutz beizutragen. Seit vielen Jahren unterstützt sie der WWF dabei.
Zwei Organisationen – eine Idee
Vor neun Jahren haben sich die beiden größten indigenen Organisationen in Peru zusammengetan. Ihr gemeinsames Ziel: Eine Initiative zu entwickeln, die indigene Völker zur ganzheitlichen, selbstbestimmten Verwaltung ihrer Territorien befähigt. MDE Saweto (El Mecanismo Dedicado Específico Saweto) sollte Projekte, die von Frauen geleitet werden, stärken, sichtbar machen und ihnen zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit verhelfen.
Mit Erfolg! In den letzten fünf Jahren hat MDE-Saweto 25 indigene Gemeinden mit von Frauen geführten Projekten begleitet. Die Unternehmungen werden allesamt von Müttern, Ehefrauen und Töchtern geleitet, die durch ihre Arbeit nicht nur überleben wollen, sondern damit auch ihre Gebiete schützen und selbst daran wachsen.
Frauen bekommen eine Stimme
Die unterstützten Projekte befassen sich beispielsweise mit der Produktion und dem Handel von Kakao, andere mit Handwerk, Tourismus oder Fischzucht.
Bei jedem einzelnen wurde sichergestellt, dass die Frauen Mitspracherecht haben und direkten Profit daraus ziehen. Für viele der Initiativen wurden Geschäftspläne entwickelt, um deren Nachhaltigkeit zu gewährleisten, Autonomie zu schaffen und die Verletzlichkeit der Frauen zu verringern. Einige schafften den Sprung zu einem richtigen Unternehmen.
„Wir erkennen ihr Recht auf Territorium an und fördern es, weil wir wissen, welche Auswirkungen sie auf die Ökosysteme des Amazonas haben. Die indigenen Gemeinschaften leben dort, wo die natürlichen Ressourcen vorhanden sind – und es ist offensichtlich, dass sie sich traditionell um die Wälder gekümmert haben. Diese harmonische Beziehung sollte gefördert und unterstützt werden.“
Erfolge in Ucayali und Amazonas
Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen machte die Maroti Shobo Association in Ucayali, dem zweitgrößten Departement Perus. Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeiten Frauen aus sechs verschiedenen indigenen Gemeinden zusammen an der Herstellung von Textilien und traditioneller Mode. Durch die Unterstützung konnten die Teilhaberinnen ihre Verkaufsräume verbessern, modernere Geräte für die Entwicklung und Herstellung ihrer Produkte anschaffen sowie ihre finanziellen Verwaltungskapazitäten optimieren.
Eine andere Erfolgsgeschichte ereignete sich in der indigenen Gemeinde Nazareth im Amazonas-Gebiet. Zunächst begannen einige Frauen – damals noch unter der Leitung von Männern – eine Fischzucht aufzubauen, um für genügend Nahrung in ihrer Gemeinschaft zu sorgen. Mit der Zeit bekamen die Frauen immer mehr Einfluss, leiten die Initiative seit nunmehr vier Jahren und planen aktuell sogar, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Nachhaltigkeit der Unternehmungen
Bei der Arbeit mit Indigenen setzt der WWF nicht auf kurzfristige Erfolge. Damit die Unternehmungen auch langfristig eine Chance haben, verbleiben die verbesserten technischen Kapazitäten in den Gemeinden.
Außerdem wird die Überwachung der Prozesse von den indigenen Organisationen selbst übernommen. So können wir in Zukunft hoffentlich noch viele Geschichten von selbstbestimmten und erfolgreichen Unternehmerinnen des Waldes erzählen.
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