Die Entwaldung wichtiger Ökosysteme hängt häufig mit der Produktion sogenannter kritischer Rohstoffe wie Palmöl, Kautschuk, Rindfleisch oder Soja zusammen - meist finanziert durch nationale und regionale Banken.

Kleinbauer zeigt Palmfrüchte © James Morgan / WWF
Palmfrüchte: eine wichtige Einkommensquelle, aber auch ein Entwaldungstreiber © James Morgan / WWF

In Lateinamerika und Südostasien führt dies zu einer voranschreitenden Entwaldung wichtiger Ökosysteme - oft unterstützt durch den Finanzsektor. Die Produktion sogenannter kritischer Rohstoffe wie Palmöl, Kautschuk, Rindfleisch oder Soja in diesen Regionen wird fast ausschließlich durch nationale und regionale Banken finanziert, die somit nicht nur im direkten Zusammenhang mit Entwaldung stehen, sondern auch eine wichtige Hebelwirkung haben dieser entgegenzuwirken.

Der Finanzsektor ermöglicht es nicht nur Ölfirmen, in der Arktis zu bohren, oder Agrarunternehmen Wälder abzuholzen. Banken sind auch der Schlüssel, um unsere Häuser energieeffizient zu gestalten, nachhaltige Innovationen voranzutreiben, Landschaften wiederherzustellen oder Kleinbauern dabei zu unterstützen, ihre Erträge nachhaltig zu steigern. Finanzierungsentscheidungen steuern, was in der Wirtschaft heute passiert. Und morgen passieren wird. Mit den Sustainable Development Goals und dem Pariser Abkommen sind wichtige Ziele für unsere zukünftige Entwicklung gesetzt. Nun muss auch der Finanzsektor seine Verantwortung wahrnehmen und diese Transformation gezielt mitgestalten.

Nachhaltigkeit als fester Bestandteil der Bankenstrategien

Daher arbeitet der WWF daran, neben wirtschaftlichen auch Umwelt- und soziale Kriterien fest in das Finanz- und Bankenwesen zu integrieren. Nachhaltigkeit muss ein fester Bestandteil der Strategien von Banken werden und „braune“ Ausschlusskriterien sowie „grüne“ Positivkriterien müssen eine entscheidende Rolle in Finanzierungsentscheidungen und Finanzprodukten für den Land- und Forstwirtschaftssektor spielen.

Die sechs Säulen der Integration von Nachhaltigkeit:

Reisstiele zum Einpflanzen © Shutterstock SantiPhotoSS
Die Hauptantriebskraft der landwirtschaftlichen Produktion in ASEAN ist die Flächenexpansion © Shutterstock SantiPhotoSS

In der Zusammenarbeit mit Banken haben wir sechs Säulen der Nachhaltigkeit erarbeitet (Purpose, Policies, Processes, People, Products, Portfolio), um die Integration von Umwelt- und soziale (E&S) Kriterien voranzutreiben, zu unterstützen und zu vergleichen:

  1. Banken entwickeln eine übergreifende Nachhaltigkeitsstrategie und erkennen ihre Rolle als Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft an (Purpose).
  2. Sie entwickeln spezifische Richtlinien (Policies) und…
  3. ...interne Prozesse für die Zusammenarbeit mit ihren Kunden (Processes).
  4. Mitarbeiter:innen werden geschult, klare Rollen und Verantwortlichkeiten sind definiert, mit Aufsicht und Rechenschaftspflicht auf höchster Ebene (People).
  5. Über das E&S-Risikomanagement hinaus sollten Banken Chancen nutzen, um innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die ihre Kund:innen bei der Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung unterstützen (Products).
  6. Um Risiken und Chancen auf Unternehmensebene zu managen und sicherzustellen, dass das Geschäftsmodell einer Bank mit den internationalen Zielen der nachhaltigen Entwicklung in Einklang steht, werden soziale und Umweltrisiken sowie Chancen auf Portfolioebene bewertet (Portfolio).

Der Bankensektor in Südostasien

Gummi extrahieren © Nicolas Villaume / WWF US
Gummi extrahieren © Nicolas Villaume / WWF US

Aktuell liegt der Fokus unserer Arbeit auf dem Bankensektor in Südostasien. Hier setzen wir zusammen mit den nationalen WWF-Büros Trainings und Workshops um - sowohl mit Bankenaufsichten als auch mit nationalen und regionalen Banken.

Seit vier Jahren bewerten wir mittlerweile jährlich die größten nationalen und regionalen Banken in der Region Südostasien und veröffentlichen die Ergebnisse auf dem Online Tool SUSBA. Aktuell haben beispielsweise drei der überprüften Banken öffentliche Richtlinien die ihre Kunden verpflichten Entwaldung auszuschließen.

2020 ist hierzu auch eine Analyse der bestehenden Verordnungen und Guidelines für den Bankensektor dazugekommen.

Erste Erfolge und noch mehr Luft nach oben

Gummilatex verladen © Hkun Lat / WWF Myanmar
Gummilatex verladen © Hkun Lat / WWF Myanmar

In mehreren der untersuchten Länder gibt es mittlerweile Verordnungen und Richtlinien für Nachhaltigkeit im Finanzmarkt, an deren Erarbeitung der WWF beteiligt war. In Indonesien und den Philippinen wurden beispielsweise wegweisende verpflichtende Verordnungen für den Finanzsektor veröffentlicht. In den Philippinen sind in diesem Zusammenhang Banken nun auch verpflichtet, Transformationspläne bei der Zentralbank einzureichen. Außerdem gibt es in Malaysia eine Verordnung für islamische Finanzinstitutionen und Richtlinien in Thailand. Der WWF hat im Dezember 2019 eine Analyse der damals bestehenden Richtlinien und Verordnungen veröffentlicht: SUSREG.

Um einen kontinuierlichen Austausch der „Willigen“ voranzubringen, unterstützt der WWF Dialogforen zu Nachhaltigkeit im Finanzsektor. In Indonesien ist die „Indonesia Sustainable Finance Initiative“ mittlerweile ein fester und wichtiger Bestandteil des Finanzmarktes. In Malaysia wurde 2020 die „Malaysia Sustainable Finance Group“ gegründet.

Es ist also ein starkes Momentum hin zu mehr Nachhaltigkeit im Finanzsektor zu beobachten – jedoch mit viel Luft nach oben. Insbesondere Banken müssen häufig noch aufholen. In den letzten war ein zentrales Nachhaltigkeitsthema im Finanzsektor der Klimawandel und die Finanzierung von Sektoren, die durch deren Ausstoß von Treibhausgasen diesen befeuern. Diese Diskussion weitet sich aktuell rapide auf Sektoren aus, die zum Verlust der Artenvielfalt beitragen.

 

Das Projekt ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI). Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) fördert die Initiative aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.