Eine Studie von Forschern der britischen University of East Anglia belegt, dass die Bestände in Brasilien auf dem besten Weg sind, sich zu erholen. In einigen Regionen schlüpfen wieder neun Mal so viele Schildkröten wie Ende der 1970er Jahre. Die Population sei auf dem besten Wege, sich wieder komplett zu erholen, heißt es in der Studie.
Jetzt krabbeln sie wieder: Am Amazonas schlüpfen in diesen Wochen wieder Millionen Süßwasserschildkröten. Es handelt sich u.a. um Jungtiere der Arrauschildkröte (Podocnemis expansa) und der Terekay-Schienenschildkröte (Podocnemis unifilis). Beide Arten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Die jahrelangen Anstrengungen der Naturschützer:innen tragen offenbar Früchte. Daran ist auch der WWF Bolivien beteiligt. Dort geht der gepanzerte Babyboom auf ein 2007 gestartetes Projekt zum Schutz der beiden Schildkrötenarten zurück. Die Menschen aus den Dörfern der Umgebung wählen mit Unterstützung des WWF Uferbereiche als Rückzugsgebiete für die gepanzerten Reptilien aus. Diese Eiablageplätze werden von den lokalen Naturschützer:innen von August bis Januar bewacht. Nach dem Schlüpfen wird ein Teil der kleinen Schildkröten eingesammelt und auf andere Flussabschnitte verteilt. Sie erwartet ein harter Überlebenskampf. Denn sowohl die Eier selbst als auch die kleinen Schildkröten selbst sind eine leichte und beliebte Beute für Füchse, Raubvögel und sogar für Jaguare. Selbst wenn die Schildkrötenbabys den Fluss erreichen, sind sie keineswegs sicher: Im Wasser lauern Piranhas und Kaimane, die die frisch geschlüpften Jungtiere auf dem Speisezettel haben. Allerdings waren es nicht die tierischen Jäger, die die Reptilien an den Rand des Aussterbens gebracht haben.
Dorfbewohner als Wildhüter
„Schildkröten und ihre Eier sind sehr eiweißhaltig und gelten im gesamten Amazonasgebiet als Delikatesse. Insbesondere in der Trockenzeit ist es einfach, die Tiere zu fangen. In den vergangenen Jahrzehnten landeten so Millionen von Tieren im Kochtopf“, berichtet Dirk Embert vom WWF. Um die Schildkröten zu schützen, war es deshalb wichtig, gemeinsam mit den Menschen vor Ort Pläne zu entwickeln, die den Einheimischen die Nutzung der Tiere erlaubt und gleichzeitig ihr Überleben sichert. Dies sehen auch die Forscher von der University of East Anglia ähnlich. Entscheidend sei gewesen, örtliche Dorfbewohner als Wildhüter in den Schutz der Tiere einzubeziehen, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature Sustainability". "Die Studie zeigt, wie effektiv es ist, die Menschen vor Ort in die Lage zu versetzen, die Gebiete zu schützen", betont dort Carlos Peres, einer der beteiligten Wissenschaftler. Sich auf eine Handvoll Regierungsbeamte in den Städten zu verlassen, um fünf Millionen Quadratkilometer im Amazonasgebiet zu schützen, funktioniere meist nicht.
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