Hierfür wurden der Amazonas-Regenwald und der Cerrado bereits in den vergangenen Jahrzehnten massiv gerodet. Gerodet wird all dieser Wald in Brasilien, um nicht nur Viehweiden zu schaffen, sondern auch Kaffee, Orangen, Zuckerrohr und nicht zuletzt Soja in großen Mengen für den Weltmarkt zu produzieren. Über 20 Millionen Hektar Sojaanbauflächen hat Brasilien – das ist mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands. Soja wird vor allem als Viehfutter exportiert. Allein für den Fleischkonsum in Deutschland werden in Brasilien für jeden Deutschen 300 Quadratmeter Land bewirtschaftet.
Brasilien könne die Welt ernähren, lautet die Botschaft der brasilianischen Agrar-Lobby: durch Waldrodungen und Produktionssteigerungen.
Wirtschaftlicher Unsinn
Weiter Naturwälder zu roden, ist nicht nur ökologischer, sondern auch wirtschaftlicher Unsinn. So gibt es in Brasilien etwa 60 Millionen Hektar unproduktives Land – brachliegende Flächen genauso wie degradierte Viehweiden. „Die könnten regeneriert und landwirtschaftlich genutzt werden, anstatt Brasilien weiter zu entwalden“, sagt WWF-Brasilien-Experte Roberto Maldonado. Das ist längst Alltag in der Agrarnation Brasilien.
Die dunklen Seiten des Agrar-Booms sind Trockenheit, Erosion, Grundwasserknappheit und Probleme mit Überdüngung, Pestiziden und genetisch veränderten Organismen. Deren katastrophale Folgen – und Kosten – kommen erst allmählich ans Tageslicht. Hinzu kommen große soziale Probleme, vor allem durch neu angelegte Rinderfarmen. Kleinbauern und Indigene werden vertrieben, als moderne Sklaven gehalten oder sogar umgebracht. Während die rohe Gewalt vom Staat zwar bekämpft wird, verlieren Kleinbauern und Indigene trotzdem ihr Land und werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Wegen dieses sozialen Skandals ist auch die katholische Kirche Brasiliens einer der stärksten Gegner der Waldgesetzreform.
- Brasilien: Kein Wachstum auf Kosten der Natur