Was wäre gewonnen, wenn Palmöl durch andere pflanzliche Öle ersetzt würde? Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, den Auswirkungen des Palmölverbrauchs in Deutschland nachzuspüren und darzulegen, welche Auswirkungen eine Substitution von Palmöl durch andere pflanzliche Öle haben würde. (PDF, 4 MB)
Der weltweite Hunger nach Palmöl hat nach wie vor gewaltige negative Auswirkungen auf Mensch und Natur - es werden in großem Maße Regenwälder gerodet, bedrohte Arten wie der Orang-Utan vertrieben und Landnutzungsrechte missachtet.
Der WWF hat daher in der Studie „Auf der Ölspur“ untersucht, welche ökologischen Effekte es hätte, wenn Deutschland Palmöl boykottieren und austauschen würde. Das Ergebnis: Insbesondere ein unkritischer Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst die Probleme nicht, sondern verlagert und verschlimmert sie nur. Dies gilt insbesondere für den Austausch durch Kokos- oder Sojaöl. Es würde mehr Fläche benötigt, es entstünden mehr Treibhausgasemissionen, und die Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten nähme weltweit zu.
Lediglich bei einem Austausch von Palmöl durch heimische Öle aus Raps und Sonnenblumen würde die weltweite biologische Vielfalt weniger leiden. Aber auch dafür ist keine unbegrenzte Fläche vorhanden. Es führt daher kein Weg daran vorbei, den Anbau von Ölpflanzen ausnahmslos umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten. Gleichzeitig muss unser Bedarf drastisch gesenkt werden.
Deutschland verbraucht pro Jahr rund 1,8 Millionen Tonnen Palmöl. Der größte Anteil geht in Biodiesel (52 Prozent), dicht gefolgt von Nahrungs- und Futtermitteln (35 Prozent) sowie in die industrielle Verwendung etwa für pharmazeutische Produkte oder Reinigungsmittel (13 Prozent). Palmöl findet sich in fast jedem zweiten Supermarktprodukt von Margarine, Pizzen und Süßwaren bis zu Kosmetika und Waschmitteln. Rund 150.000 Tonnen landen darüber hinaus in den Futtertrögen der konventionellen Intensivtierhaltung.
Palmöl boykottieren und ersetzen?
Würde Deutschland das Palmöl komplett austauschen, wären laut WWF-Studie für die Gewinnung der „Ersatz-Pflanzenöle“ rund 1,4 Millionen Hektar mehr Anbaufläche notwendig. Zu dem Mehrbedarf an Fläche kommt es, weil keine andere Pflanze auf einem Hektar Land so hohe Öl-Erträge wie die Ölpalme erzielt. Raps, Kokos und Sonnenblume bringen im Durchschnitt nur rund 0,7 Tonnen Öl pro Hektar. Soja sogar noch weniger. Zum Vergleich: Die Ausbeute bei Ölpalmen liegt bei durchschnittlich 3,3 Tonnen pro Hektar.
Die gewaltigen negativen Auswirkungen des Palmöl-Anbaus auf Mensch und Natur zeigen, dass dringend ein ökologischer, ökonomischer und sozialer Kurswechsel vollzogen werden muss. Nicht nur der Palmöl-Anbau muss sich ändern, sondern auch unser Konsumverhalten.
Die positive Nachricht: Es könnten rund 50 Prozent des deutschen Palmöl-Verbrauchs eingespart werden, wenn auf Palmöl als Biokraftstoff verzichtet und ein bewussterer Verbrauch von Konsumgütern wie Schokolade, Süß- und Knabberwaren, Fertiggerichten und Fleisch etabliert würde. Und das wäre nicht nur gut für die Umwelt sondern auch für unsere Gesundheit.
Empfehlungen für Verbraucher:innen
22 Prozent des deutschen Bedarfs an Palmöl finden sich in weiterverarbeiteten Lebensmitteln und Konsumgütern wie Schokolade, Knabberwaren, Pizzen und anderen Fertiggerichten. Daher empfiehlt der WWF:
- frische Lebensmittel statt Fertigprodukte
- weniger Süßes und Fettiges
- weniger und dafür besseres Fleisch, denn 13 Prozent des nach Deutschland importierten Palmöls fließen in Futtermittel für Rinder, Geflügel und Schweine
- Kauf von zertifizierten Produkten, d.h. bestenfalls Bio-Produkte; ansonsten Produkte, die zumindest nach dem RSPO-Standard zertifiziert sind
- umweltfreundlicher Verkehr ist auch palmölarmer Verkehr: Fahrrad statt Auto, öffentliche Verkehrsmittel und Videokonferenz statt Geschäftsreise. Die richtige Wahl trägt auch zur sinkenden Nachfrage nach Palmöl bei.
Forderungen an die Politik:
- Alle Importe von Palmöl müssen an strenge, ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien geknüpft werden
- Da Unternehmen freiwillig nicht nachhaltig umdenken, wird ein Lieferkettengesetz für Deutschland und die EU benötigt, das Unternehmen zur Achtung von Umweltstandards und Menschenrechten in ihren Wertschöpfungsketten verpflichtet, und damit Wälder und andere artenreiche Ökosysteme schützt.
- Verzicht auf Palmöl als Biokraftstoff durchsetzen und im Verkehrsbereich den Fokus auf Einsparungen, Verkehrsvermeidung, drastische Reduktion des Energiebedarfs sowie Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und alternative Antriebe (Elektrifizierung) legen.
Forderungen an Unternehmen:
- sofort auf 100 Prozent physisch zertifiziertes Palmöl umsteigen (SG), noch besser Palmöl, dass nach den Kriterien der Palm Oil Innovators Group (POIG) verifiziert ist
- Unterstützung von Kleinbauern vor Ort sowie Förderung einer besseren Einbindung von Kleinbauern in Lieferketten
- Unterstützung von Landschaftsansätzen, Naturschutz- und Renaturierungsprojekten in Palmöl produzierenden Regionen
- Lieferanten in die Pflicht nehmen und nur von solchen beziehen, die ein Verbot von Entwaldung und Umwandlung von natürlichen Flächen (wie Savannen) umsetzen
- Gewährleistung der Rückverfolgbarkeit und Transparenz in den Lieferketten – bis zur Palmölmühle oder auf Plantagenebene - um ökologische und soziale Risiken zu kontrollieren und bei Verstößen Lieferanten ausschließen zu können
- Politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Entwaldung, sowie regulative Maßnahmen unterstützen
- Mitwirkung bei Initiativen, deren Ziel es ist, bestehende Zertifizierungssysteme zu verbessern, wie das Forum nachhaltiges Palmöl und die Palm Oil Innovators Group.
- WWF-Blog: Kein Palmöl ist auch keine Lösung...