Die Klimakrise und das weltweite Artensterben sind zwei der größten Bedrohungen für uns Menschen und unseren Planeten. Umweltkriminalität ist mit beiden Bedrohungen eng verknüpft und wirkt wie ein Brandbeschleuniger. In einem grenzüberschreitenden, vom Bundesumweltministerium (BMUV) finanzierten Projekt, gehen der WWF und INTERPOL erstmals gemeinsam gegen die internationale Umweltkriminalität vor.

Umweltkriminalität ist ein bisher unterschätztes Problem, obwohl sie eines der lukrativsten kriminellen Geschäftsfelder weltweit ist. INTERPOL zufolge rangiert sie nach der Fälschungskriminalität und dem Drogenhandel auf Platz drei – Kriminelle erzielen mit ihr jährlich illegale Gewinne in Milliardenhöhe. Für kriminelle Netzwerke ist Umweltkriminalität besonders attraktiv, weil sie hohe Gewinne verspricht, bei gleichzeitig häufig geringer Strafverfolgung und geringen Strafen.

Umweltkriminalität umfasst eine Vielzahl illegaler Handlungen, die Ökosysteme, Tiere oder Pflanzen sowie das Klima schädigen. Dazu gehören der illegale Holzeinschlag, der illegale Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten, illegaler Bergbau, aber auch die illegale Entsorgung von zum Teil gefährlichen Abfällen – auch hierzulande ein Problem. 

Umweltkriminalität bedroht auch WWF-Projekte

Der Amazonas ist mehr denn je von Abholzung bedroht © Michael Dantas / WWF-Brasilien
Der Amazonas ist mehr denn je von Abholzung bedroht © Michael Dantas / WWF-Brasilien

In den WWF-Projektregionen bedroht die Umweltkriminalität unmittelbar die Erfolge des WWF. So sind zum Beispiel mühsam erkämpfte Nationalparks und andere Schutzgebiete vor Wilderei und illegalem Holzeinschlag oft nicht sicher. Ein massives Problem, denn die Entwaldung ist eine der größten vom Menschen verursachten CO2-Emissionsquellen. Gleichzeitig sind Wälder die Land-Ökosysteme mit der höchsten Artendichte.

Die Entwaldung findet vor allem in tropischen Ländern statt, laut INTERPOL sind die illegalen Aktivitäten dort besonders hoch. Wir können die Entwaldung also nur aufhalten, wenn es auch wirksame Maßnahmen gegen den illegalen Holzeinschlag gibt. 

Ein weiteres Beispiel für Umweltkriminalität ist die illegale Fischerei: Bemühungen, die Überfischung einzudämmen und zu regulieren, laufen ins Leere, wenn ein relevanter Teil der Fischerei illegal und damit unreguliert stattfindet.

Auch in Deutschland ein Problem

Johannes Zahnen mit Produktproben im WWF-Keller © WWF
Johannes Zahnen mit Produktproben im WWF-Keller © WWF

Umweltkriminalität ist ein globales Phänomen, das nicht nur „weit weg“ auftritt, sondern auch in Deutschland. Die illegale Entsorgung von zum Teil gefährlichen Abfällen ist nur ein Beispiel: Laut einem Bericht des Deutschen Bundestages musste beispielsweise der Südbrandenburgische Abfallzweckverband allein im Jahr 2019 rund 1.000 Tonnen illegal abgelagerte Abfälle entsorgen, darunter 76 Tonnen Asbest.

Aber auch auf anderen Wegen kommt jeder Einzelne in Deutschland mit Umweltkriminalität in Berührung: Durch den globalen Handel landen illegale Produkte auch bei uns. Seit 2009 führt der WWF Deutschland regelmäßig Marktanalysen zu Holz- und Papierprodukten in Deutschland durch. Bei fast jeder Marktanalyse fand der WWF Deutschland Produkte, die als hochkritisch eingestuft wurden und mit hoher Wahrscheinlichkeit einen illegalen Hintergrund haben.

Ein Beispiel: Grillkohle. In rund 40 Prozent der in Deutschland verkauften Grillkohle fand sich Tropenholz – eine der wichtigsten Quellen für die EU ist Nigeria, ein Land mit sehr hoher Entwaldungsrate und illegalem Holzeinschlag. Es gab sogar ein Produkt mit der Aufschrift „kein Tropenholz“, das ausschließlich aus Tropenholz bestand.

Effektivere Strafverfolgung im Kampf gegen Umweltkriminalität

Indigene Gruppe vor dem Nationalkongress in Brasilia während des Free Land Camp 2023 © Edgar Kanaykõ / WWF Brazil
Indigene Gruppe vor dem Nationalkongress in Brasilia während des Free Land Camp 2023 © Edgar Kanaykõ / WWF Brazil

Um unsere Umwelt besser zu schützen, brauchen wir dringend eine effizientere Strafverfolgung im Bereich der Umweltkriminalität. Das vom BMUV im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) finanzierte Projekt bietet jetzt die Möglichkeit, diesen wichtigen Bereich zu stärken.   

Über einen Zeitraum von drei Jahren sollen durch die Zusammenarbeit von WWF und INTERPOL grenzüberschreitende Straftaten mit erheblichen negativen Auswirkungen auf Klima, Biodiversität und Umwelt aufgedeckt und verhindert werden. Die Zusammenarbeit erstreckt sich auf die Bereiche Fischerei, Abholzung, Bergbau, Umweltverschmutzung und Wildartenhandel.  

Das Projekt stärkt nicht nur die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, sondern soll auch zivilgesellschaftliche Organisationen, die bereits im Bereich Aufdeckung und Verfolgung von Umweltdelikten tätig sind, besser schützen. Denn die Strafverfolgungsbehörden stützen sich bei einem relevanten Teil der Ermittlungen im Bereich der Umweltkriminalität auf Recherchen von Umwelt- oder Menschenrechtsorganisationen. Gerade diese sind aber besonderen Risiken ausgesetzt. Aus diesem Grund wird der WWF in diesem Projekt in zwei Ländern in der Amazonasregion und im Kongo-Becken Kontakt zu Umwelt- oder Menschenrechtsorganisationen aufnehmen, um über Möglichkeiten der Risikominimierung zu informieren.

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„Dieses Projekt rückt mit der Umweltkriminalität ein bisher stark unterschätztes Phänomen in den Fokus. Illegale Entwaldung, Fischerei und Bergbau tragen erheblich zu Erderhitzung und Artenschwund bei und bedrohen damit massiv unsere menschlichen Lebensgrundlagen. Mit der Kooperation von BMUV, Interpol und WWF wollen wir Machenschaften krimineller Gruppen aufdecken, die viel zu häufig straffrei ausgehen. Die Zerstörung von Umwelt und Biodiversität aus Profitgier ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein ernstzunehmendes Verbrechen mit lokalen wie globalen Konsequenzen für Mensch und Natur.“

Heike Vesper, Vorstand Transformation Politik & Wirtschaft beim WWF Deutschland

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